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Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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Verzeihung bitten, Euer Gnaden. In der Gondel waren Sie so freundlich, mir Ihr Vertrauen zu schenken. Leider habe ich Ihre Beweggründe dafür falsch verstanden. Deshalb habe ich den Fehler begangen, mich … mich unnötig aufzuregen und ohne Ihre Zustimmung aus der Gondel zu fliehen.“
    „Sie sind vor mir geflohen. Das weiß ich“, sagte er mürrisch und musterte sie forschend. „Der Gondel oder auch dem Gondoliere war es egal, was Sie taten. Mir allerdings nicht.“
    Sie zuckte leicht zusammen, wich seinem Blick aber nicht aus. Richard war beeindruckt von dieser bezaubernden Mischung aus Verletzlichkeit und Entschlossenheit.
    „Das stimmt, Euer Gnaden.“ Ihre Stimme schwankte ein bisschen. „Der Gondel war es gleichgültig, was ich tat. Aber für mich war es von großer Bedeutung – was natürlich keine Entschuldigung für …“
    „Von großer Bedeutung?“, vergewisserte Aston sich. Er war sich nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. Bis gerade eben war er davon überzeugt gewesen, dass die Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübte, eine einseitige Sache sei. „Für Sie war es wichtig, mir zu entfliehen?“
    Sie nickte, und auf ihrem Gesicht erschien ein Ausdruck, der neue Schuldgefühle in ihm weckte. „Ja, Euer Gnaden. Sie hatten mir die Ehre angetan, mit mir über Ihre verstorbene Frau zu sprechen. Unpassenderweise habe ich daraufhin einen Gentleman erwähnt, der mir einst nahestand. Das war sehr ungehörig von mir. Deshalb möchte ich noch einmal um Verzeihung bitten.“
    „Was Sie getan haben, war weder unpassend noch ungehörig“, sagte Richard.
    „Verzeihung, Euer Gnaden, ich muss widersprechen. Es war beides.“ Sie blickte ihn mit großen Augen an, und ihre Stimme war drängender geworden. „Sie haben vorhin selbst darauf hingewiesen, dass ich zu Ihrem Haushalt gehöre. Es ist meine Pflicht, meine eigenen Wünsche und Sorgen zurückzustellen, wenn es um Ihre Wünsche und Sorgen geht. Ich habe mich nach Ihren Befehlen zu richten und …“
    „Leisten Sie mir beim Abendessen Gesellschaft“, unterbrach er sie. „Jetzt gleich. Ich habe die Köchin lange genug warten lassen.“
    „Jawohl, Euer Gnaden.“ Jane knickste. „Wenn Sie es wünschen …“
    „O nein, nicht nur, weil ich es wünsche. Ich hoffe, es ist auch Ihr Wunsch.“ Dann sagte er etwas, was er nie für möglich gehalten hätte: „Ich würde mich geehrt fühlen.“
    Jane runzelte die Stirn. „Sie stellen sich etwas Ähnliches vor wie unser gemeinsames Frühstück, Euer Gnaden?“
    „Nein, keineswegs. Ich meine … Natürlich werden wir am selben Tisch sitzen. Aber nicht so wie heute Morgen, sondern … Ach, verflixt, ich rede ja furchtbaren Unsinn!“
    „Nein, Euer Gnaden.“ Sie lächelte amüsiert. „Das tun Sie nicht.“
    „O doch. Und wir wissen es beide. Also …“ Er begann erneut. „Es ist doch so: Meine Töchter brauchen keine Gouvernante mehr. Und ich brauche keinen Reiseführer und auch sonst niemanden, der mir etwas beibringen will. In bin alt genug, um alles, was ich lernen kann, gelernt zu haben. Gleichgültig, wie gut Sie als Lehrerin sind, ich werde mich vermutlich bei jeder neuen Lektion aufs Neue langweilen.“
    Jane rührte sich nicht, doch ihm war, als würde sie vor seinen Augen dahinwelken. Die funkelnden kleinen Wassertropfen waren getrocknet und mit ihnen der geheimnisvolle Schimmer, der über ihrer Erscheinung gelegen hatte.
    „Ich verstehe, Euer Gnaden“, sagte sie jetzt leise, „da Sie meiner Dienste nicht länger bedürfen, werde ich alle Vorbereitungen treffen, um das Haus morgen früh zu verlassen.“ In der Überzeugung, gekündigt worden zu sein, knickste sie noch einmal und wollte sich dann zurückziehen. Die Einladung zu einem gemeinsamen Abendessen hatte sie völlig vergessen.
    Richard hielt sie am Arm fest. „Verflucht, Sie haben mich missverstanden! Ich wollte doch nur sagen, dass ich keine Gouvernante benötige. Was ich brauche, ist Gesellschaft, nette weibliche Gesellschaft.“
    Janes Augen, die eben noch sanft geblickt hatten, blitzten nun zornig. Vorwurfsvoll starrte sie auf Astons Hand, die noch auf ihrem Arm lag. „Sie befinden sich in Venedig, Euer Gnaden. Hier ist es ein Leichtes, eine Kurtisane zu finden, die Ihre Wünsche gern erfüllen wird.“
    „Sie sollten mich besser kennen, Miss Wood!“ Auch er wurde jetzt wütend. „Ich wünsche mir angenehme Gesellschaft und nicht eine Frau, die mir Freizügigkeiten gestattet und als Gegenleistung ein Vermögen

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