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Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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aufregender, als ich es je sein könnte.“
    „Für mich nicht.“ Er sagte es so überzeugend, dass sie ihm glaubte. „Bitte, erzählen Sie von sich!“
    „Es gibt nichts zu erzählen, wirklich!“
    „Das glaube ich nicht. Na, ich bitte Sie! Erzählen Sie!“, drängte er und beugte sich ein wenig zu ihr herüber, ehe er in verschwörerischem Ton fortfuhr: „Sie haben doch schon einen Schluck Wein getrunken. Hat Ihnen das nicht die Zunge gelöst?“
    Ein wenig schüchtern zuckte sie die Schultern und sagte vorsichtig lächelnd: „Ich versichere Ihnen, Euer Gnaden, dass es nichts gibt, das es wert wäre, erzählt zu werden. Ich habe ein Leben geführt wie tausend andere auch, jedenfalls ehe ich nach Aston Hall kam.“
    „Nun, das ist doch schon einmal ein Anfang.“ Ungeduldig lehnte Richard sich in seinem Stuhl zurück, damit der Lakai einen Teller von ihn hinstellen konnte. Ohne den Bemühungen der Köchin auch nur die geringste Beachtung zu schenken, griff er nach seiner Gabel und begann zu essen. Nach dem ersten Bissen fragte er: „Warum haben Sie die Stellung in meinem Haushalt angenommen? Welchen Eindruck hatten Sie von uns bösen alten Farrens?“
    „Dass sie nicht halb so böse sind, wie manchmal behauptet wird. Die Mädchen haben sofort mein Herz gewonnen. Sicher, sie waren anfangs ein bisschen wild und schwer zu lenken. Aber das konnte ich bald ändern. Die beiden waren auch der Grund dafür, dass ich Ihnen zusagte und die Stelle antrat. Zwei kleine mutterlose Kinder! Wer hätte ihnen widerstehen können?“
    „Es hat Sie wohl nicht sehr beeindruckt, dass die beiden einen Duke zum Vater hatten?“ Mit gutem Appetit machte er sich über das Stück gebratenen Fasan her, das ihm serviert worden war. „Als ich damals ankündigte, es sei an der Zeit, das Kindermädchen meiner Töchter durch eine Gouvernante zu ersetzen, erschienen ganze Horden von grimmig dreinblickenden Frauen in Aston Hall, um sich zu bewerben.“
    „Trotzdem haben Sie sich für mich entschieden – was mich, offen gestanden, gewundert hat. Schließlich war ich sehr jung damals und hatte zuvor nur eine einzige andere Stellung gehabt.“
    Er lachte. „Auch jetzt möchte ich Sie noch nicht als alt bezeichnen.“
    „Ich bin neunundzwanzig“, erklärte sie. Andere Frauen hätten diese schreckliche Wahrheit nur sehr ungern zugegeben, vermutete Richard. Doch Miss Wood schien sich mit den Tatsachen abgefunden zu haben, vielleicht, weil ihr klar war, dass ihr Arbeitgeber sowieso wusste, in welchem Jahr sie geboren war. „Eine alte Jungfer.“
    „Unsinn!“ Mit einer Handbewegung tat er ihre Worte rundweg ab. „Schauen Sie mich an! Ich bin alt genug, um zwei erwachsene verheiratete Töchter zu haben und schon bald Großvater zu werden. Ich werde ein Enkelkind bekommen, Miss Wood. Gott helfe mir, wenn mich diese Tatsache nicht zu einem graubärtigen Greis mit zitternden Händen macht, der den ganzen Tag lang am Kamin sitzt.“
    „Eine graubärtiger Greis?“ Jane lachte laut auf. Welch eine verrückte Vorstellung! Sie betrachtete den Duke, der lebendiger und männlicher wirkte als so mancher Dreißigjährige. „Wie können Sie so etwas sagen, Euer Gnaden?“
    Er gab dem Lakaien ein Zeichen, damit dieser sein Weinglas noch einmal füllte, und meinte gut gelaunt: „Meine liebe Miss Wood, wenn Sie mich nicht als alt bezeichnen möchten, dann können Sie ganz gewiss nicht behaupten, selbst alt zu sein. Sie sind viele Jahre jünger als ich. Allerdings will ich nicht abstreiten, dass Sie sehr weise für Ihr Alter sind, während ich, wie ich fürchte, törichter bin, als ich sein sollte. Und widersprechen Sie mir bloß nicht!“
    „O bitte, übertreiben Sie nicht, Euer Gnaden!“ Seine Vertraulichkeit verwirrte sie. Trotzdem konnte sie nicht aufhören zu lachen. Verlegen hielt sie sich die Serviette vor den Mund. Nie hätte sie erwartet, dass der ernste Duke of Aston so amüsant über sich selbst sprechen könne. Himmel, es war einfach unfassbar, dass sie hier mit ihm beim Dinner saß und mit ihm lachte, als sei er ein alter Freund.
    „Lachen Sie nur“, sagte er und hob eine Gabel mit knusprig gebratenem Fasan zum Mund. Er aß den Happen und fuhr fort: „Ich bin sehr froh, dass ich damals gerade Sie eingestellt habe. Es war vielleicht die klügste Entscheidung meines Lebens. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt und gewonnen.“
    „Aber aus welchem Grund haben Sie ausgerechnet mich gewählt, Euer Gnaden?“, fragte sie, ihrer Neugier

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