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Venezianische Verlobung

Venezianische Verlobung

Titel: Venezianische Verlobung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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gläserne Schalen, gläserne Dosen, zwei glä serne Gondeln und ein halbes Dutzend gläserner Briefbeschwerer – alles arrangiert wie Produkte auf einer Verkaufsausstellung.
    Ertappt, dachte Tron. Er wusste zwar nicht, wobei er die Contessa und Alessandro ertappt hatte, aber dass sie ihn beide anstarrten, als hätte gerade ein Gespenst den Salon betreten, und sich dann einen verlegenen Blick zuwarfen, schien ein klarer Beweis dafür zu sein, dass er sie bei etwas ertappt hatte.
    Tron lächelte, um die Situation zu entspannen. «Störe  ich?»
    Die Contessa schüttelte den Kopf. «Nein, absolut nicht.»
    «Darf ich fragen, was ihr hier macht?»
    «Wir überprüfen die Glasbestände», sagte die Contessa  lahm.
    Tron räusperte sich. «Ihr überprüft die Glasbestände? »
    Wieder warf die Contessa Alessandro einen schnellen  Blick zu. Dann zuckte sie resigniert die Achseln und sagte:
    «Setz dich, Alvise.»
    Sie ließ sich in einen der Fauteuils fallen, wobei sie das Glas auf dem Tisch – die Produkte, wie Tron unwillkürlich denken musste – zum Klirren brachte.
    «Soll Alessandro dir einen Kaffee bringen?» Jetzt klang die Stimme der Contessa, die sich eben noch schuldbewusst und irritiert angehört hatte, wieder völlig normal – fast sogar ein wenig angriffslustig.
    Tron begriff, dass es ihr nur darauf ankam, mit ihm allein zu sein. Er nickte.
    Als Alessandro den Salon verlassen hatte, wies die Contessa mit einer Hand zum Fenster. «Was siehst du da, Alvise?»
    Tron drehte sich zur Seite. Er sah zwischen den aufge zogenen Vorhängen das Fenster, dessen verzogenen Rah men, dahinter ein sehr dunkles Grau, in dem, kaum zu erkennen, mehrere helle Punkte schimmerten – die Fenster des Palazzo Marcello auf der anderen Seite des Canalazzo.
    Tron sagte: «Ich sehe ein Fenster und einen Vorhang.»
    Ein dünnes Lächeln geisterte um die Mundwinkel der  Contessa. «Genau das hatte ich erwartet. Dass du nicht  mehr siehst.» Sie seufzte. « Ich sehe ein Fenster, das beschlagen ist. An dem das Wasser herabläuft. Ein Fenster, auf dem sich Eisblumen bilden werden, wenn es kälter wird. Und ich sehe Vorhänge, über die sich bereits vor vierzig Jahren die Motten hergemacht haben.»
    «Und?»
    Die Contessa warf Tron den Blick einer Lehrerin zu, die gezwungen ist, immer wieder auf denselben Punkt hinzuweisen – einem Schüler gegenüber, der es eigentlich besser wissen sollte. «Hast du dir mal die Fenster im Palazzo der Principessa angesehen?»
    «Vermutlich willst du darauf hinaus, dass im Palazzo Balbi-Valier die Fenster trocken sind und die Motte als solche unbekannt ist.»

    Die Contessa nickte. «Ebenso unbekannt wie Dächer,  durch die es regnet, und bröckelnder Putz.»
    «Offenbar hat dich der Besuch im Palazzo Balbi-Valier  sehr beeindruckt.»
    «Dieser Besuch hätte viel früher stattfinden sollen. Er war in gewisser Weise höchst lehrreich.»
    «Du hast nie zu erkennen gegeben, dass du daran interessiert bist, die Principessa zu besuchen.»
    «Ich will nicht ausschließen, dass es das eine oder das andere Missverständnis zwischen mir und der Principessa gegeben hat.»
    «Meinem Eindruck nach hast du die geschäftlichen Aktivitäten der Principessa immer mit einer gewissen Skepsis betrachtet.»
    «Habe ich das?» Die Contessa machte ein unschuldiges  Gesicht.
    Tron nickte. «Allerdings.»
    «Dass ihr ein gewisser gesellschaftlicher Schliff abgeht», gab die Contessa zu, «mag ich hin und wieder angedeutet haben. Aber über ihre geschäftlichen Fähigkeiten habe ich mich meines Wissens nie geäußert.»
    Tron verzichtete darauf, der Contessa zu widersprechen.
    Er sagte: «Über die du jetzt deine Meinung geändert hast.»
    Eine Formulierung, die der Contessa missfiel und die sie entsprechend korrigierte. «Über die ich mir jetzt eine Meinung gebildet habe.»
    «Und?»
    Der Blick, mit dem die Contessa Tron bedachte, war so  kalt wie das Glas, das zwischen ihnen auf dem Tisch stand.
    «Es wäre wünschenswert, wenn du ebenfalls eine Spur von Geschäftssinn entwickeln würdest.»
    «Hat die Principessa das gesagt?»

    Die Contessa schüttelte den Kopf. «Sie hat es noch nicht einmal angedeutet. Ich vermute allerdings, dass dieses Thema zwischen euch hin und wieder zur Sprache kommt.» Sie machte eine kleine Pause und blickte Tron über den Tisch hinweg an. Als der nicht darauf antwortete, fuhr sie fort.
    «Die Geschäfte der Principessa laufen glänzend», sagte sie.
    «Was zweifellos damit zu tun hat, dass

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