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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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wissen.
    »Ich habe ihr noch nichts erzählt.«
    »Das kann ich verstehen. Sie konnte Richard noch nie besonders gut leiden, oder?«
    Sureya liebt Summer. Daran besteht kein Zweifel. Quirlige Schauspielerin und temperamentvolle Dramaturgin passt schließlich wie die Faust aufs Auge. Bei unseren Treffen zu dritt könnte man jedes Mal meinen, die beiden hätten sich seit mindestens zwanzig Jahren nicht mehr gesehen.
    »Sieh mal, du hast mit mir darüber gesprochen. Das ist doch schon mal ein guter Anfang«, sagt Sureya. »Aber du weißt selbst, dass du vor allem mit Richard reden solltest.«
    Das war von ihr zu erwarten. Sureya stammt aus einer Familie, in der es häufig auch mal laut wurde. Streitigkeiten wurden immer schnell aus der Welt geschafft. Es herrschte eine gesunde, offene Atmosphäre, wie sie selbst sagt. Für temperamentvolle, heißblütige Südländer mag das ja typisch sein, halte ich dagegen. Aber Engländer sind da anders, oder? Doch Sureya will das nicht gelten lassen.
    Und auch Summer – die so englisch ist wie eine rote Telefonzelle – will meine starke, stumme Haltung (wie ich das gerne nenne) nicht gelten lassen. Summer und Sureya sind beide therapiegeschädigt. Alles rauslassen – ob gegenüber dem Ehemann, dem Liebhaber, den Eltern oder dem Therapeuten, der fünfzig Pfund die Stunde verlangt – ist die Antwort auf alle Probleme.
    Scheint so, als wäre ich die einzige Zynikerin hier, ob englisch oder nicht.
    Aber es ist wirklich nicht einfach. Seit Montag hat Richard noch mehr als sonst zu tun, nicht gerade die beste Voraussetzung für ein ernstes Beziehungsgespräch. Gestern Abend war er um Mitternacht immer noch im Büro. Er rief mich an, um mir zu sagen, dass er im Hotel übernachtet, weil er gleich am nächsten Morgen um sieben wieder eine Besprechung habe. Das ist nicht weiter ungewöhnlich. Das kommt häufiger vor. Aber warum machte ich mir dieses Mal Gedanken? Wegen einer lächerlichen Hotelrechnung?
    Ich muss an all die Abende denken, die ich alleine vor dem Fernseher verbracht habe, seit Richard zum MD befördert wurde. Wie gut kenne ich ihn eigentlich wirklich? Woher will ich wissen, dass er kein notorischer Fremdgänger ist, der zahlreiche Affären nebenbei hat und zwischendurch immer mal wieder seine andere Frau und seine anderen drei Kinder in Frankreich besucht? Aber wenn das wirklich so ist, wenn tatsächlich der schlimmste Fall eingetreten ist, will ich das dann wirklich wissen?
    Ich stürze einen Schluck Wein herunter – von genüsslich trinken kann keine Rede sein –, und Sureya blickt mich ernst an. »Das wievielte Glas ist das? Das dritte?«
    »Sureya! Zählst du jetzt schon mit?«
    »Sorry, natürlich nicht. Du machst nur ... einen ziemlich durstigen Eindruck«, sagt sie verlegen lachend.
    So kann man es auch ausdrücken, schätze ich. Aber hey, gönnen sich abends nicht viele Frauen ein oder zwei Gläschen Wein, um besser entspannen zu können?
    Plötzlich fällt mir was ein. Es gibt ja auch noch eine gute Neuigkeit. Ich platze damit heraus: »Oh, ich habe dir ja noch gar nicht von Ron erzählt.«
    »Ron?«
    Ron ist hier in der Gegend kein üblicher Name.
    »Ja, er hat mir heute auf Band gesprochen. Er ist Scout bei Crystal Palace.«
    Sureya blickt mich verständnislos an.
    »Das ist ein Fußballverein. Vor ein paar Wochen hat Ron sich Thomas angesehen und war so beeindruckt, dass er ihn zum Probetraining eingeladen hat. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Du solltest dich lieber um deine Ehe kümmern als um diesen Ron.«
    »Stell dir vor, David Beckhams Mutter hätte damals dasselbe gesagt.«
    »Na schön, aber trotzdem musst du dringend mit Richard reden«, wiederholt Sureya, ohne auf meine Neuigkeit einzugehen. »Je früher du die Bestätigung hast, dass er dich liebt, dich anbetet, nicht ohne dich leben kann und dass im Hause Clark alles in bester Ordnung ist, desto besser.«
    Man merkt, dass Sureya Theaterunterricht gibt. Ihre erbaulichen Worte sind zwar ganz wundervoll, aber statt mich von ihrem Optimismus anstecken zu lassen, fühle ich mich nur noch mieser.
    »Ich habe es dir noch nicht erzählt, aber ich habe vergangene Woche Bockmist gebaut«, sage ich. »Und zwar richtig schlimmen Bockmist.«
    Sureya wirft mir einen besorgten Blick zu. »Was hast du getan?«
    »Ich habe einen Auftrag vermasselt«, antworte ich ausdruckslos.
    »Was?«, stößt Sureya aufgeregt hervor. »Wie oft habe ich dir schon gepredigt, dass du wieder in deinen alten Beruf einsteigen

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