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Venezianische Verlobung

Venezianische Verlobung

Titel: Venezianische Verlobung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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    Der Erzherzog stieß ein zynisches Lachen aus. «Die heilige Kirche hat ihre Feinde noch nie geschont.»
    «Haben Hoheit eine Vermutung, wann diese Bilder gemacht worden sein könnten?»
    Das Gesicht des Erzherzogs nahm einen unglücklichen  Ausdruck an. Tron hatte plötzlich das Gefühl, einen wunden Punkt berührt zu haben.
    «Vermutlich in den ersten zwei Wochen unserer Bekanntschaft», sagte der Erzherzog schließlich. «Als Signorina Slataper noch nicht wusste, wer ich bin. Als sie es erfahren hatte, wird sie sich gedacht haben, dass in dieser Bekanntschaft mehr steckt als nur ein schnelles Geschäft mit einer Erpressung.» Er seufzte und zuckte die Achseln. «Sie sehen, ich mache mir da nichts vor. Aber irgendwann im Laufe des Frühlings wurde die Beziehung zwischen mir und  Signorina Slataper …» Der Erzherzog brach ab, um über das Wort nachzudenken, das diese Beziehung – jedenfalls in seiner Erinnerung – charakterisierte. Mehr zu sich selber als zu Tron sagte er nach einer Weile: «Unsere Beziehung wurde persönlich. Von beiden Seiten.» Dann setzte er noch hinzu: «Ich könnte mir sogar vorstellen, dass sie versucht hat, diese Photographien zu vernichten.» Er hob den Arm und umklammerte mit der Hand die Lehne seines Sessels, als wollte er sich hochhieven.
    «Wenn es solch eine persönliche Beziehung war», sagte Tron, «dann hat es Signorina Slataper wahrscheinlich tief getroffen, als sie erfahren hat, dass Hoheit sich von ihr trennen wollte. Wie hat sie reagiert?»
    «Meinen definitiven Entschluss hat sie erst von Schertzenlechner erfahren. Allerdings hatte ich ihr bereits vor zwei Wochen angedeutet, dass ich mich von ihr trennen müsse. Ich habe sie anschließend nicht wiedergesehen.» Der Erzherzog strich sich über die Stirn und schob dann sein in der Mitte gescheiteltes Haar mit einer jungenhaften Geste zur Seite.
    Die nächste Frage lag auf der Hand, und Tron sah keinen Grund, sie nicht zu stellen. «Wäre es möglich, dass Signorina Slataper daraufhin beschlossen hat, Hoheit zu erpressen?»
    Das Gesicht des Erzherzoges nahm wieder einen unglücklichen Ausdruck an. «Das glaube ich nicht. Immerhin hatte ich ihr eine sehr großzügige Abfindung versprochen.
    Ich vermute, dass hinter dieser Erpressung der Photograph steckt.» Nach einer Pause fügte er hinzu: «Und dass sie von der Absicht, mich zu erpressen, erfahren hat.»
    Tron beugte sich auf seinem Sessel vor. «Wie kommen  Hoheit darauf?»

    Der Erzherzog sagte etwas melancholisch: «Signorina  Slataper hat mir einen Brief geschrieben. Drei Tage vor ihrem Tod. In diesem Brief sprach sie von einer Gefahr, die mir drohe und an der sie die Schuld trage. Was ich für einen Vorwand hielt, mich zu einem Treffen zu bewegen.
    Ich habe Schertzenlechner daraufhin nach Venedig geschickt, um ihr mitzuteilen, dass unsere Beziehung beendet ist.»
    Beust schaltete sich ein. «Signorina Slataper hat Hoheit vermutlich von dieser Erpressung berichten wollen. Und Hoheit vielleicht den Namen des Erpressers mitteilen wollen. Daraufhin wurde sie ermordet. Der Erpresser und der Mörder von Signorina Slataper dürfte ein und dieselbe Person sein.»
    «Die damit ein ziemlich riskantes Spiel spielt», sagte  Tron. «Immerhin muss er damit rechnen, bei der Übergabe der Photographien verhaftet zu werden.»
    Beust schüttelte den Kopf. «Muss er nicht. Er wird ein  oder zwei Photographien zurückbehalten. Und er wird dafür gesorgt haben, dass diese Photos im Falle einer Verhaftung dorthin gelangen, wo wir sie absolut nicht haben wollen.»
    «An die katholische Kirche», sagte Tron.
    «Da er weiß», sagte Beust, «dass wir uns genau das sagen, geht er kein großes Risiko ein, verhaftet zu werden.»
    «Das heißt, man sollte ihn nach der Übergabe der Photographien laufen lassen.»
    Der Erzherzog nickte. «Auf jeden Fall. Es dürfte ohnehin schwierig sein, ihn zu verhaften, da er mit uns eine Schnitzeljagd durch Venedig veranstalten wird. Er wird unseren Emissär beobachten und die Aktion sofort abbrechen, wenn er eine Falle wittert.»

    Tron wandte sich an Beust. «Werden Sie diesen Austausch vornehmen, Commandante?»
    Anstelle Beusts beantwortete jedoch der Erzherzog  Trons Frage. «Nein, Conte», sagte er. «Niemand aus mei nem Stab kennt Venedig gut genug, um für eine Schnitzeljagd durch die Stadt gerüstet zu sein. Wir dachten an einen Einheimischen.» Der Blick, den er Beust zuwarf, forderte diesen auf weiterzusprechen.
    Der Kapitänleutnant

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