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Venezianische Verlobung

Venezianische Verlobung

Titel: Venezianische Verlobung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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Hause Zuliani verwendete man deswegen ausschließlich Petroleumlampen oder Lampen mit Rüböl.
    «Mit den Kandelabern an den Wänden ungefähr drei hundert.» Signor da Ponte machte ein bekümmertes Gesicht, wahrscheinlich, weil er ebenfalls an die Kosten dachte. Dann schien er auf einmal zu frieren, denn er nestelte an seinem Schal herum, den er sich um den Hals geschlungen hatte, als sie die Küche verließen. «Wir fangen drei Tage vor dem Ball mit dem Heizen an», erklärte er. «Manchmal wird es dann fast zu warm. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Hitze zweihundert Ballgäste verbreiten. Es geht hier dann ungeheuer elegant zu. Fast alle Gäste kommen mit Gondeln direkt vom Canalazzo.»
    «Und das Treppenhaus?» Wieder so eine Frage, die ihr  einfach rausgerutscht war.

    Signor da Ponte band seinen Schal fester. «Du hast den  Eimer und den Besen gesehen, nicht wahr?»
    Angelina Zolli nickte verlegen.
    Aber Signor da Ponte schien ihre Frage nicht krumm zu  nehmen. Er sagte in sachlichem Ton: «Das Treppenhaus  wird vor dem Ball gründlich aufgeräumt. Genauso wie der andron im Erdgeschoss, den die Gäste auf dem Weg zum Ballsaal durchqueren müssen, wenn ihre Gondeln sie am Wassertor abgesetzt haben. Der Rest», fügte er achselzuckend hinzu, «ist eine Frage der Beleuchtung. Wie beim Theater.»
    «Stimmt es, dass die Kaiserin einmal diesen Ball besucht hat?»
    «Wer hat dir das denn gesagt?» Signor da Ponte sah sie  erstaunt an.
    «Pater Maurice von Santa Maria Zobenigo. Als er mir  den Weg zum Palazzo Tron beschrieben hat.»
    Signor da Ponte lachte kurz auf. Dann sagte er vage:
    «Wer weiß das schon? Die Gäste waren maskiert.» Er berührte ihren Arm. «Aber jetzt komm. Sonst stören wir die Contessa.» Seine Hand wies auf eine Flügeltür, über der ein paar vergoldete Engel musizierten – offenbar befand sich dahinter ihr Salon.
    Zwei Minuten später standen sie wieder im Vestibül und  verabschiedeten sich. Doch eines wollte Signor da Ponte noch von ihr wissen. «Gibt es etwas, das ich dem Conte ausrichten soll?» Er sah sie eindringlich (misstrauisch?) an.
    «Ist dir noch etwas eingefallen?»
    Einen Moment lang kam sich Angelina Zolli mies vor,  richtig mies – wie eine kleine Betrügerin. Sie zögerte, bevor sie langsam den Kopf schüttelte, aber ihre Entscheidung war gefallen. Außerdem, dachte sie trotzig, würde alles ein Kin derspiel sein. Sie wusste auch schon, wie sie es anfangen würde.
    Sie hoffte, dass Signor da Ponte nicht wieder ihre Gedanken lesen konnte. «Ich habe dem Commissario alles gesagt, was ich weiß», antwortete sie.
    Das Lächeln fiel ihr nicht schwer, weil sie an den Kakao denken musste, den sie in der unaufgeräumten Küche getrunken hatte. «Und Ihr Kakao war wunderbar, Signor da Ponte.»

16

    «Du bist verrückt», sagte die Principessa. Der entsetzte Blick, den sie Tron zuwarf, besagte, dass sie es ernst meinte.
    «Weiß Spaur, was du vorhast?»
    Tron schüttelte den Kopf. «Noch nicht. Aber Bossi war  ganz begeistert.»
    «Dann seid ihr alle beide verrückt!», rief die Principessa wütend.
    Sie hatten im Speisezimmer der Principessa zu Abend  gegessen – einem Raum, der wie die sala degli arazzi im Palazzo Tron mit flämischen Gobelins geschmückt war, nur dass die Gobelins im Palazzo der Principessa definitiv nicht feucht waren. Tron hatte bis zum Kaffee gewartet, um zu berichten, was er mit Schertzenlechner vorhatte.
    «Es könnte funktionieren», sagte Tron. Es erschien ihm klüger, seine Überzeugung im Konjunktiv zu formulieren, obwohl er von seinem Plan überzeugt war.
    «Wenn euch Schertzenlechner tatsächlich in die Falle  geht, fangen deine Probleme erst an», sagte die Principessa, ohne Tron anzusehen. Sie winkte Moussada (Massouda?), der mit frischem Kaffee auf der Schwelle des Speisezimmers erschienen war, ungeduldig zur Tür hinaus.
    «Wie meinst du das?»
    «Gegen Marineangehörige darfst du nicht ermitteln. Geschweige denn, sie in eine Falle locken.»
    «Dass Schertzenlechner zur Marine gehört, ist mir offiziell nicht bekannt. Solange er keine Uniform trägt, ist er für mich ein Zivilist. Außerdem wird es keine Rolle mehr spielen, wenn unsere Falle zugeschnappt ist.»
    «Weil er in Panik geraten ist und gleich anfangen wird  zu reden?»
    Tron hatte den Eindruck, dass es der Principessa lieber wäre, wenn Maximilians Privatsekretär nicht anfangen würde zu reden.
    «Warum glaubst du, dass es sich um einen Auftragsmord  handelt?»

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