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Venezianische Verlobung

Venezianische Verlobung

Titel: Venezianische Verlobung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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Pater Calderón noch heute einen
    Brief schreiben. Genauer gesagt: Wir schreiben einen Brief mit der Unterschrift von González.»
    «González? Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.»
    Beust lächelte eitel. «Es wäre durchaus denkbar, dass
    González in die Nachforschungen von Gutiérrez einge weiht war. Und dass er weiß – oder vermutet, dass es Pater Calderón war, der Gutiérrez getötet hat.»
    Jetzt begriff Tron, was Beust meinte. «Und sich ent schlossen hat, lieber ein Geschäft zu machen, als die Polizei zu informieren.»
    Beust nickte. «González wird in diesem Brief den
    Wunsch äußern, sich mit Pater Calderón über den Mord im Conte Pescaor zu unterhalten. Und er wird als Treffpunkt die Wohnung in Canareggio vorschlagen. Die Tatsache, dass González diese Adresse kennt, wird dem Pater einen zusätzlichen Schreck einjagen.»
    Tron zögerte einen Moment. Dann sagte er: «Ich bin  mit dem Pater privat bekannt. Er ist ein Bekannter der  Principessa di Montalcino.»
    «Ich weiß», sagte Maximilian. «Der Kapitänleutnant hat  es mir gesagt. Und aus Rücksicht auf diese Konstellation hat er vorgeschlagen, dass er mit dem Pater verhandelt. Während Sie mit Sergente Bossi das Gebäude von außen sichern.» Der Erzherzog betrachtete das Champagnerglas, als würde sich der Besuch bei Pater Calderón darin abspielen.
    «Was erwarten Sie von Calderón, Hoheit?»
    «Die Photographien und ein schriftliches Geständnis»,
    sagte Maximilian. «Dann wird sich Calderón in alle Ewigkeit als äußerst kooperativ erweisen.»

    «Keine Strafverfolgung?»
    Maximilian runzelte die Stirn. «Wollen Sie wirklich, dass es zu einem Prozess gegen einen guten Bekannten der Principessa di Montalcino kommt, in dem womöglich ein Todesurteil verhängt wird?»
    Nein, dachte Tron, das wollte er nicht.
    Er stieß beim Aufstehen mit den Knien hart gegen den  Tisch und taumelte ein wenig, als er sich aufrichtete – was ihm einen verständnisvollen Blick von Maximilian einbrachte.
    «Für wann wollen Sie Pater Calderón in die Wohnung  bestellen?», erkundigte sich Tron.
    «Fünfzehn Doppelnull», sagte Maximilian im Jargon der  Kriegsmarine. Er stellte das Champagnerglas ab und warf einen schneidigen Kommandeursblick auf seine Breguet.
    «Wir sollten uns Zwölf Doppelnull vorher auf der Novara treffen. Wir brauchen einen guten Plan. Der Bursche ist gefährlich.»

45

    «Es gab keinen Grund, dir von meinem Treffen mit Pater  Calderón zu berichten», sagte die Principessa frostig. «Calderón wollte, dass niemand von seiner Anwesenheit in Venedig erfährt, und es sprach aus meiner Sicht nichts dagegen, diesen Wunsch zu respektieren.»
    Sie stieß den Rauch ihrer Zigarette aus und ließ sich auf ihre Récamiere zurückfallen. «Mein Gott, ich konnte doch nicht wissen, was es mit dieser Wohnung in Canareggio für  eine Bewandtnis hat. Und dass Pater Calderón und Pucci  sich kannten, beweist noch gar nichts.»
    Daran, dass sich die Principessa beim Inhalieren des  Rauches fast verschluckt hatte, merkte Tron, wie nervös sie war. Was ihn auf eine kindische Art und Weise freute. Der Lack auf Pater Calderóns glänzender Oberfläche blätterte langsam ab.
    «Und warum hat Pater Calderón uns diese Bekanntschaft  verschwiegen?»
    «Weil er sich damit verdächtig gemacht hätte», sagte die Principessa.
    Tron nickte. «Allerdings. Und aus genau demselben  Grund hat er dir verschwiegen, dass er bereits im Juli in Venedig gewesen ist.»
    «Bist du dir da sicher?»
    «Pater Calderón», sagte Tron geduldig, «ist die rechte  Hand von Bischof Labattista. Und Labattista ist Ende Juli für eine Unterredung mit Maximilian über Venedig nach Triest gereist. Da Pater Calderón nicht zusammen mit dem Bischof auf Miramar gewesen ist, hat er sich vermutlich in Venedig aufgehalten.» Er setzte gnadenlos hinzu: «Und ist hier mit seinem alten Freund Pucci zusammengetroffen.»
    Das Gesicht der Principessa nahm einen unglücklichen  Ausdruck an. «Diesen Venedigaufenthalt hat er mir gegenü ber nicht erwähnt.»
    Natürlich hat er das nicht, dachte Tron. Weil es niemand wissen durfte. Er sagte: «Dieses Treffen in Canareggio  – warum wollte Pater Calderón dich unbedingt vor seiner offiziellen Ankunft in Venedig sehen? Warum hatte er es so eilig, dich zu treffen?»
    «Das habe ich ihn auch gefragt.»
    «Und was hat er geantwortet?»

    «Er wollte mich unbedingt sofort sehen, weil …»
    «Weil?»
    «Sagen wir es so.» Eine leichte Röte

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