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Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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Jetzt schämte er sich ein wenig dafür, dass er sich aufgeführt hatte wie ein betrunkener Soldat. Im Allgemeinen behandelte er Frauen mit Achtung, insbesondere so ehrbare Frauen wie Miss Wood.
    Doch sie schien irgendetwas an sich zu haben, das Gefühle in ihm weckte, wie er sie zuletzt als junger, draufgängerischer Mann gekannt und seitdem fast vergessen hatte. Jane hatte gesagt, sie wolle seine englische Seele erwärmen – und das war ihr wahrhaftig gelungen! Sie hatte ein Feuer in seinem Inneren entfacht, das sich so bald nicht würde löschen lassen. Vermutlich brannte in ihr die gleiche Flamme, auch wenn Jane – daran zweifelte Richard nicht – noch unberührt war. Es gefiel ihm, dass sie weder so schreckhaft noch so schüchtern und schamhaft war wie ein junges Mädchen. Trotzdem umgab sie eine Aura der Unschuld. Diese Mischung fand er einfach unwiderstehlich.
    Doch wie dem auch sei: Als er Jane in ihrem Zimmer aufsuchte, hatte er beabsichtigt, sich vernünftig und zurückhaltend zu benehmen.
    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sich klarmachte, welch ungeheure Veränderungen der kurze Aufenthalt in Venedig bei ihm bewirkt hatte. Als er vor ein paar Tagen an Land ging, hatte er durchaus nicht vorgehabt, eine Affäre oder auch nur eine freundschaftliche Beziehung zu der Gouvernante seiner Töchter zu beginnen. Trotzdem hatte er nichts unternommen, um das zu verhindern, was in der vergangenen Nacht geschehen war. Inzwischen war er sehr glücklich darüber, endlich fühlte er sich nicht mehr so einsam. Wie viele Jahre war es her, dass er sich einem anderen Menschen zugehörig gefühlt hatte? Und wie würden sich die Dinge zwischen ihm und Jane weiterentwickeln?
    „Selbstverständlich haben Sie ein Auge für Kunst“, verkündete Jane in diesem Moment. „Nur ein blinder Mensch kann nicht sehen, was ein Gemälde darstellt. Und was den guten Geschmack angeht … Nun, Kunstverständnis ist etwas, das man sich aneignen kann. Aber auch jeder, der über noch nicht allzu viele Kenntnisse verfügt, kann sagen, ob ein Bild ihm gefällt oder nicht. Himmel, Aston Hall ist voll mit wunderschönen Gemälden!“
    „Die hat mein Großvater angeschafft“, sagte Richard, „und ich habe sie zusammen mit dem Haus und den Möbeln übernommen. Die Porträts von Anne und den Mädchen habe ich natürlich selbst in Auftrag gegeben. Ach ja, das gilt auch für das Bild des braunen Jagdpferds, das über dem Kamin in der Bibliothek hängt. Man könnte tatsächlich sagen, dass ich zumindest für diese Art von Kunstwerken ein Auge habe, nicht wahr?“
    „O ja“, murmelte Jane und seufzte. „Allerdings kann man ein Pferdebild nicht guten Gewissens mit den Werken von Tizian, Bellini oder Tintoretto vergleichen, die wir in der Accademia sehen werden.“
    „Mir gefällt dieses Pferdebild“, stellte Richard entschieden fest. „Überhaupt mag ich Pferde. Deshalb finde ich es sehr bedauerlich, dass es in Venedig keine gibt.“
    „Die Venezianer glauben, dass Pferde Unglück bringen“, klärte Jane ihn auf. „Früher kamen die Eroberer aus dem Norden immer hoch zu Ross. Sie griffen die Stadt an und haben ihr so manche schwere Stunde beschert. Kein Wunder, dass die Menschen hier Pferde nicht gerade lieben. Ich denke, sie mögen nur die vier großen Bronzepferde von San Marco. Wussten Sie, dass die Venezianer jene Standbilder einst als Kriegsbeute aus dem Hippodrom in Konstantinopel mitgebracht haben?“
    „Nein“, sagte Richard kurz und schluckte ein „Es interessiert mich auch nicht“, hinunter. Und dann: „Ah, da wären wir.“ Noch ehe die Gondel angelegt hatte, erhob er sich. „Ich werde Ihnen beim Aussteigen behilflich sein.“
    Kritisch musterte Jane die Gebäude, die den Kanal säumten. „Wir befinden uns auf dem Riu San Salvador, nicht wahr? Ein sehr altes Viertel, aber ohne künstlerische Bedeutung. Was, um Himmels willen, wollen Sie hier tun? Hier gibt es nichts als Geschäfte. Überaus teuere Geschäfte.“
    „Genau.“ Lachend reichte er ihr die Hand. „Hier soll es die besten Tuchgeschäfte geben und den schönsten Schmuck. Wollen wir als Erstes die Merceria dell’ Orologio aufsuchen? Signora della Battista hat mir versichert, dass man dort die herrlichsten Seidenstoffe findet.“
    „Seide? Geschäfte?“ Leise seufzend gab Jane sich geschlagen. Also kein Eintauchen in venezianische Kunst und Kultur … Geduldig wartete sie, während Aston den Gondoliere bezahlte.
    Richard war guter Dinge. Es

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