Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venedig sehen und stehlen

Venedig sehen und stehlen

Titel: Venedig sehen und stehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
Vom Netzwerk:
Schillaci und sortierte, in ein Selbstgespräch vertieft, ihre Schlüssel. Hinter ihr fiel die Haustür ins Schloss. Ihr graues Haar schimmerte in der kalten Treppenhausbeleuchtung violett. Unsicher griff sie mit einer Hand zum Geländer. Dann erst bemerkte die Signora sie.
    »Buona sera« , sagte Zoe betont fröhlich.
    Francesca fest umarmend nickte Harry ihr freundlich zu. »Buona sera. «
    Mit diesen Worten stolperten sie auch schon weiter, bevor Signora Schillaci die Treppe betreten konnte.
    »Sera« , krächzte die Signora.
    »V-vino« , stotterte Harry, als sie unten angekommen waren. Mit einem Nicken deutete er in Richtung Franca. » Molto … ähhh … too much wine. «
    Signora Schillaci sah sie verständnislos durch ihre Brille mit den goldenen Applikationen an, und Harry und Zoe sahen zu, dass sie mit ihrer Begleitung durch die Haustür nach draußen kamen.
     
    Sie hatten beschlossen, dass sie sich, zusammen mit Franca, auch der Tatwaffe, des Murano-Karpfens, Francas Pistole und des venezianischen Läufers entledigen wollten. Der Teppich war auch ohne das Blut reichlich versifft. Giovanni-Dieter konnte eigentlich froh sein, dass er ihn los war. Harry hatte den zusammengerollten Läufer und den Glaskoi bereits vorher im Boot verstaut. Der kapitale Fisch verschwand fast vollständig in der Standa-Tüte. Nur die todbringende Schwanzflosse lugte zwischen den Tragegriffen hervor. Franca ins Boot zu bekommen war nicht unbedingt einfacher, als sie die Treppe hinunterzubugsieren. Harry fasste sie kurz entschlossen von hinten unter den Armen und hob sie die paar Treppenstufen hinab zum Boot. Dabei sah er immer wieder die Fondamenta entlang und auf die gegenüberliegenden Häuser, ob sie auch wirklich unbeobachtet waren. Irgendwie schien er damit zu rechnen, dass Giovanni-Dieter, Britt Benning oder einer von den anderen Kunstfreunden jeden Moment um die Ecke kommen könnten. Zoe war schon ins Boot geklettert und nahm nun, mühsam das Gleichgewicht in dem schaukelnden Kahn haltend, Francas Beine in Empfang. Die Absätze der Cowboystiefeletten blieben dabei kurz am Bootsrand hängen.
    »Hast du sie?«, rief Harry mit gepresster Stimme. Um selbst in das Boot zu kommen, musste er die Tote für einen Moment loslassen.
    »Okay, ich hab sie!«
    Doch sie hatte sie nicht. Zoe konnte Franca nicht halten. Fast wäre sie gekentert und Arm in Arm mit der bleichen Franca in die faulig stinkende Brühe des Rio del Trapolin gefallen. Im letzten Moment drehte Zoe sich zur Seite und Francas Körper fiel ungebremst in das Boot hinein. Harry war an Bord gesprungen.
    »Verdammt noch mal, pass doch auf!«
    »Stupid, Harry, ich passe auf, aber ich will hier selber auch nicht über Bord gehen!«
    Mit vereinten Kräften drehten sie Franca jetzt herum und setzten sie ins Bug des Bootes. Plötzlich erstarrte Harry. Auf der gegenüberliegenden Kanalseite stand jemand. Er kannte den Typen und der Typ kannte ihn leider auch. Es war der kleine Sachse von heute Mittag. Auch das noch!
    »Des gibs doch gor ni. Ich habs doch glei gesähn. Ja, subbr! Sie sinn meine Reddung!«
    Der Typ war sichtlich erfreut, Harry zu sehen, und turnte aufgelöst auf den gegenüberliegenden Fondamenta herum.
    »Ja, wir kennen uns doch«, rief Harry etwas lahm, während er versuchte, die langsam wegrutschende Franca zu verdecken. Zoe setzte sich sofort neben sie und hakte sie unter. Sie tat so, als wenn sie sich um ihre betrunkene Freundin kümmerte.
    »Mir is ferleicht was bassiert«, rief der Hänfling laut.
    »Meine Gruppe hat mich in Murano sitzn gelassen. Das is die Insel mit dänm Glas.«
    »Ich weiß«, stöhnte Harry. Zum Small Talk war er im Augenblick gar nicht aufgelegt. Außerdem war sein Bedarf an Muranoglas für heute gedeckt.
    »Ich habb das Schiff noch abfohrn sehen. Mir hattn da so eene Vorfiehrung in der Werkstatt von so nem Glosbläser.«
    Harry nickte abwesend und widmete sich konzentriert dem Außenborder. Er öffnete den Benzinhahn, zog den Choke und versuchte den Motor anzuwerfen.
    »Jetzt muss’ch zum Bahnhof zurück. Mir sin ja das ärschte Mol in Idalien«, hallte es weit im breitesten Sächsisch über den Kanal.
    Die Kerl ließ nicht locker. Harry zog wiederholt an dem Seil, mit dem man den Motor startete. Die Maschine wollte einfach nicht anspringen. Dem Reißen folgte immer nur ein metallisches Klickern.
    »Die guude Frau ist aber och ganz scheen hinüber.« Der Sachse deutete auf die tote Franca.
    »Unsere Freundin ist leider vollkommen

Weitere Kostenlose Bücher