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Venezianische Verlobung

Venezianische Verlobung

Titel: Venezianische Verlobung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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lächelte auf eine Art und Weise, die Tron nicht gefiel. Beust sagte: «An jemanden, der die Stadt gut kennt und bewiesen hat, dass er diskret und kaltblütig ist.»
    Diskrete und kaltblütige Venezianer? Wenn es die gab,  dachte Tron, dann waren sie ihm noch nicht begegnet.
    «Wir dachten dabei», sagte Erzherzog Maximilian feierlich, «an Sie, Conte.»
    «An mich? Hoheit, ich …»
    Der Erzherzog hob die Hand. «Ihre Flucht aus den Blei kammern hat auch in Wien die Runde gemacht.» Er lächelte. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mann wie Sie mit einer einfachen Übergabe Schwierigkeiten haben wird.»

24

    Eigentlich, dachte Tron, als er kurz nach Mitternacht an der Reling der Erzherzog Sigmund stand und die Lichter des Triester Hafens in der Dunkelheit verschwinden sah – eigentlich hätte er mit dem Verlauf seines Besuches auf Miramar zufrieden sein können. Erzherzog Maximilian war  unschuldig. Der böse Verdacht, der wahrscheinlich ein solides Hindernis auf seinem Weg nach Mexiko dargestellt hätte, hatte sich aufgelöst. Zwar konnte sich Tron nicht vorstellen, dass ausgerechnet ein von Erzherzog Maximilian geleitetes Staatswesen imstande sein sollte, Schulden zurückzuzahlen. Offenbar reichte aber bereits die bloße Aussicht darauf, um die mexikanischen Staatsanleihen wieder anziehen zu lassen und somit die Principessa vor dem Ruin zu retten.
    Dass Tron trotzdem ein leichtes Unbehagen verspürte,  lag an den Folgen, die sich daraus für sein Verhältnis zur Principessa ergaben. Wenn die Principessa deshalb mit der Heirat gezögert hatte, weil sie Befürchtungen hinsichtlich ihrer finanziellen Zukunft hegte, dann war die Heirat jetzt ein Stückchen näher gerückt – und genau da fingen die Probleme an.
    Sollte er nach der Heirat in den Palazzo der Principessa ziehen? Zu Moussada und Massouda? Tron war sich ziemlich sicher, dass ihm die luxuriöse Operettenwelt des Palazzo Balbi-Valier sehr schnell auf die Nerven gehen würde.
    Außerdem konnte er Alessandro und die Contessa unmöglich allein im Palazzo Tron zurücklassen. Andererseits war es kaum denkbar, dass sich die Principessa bereit erklären würde, in den Palazzo Tron überzusiedeln – nicht so, wie die Dinge zwischen ihr und der Contessa standen. Und selbstverständlich würde sich die Principessa weigern, im Obergeschoss Quartier zu nehmen – schon der Gedanke daran war lächerlich.
    Tron löste seine Hände vom Handlauf der Reling und  ging langsam auf den Niedergang zu, der zu den Kabinen  der ersten Klasse führte. Während er seine Kabinentür aufschloss, stellte er resigniert fest, dass er es sich in der Rolle  des ewigen Verlobten eingerichtet hatte wie auf einem bequemen, wenn auch etwas liederlichen Sofa.
    Das leise Stampfen der Dampfmaschine und das Geräusch, mit dem die zwei großen Schaufelräder des Raddampfers durch die Wellen pflügten, wiegten Tron eine  halbe Stunde später in den Schlaf. Dass er in weiter Ferne ein Grollen wie von Donner hören konnte, war seltsam.
    Denn nach einem regnerischen Tag war die Wolkendecke  gegen Abend aufgerissen, und Tron hatte darüber gestaunt, wie klar die Luft auf einmal geworden war und wie viele Sterne er am Himmel sehen konnte.
    Er döste ein, versank in einem traumlosen Schlaf. Das  Letzte, was er in dem aufsteigenden, ihn langsam einhüllenden Dunkel sah, war das Gesicht der Principessa, ihre grü nen Augen, die sie mit einem Ausdruck auf ihn gerichtet hatte, den er nicht deuten konnte.

    Die Principessa, die Tron am Mittag des folgenden Tages aufsuchte, nahm die Nachricht von der Unschuld Maximilians gelassen auf – vielleicht weil sie ohnehin nicht daran geglaubt hatte, dass der Erzherzog in diesen Mord verwickelt war. Allerdings schien der Principessa die Vorstellung gar nicht geheuer, dass Tron die Auslösung der Photos vornehmen würde.
    «Hast du eine Vermutung, wer der Mann sein könnte,  der Maximilian mit diesen Photographien erpresst?» Sie  beugte sich über ihren Teller und schob ein letztes Blättchen ihres Radicchio alla griglia von links nach rechts. Es hatte Perlhuhn, Faraona con la peverada, gegeben, aber die Principessa hatte sich, wie in letzter Zeit öfter, beim Essen auf ihren Salat beschränkt.
    «Wir vermuten», sagte Tron, «dass es sich um den Mann  handelt, der Anna Slataper getötet hat.» Er nahm sich zum dritten Mal von der Mousse au Chocolat, die Moussada (Massouda?) in einer silbernen Schale serviert hatte. Die Mousse war fast schwerelos,

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