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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Sie vorhaben hierzubleiben, wäre es nötig, mehr Diener zu engagieren."
    Er sprach in seiner üblichen ausdruckslosen Art, aber Damerei schaute von seinem Glas auf, das er mit beiden Händen umschlossen hielt.
    „Aber vermutlich werden wir nach dem zweiten Herbstrennen nicht hierher zurückkehren", fuhr Marston fort, seine Aufmerksamkeit immer noch auf die Kerzen gerichtet. „Was mich daran erinnert, Mylord, dass ich vielleicht Hanbury schreiben sollte, an welchem Datum Sie in der Jagdhütte anzukommen gedenken und ob Sie Gesellschaft mitbringen."
    „Ich habe nicht darüber nachgedacht."
    „Nein, Mylord. Bei dem so bemerkenswert warmen Wetter ist man sich kaum bewusst, dass wir bald November haben", stimmte ihm Marston zu. „Und die Herbstrennen, meine ich ..."
    „Ich fahre nicht nach Newmarket." Damerei nahm einen Schluck Brandy, lachte nach einer Weile kurz auf und sagte: „Du beschwindelst mich nicht, weißt du. Du meinst, ich sollte hinfahren, nicht?"
    „Ich habe eigentlich angenommen, dass Sie fahren würden, Sir - wenn Sie ein Pferd im Rennen haben."
    „Ich habe zwei Pferde angemeldet und herzlich wenig Hoffnung für beide." Damerei trank wieder und leerte sein Glas. Er verzog den Mund, aber mehr in Hohn als zu einem Lächeln. „Sonst noch Pläne für mich?", fragte er. „Newmarket - Leicestershire - und was dann?" Marston schaute auf ihn hinunter, sagte aber nichts. „Sollen wir in die Brook Street fahren, oder sollen wir zu einer Reise starten, irgendwohin, was wir noch nicht gesehen haben? Wir könnten von beidem gleich leicht gelangweilt werden."
    „Nicht, wie ich Eure Lordschaft kenne!", antwortete Marston mit einem Schimmer von Humor. „Ich glaube nicht, dass ich je mit Ihnen irgendwohin ging, ohne dass Sie in irgendeine Patsche geraten wären, und was mich betrifft, so habe ich nie die Zeit gefunden, mich zu langweilen. Wenn ich nicht darauf gewartet habe, mit einem Schiff unterzugehen, dann hoffte ich entweder zu Gott, dass wir einen Haufen mörderischer Heiden überzeugen konnten, wir seien ihnen freundlich gesinnt, oder fragte mich, wie lange es wohl dauern würde, bevor ich mich in einen Sack genäht und im Bosporus ersäuft finden würde!"
    „Ich glaube, damals bin ich einer Gefangennahme so ziemlich am nächsten gekommen", sagte Damerei und grinste bei der Erinnerung. „Ich habe dich zu meiner Zeit in eine Menge Klemmen gebracht - aber man wird älter, Marston."
    „Ja, Mylord, aber nicht so alt, dass Sie mich nicht in noch hübsch ein paar mehr bringen könnten, darf ich behaupten."
    „Oder mich selbst?", sagte Damerei. „Du glaubst, ich stecke soeben wieder in einer, nicht? Du kannst recht haben -verdammt will ich sein, wenn ich das selber weiß!" Er streckte die Hand nach der Karaffe aus und kippte sie über sein Glas, wobei er Brandy verschüttete. „O Gott! Wisch es auf, sonst ist Imber überzeugt, ich bin sternhagelvoll! Das bin ich nicht - nur achtlos!" Er warf sich wieder in seinen Stuhl zurück und verfiel eine Zeit lang in brütendes Schweigen, während Marston einen Vorwand, noch länger zu verweilen, darin fand, dass er sorgfältig die einzelnen Stücke des Service auf der Anrichte aufreihte. Es gelang ihm, Damerei aus den Augenwinkeln hervor zu beobachten; der Ausdruck auf seinem Gesicht gefiel ihm gar nicht und war ihm etwas rätselhaft. Er nahm diese Sache schwer, und das sah ihm nicht ähnlich, denn er war ein sorgloser Liebhaber, der sich leichten Herzens in seine zahlreichen Abenteuer begab und schon zu Beginn deren Ende vorhersah und dabei nicht sehr wählerisch war. Er war ein bezaubernder Beschützer und pflegte den Launen seiner anspruchsvollen Geliebten bis zum Äußersten nachzugeben. Aber niemand, der seine Unbekümmertheit beim Abschied erlebt hatte oder wie zynisch er Falschheit akzeptierte, konnte daran zweifeln, dass er die Frauen geringschätzte. Dieser Blick äußerster Schwermut war Marston fremd und beunruhigte ihn.
    Wieder hob Damerei sein Glas und trank nachdenklich. „Der König von Babylon, oder war's ein äthiopischer?", sagte er. „Welcher war's, Marston? Welcher?"
    „Das kann ich Ihnen nicht sagen, Sir, da mir der König von Babylon nicht vertraut ist."
    „Nein? Er stand am Kreuzweg, aber ich habe nicht die leiseste Ahnung, welchen Weg er einschlug oder was ihm zustieß. Wir brauchen Mrs. Priddy, um uns da aufzuklären. Nicht, dass ich meine, sie würde meinen Fall hoffnungsvoll betrachten oder glauben, es gäbe die geringste Chance,

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