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Venezianische Verlobung

Venezianische Verlobung

Titel: Venezianische Verlobung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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sie genau weiß, was sie tut. Dem kann ich meine Achtung nicht versagen. Den Speisenaufzug brauche ich dir wahrscheinlich nicht zu beschreiben. Alessandro erwähnt ihn mehrmals täglich.» Die Contessa stieß einen theatralischen Seufzer aus, so als wäre sie höchstpersönlich gezwungen, schwere Tabletts durch das Treppenhaus zu schleppen. «Was ich ihm nicht verdenken kann.»
    «Natürlich nicht», sagte Tron.
    «Übrigens hatte ich den Eindruck, dass die Achtung, die ich der Principessa und ihrem Speisenaufzug entgegenbringe, durchaus auf Gegenseitigkeit beruht.» Die Befriedigung, mit der die Contessa diesen Satz aussprach, hatte etwas Irritierendes.
    «Und woran befestigt sich dieser Eindruck?», erkundigte sich Tron.
    «Sie hat mit der größten Hochachtung von meinen  Maskenbällen gesprochen», sagte die Contessa. Sie senkte einen Moment lang die Lider, als würde sie sich alle die glanzvollen Namen auf ihrer Gästeliste vor Augen führen: den Comte de Chambord, den Großfürsten und die Groß fürstin Trubezkoj, die Gräfin Hohenembs. «Und sie hat mit sehr viel Taktgefühl angefragt, ob ich schon einmal daran gedacht hätte, einen zweiten Maskenball im Februar zu veranstalten.»
    «Was hast du ihr geantwortet?»

    «Dass ich es für kleinlich hielte, mich dieser Idee zu verschließen. Zumal die Principessa für alle Kosten aufkommen würde.»
    Tron räusperte sich. «Vermutlich hat sie den Wunsch  geäußert, auf die Gästeliste Einfluss zu nehmen.»
    Die Contessa nickte. «Sie hat eine Andeutung in diese  Richtung gemacht. Aber ich kann darin keinen Nachteil  für uns erkennen.»
    «Es wird sich dabei im Wesentlichen um Geschäftspartner der Principessa handeln», sagte Tron. Er lächelte.
    Der Ton, in dem er das Wort Geschäftspartner ausgesprochen hatte, schien der Contessa zu missfallen.
    «Du selbst hast mir gegenüber erwähnt, dass zu ihren geschäftlichen Kontakten unter anderem der Erzherzog Maximilian gehört», sagte sie. «Wo ist das Problem, Alvise?
    Wer hat denn immer beklagt, dass dieser Maskenball ein  reines Verlustgeschäft ist? Aber genau das wird er in Zukunft nicht mehr sein. Er wird uns Geld bringen.» Sie machte eine kurze Pause, um die Wirkung dieser Feststellung zu verstärken. Dann fügte sie etwas hinzu, das Tron nicht verstand. «Ich hatte daran gedacht, anlässlich des Balles unser Treppenhaus entsprechend zu dekorieren.»
    «Das Treppenhaus, äh, dekorieren ?»
    «Ausschmücken. Zur Schau stellen. Eben dekorieren.»
    Die Contessa sprach, als wollte sie sich einem geistig Behinderten verständlich machen.
    «Und womit?»
    «Mit unseren Produkten. In einer Vitrine auf dem ersten Treppenabsatz und im Vestibül. Ich hatte in Erwägung gezogen, vor dem Tanz ein paar Worte zu den Gästen zu sagen.»
    «Worüber?»

    «Über die Traditionen des Hauses Tron», sagte die Contessa. «Über unsere Wurzeln. Den Quell unseres Reichtums.»
    «Ein paar Worte, die du eben schon mal geübt hast.»
    Die Contessa nickte. «Allerdings. Geschäftlicher Erfolg beruht auf gründlicher Vorbereitung. Alessandro sieht das genauso. Er hat freundlicherweise so getan, als wäre er eine größere Menschenmenge. Hat die Principessa mit dir nicht über ihre Pläne gesprochen?»
    Tron seufzte. «Sie wollte die Heirat und ihre Umsied lung in den Palazzo Tron mit der Wiederbelebung unserer Glasfabrikation verknüpfen.»
    «Du sagst das so herablassend. Was völlig unpassend ist, Alvise.»
    «Der Palazzo Tron ist keine Aktiengesellschaft», sagte  Tron. Obwohl er wusste, dass es die Contessa nicht interessierte, setzte er noch hinzu: «Genauso wie der Emporio della Poesia kein Anzeigenblättchen ist.»
    Die Contessa ging darüber hinweg. «Ich habe der Principessa jedenfalls versprochen», sagte sie, «ihr die letzte Gästeliste zu zeigen. Ein paar Namen habe ich ihr bereits aufgezählt, und sie war außerordentlich angetan. Sie bemerkte, es würde sich bei meinen Gästen um hervorragende Multiplikatoren handeln.»
    Das hörte sich jetzt nach höherer Mathematik an – ein  Fach, in dem Tron am Seminano Patriarchale nie geglänzt hatte. Tron beugte sich nach vorne. «Es handelt sich um was, bitte?»
    «Das Wort ist Multiplikatoren, Alvise.» Ihn traf ein Blick, als wäre er ein begriffsstutziger Erstklässler.
    «Und was ist das, bitte schön?»
    «Leute von Rang und Einfluss. Deren Geschmack und  deren Lebensführung das Kaufverhalten der breiten Massen bestimmen.»
    Kaufverhalten – wieder ein neues

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