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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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werde – das bin ich gar nicht mehr gewohnt –, aber es wird bestimmt toll. Es wird bestimmt ein toller Abend. Es wird bestimmt ...
    Ist Wiederholung nicht das Grundprinzip von Gehirnwäsche? Na und? Wenn es funktioniert.
    Ich kümmere mich also jetzt endlich um ein Outfit für die Feier. Ich stehe in einem Outlet-Center, wo man günstig Designerware kaufen kann. »Designer« darf man dabei nicht so wörtlich nehmen, das ist wahrscheinlich irgendein armer Teufel, der in einer Nähfabrik in China schuftet.
    »Ah, die steht Ihnen wunderbar«, sagt die Verkäuferin zu mir, als ich aus der Umkleidekabine herauskomme. In der Hose, die sie mir aufgedrängt hat. Die Verkäuferin hat fettige Haare und Akne, und mein Jogginganzug sieht, verglichen mit ihrem, wie Haute Couture aus. Super, von so jemandem modische Ratschläge zu erhalten.
    Ich bin nämlich ganz anderer Meinung. Ich sehe in der Hose albern aus. Mein Hintern wirkt riesig, oder? Aber in der Hose sehen sogar meine Ohren riesig aus.
    »Haben Sie die vielleicht auch in Schwarz?«, frage ich hoffnungsvoll.
    »Aber Gelb ist zurzeit der letzte Schrei«, belehrt sie mich sofort, als wäre ich geistig minderbemittelt. »Und es bringt sehr schön Ihre Augen zur Geltung.«
    Die einzigen Augen, die dieses Gelb zur Geltung bringt, sind die Augen, die die anderen machen. Stielaugen.
    »Hey! Das hier würde gut dazu passen«, sagt die Verkäuferin aufgeregt zu mir. »Bei den letzten MTV Awards hatte Beyoncé auch so was an.«
    Sie hält ein glitzerndes Paillettentop empor. Ebenfalls in Gelb.
    Ich will doch nicht wie ein glitzerndes Eigelb aussehen. Nicht gerade der Look, für den Beyoncé bekannt ist.
    »Haben Sie auch etwas mit ... weniger Pailletten?«, frage ich.
    Die Verkäuferin rümpft die Nase. »Woran hatten Sie denn gedacht?«
    »An etwas, worin ich nicht wie ein glitzerndes Eigelb aussehe?«, erwidere ich fragend.
    »Hä?« Sie runzelt die Stirn.
    »Sorry, aber sehen Sie mich doch an. Ich bin nicht gerade eine zweite Beyoncé, oder? Oder eine zweite – jetzt fällt mir der Name nicht ein.«
    »Sie meinen Kelly?«
    »Nein, ich meine die andere, deren Namen sich keiner merken kann.«
    »Michelle?«
    »Ja, die«, murmle ich.
    Plötzlich beginnt jemand hinter mir laut zu kreischen.
    »OhmeinGottdiemussichunbedingthaben!!!«
    Ich drehe mich um und sehe ein weiteres pubertierendes Akneopfer, das genau die gleiche Hose anprobiert wie ich. Das Seltsame ist nur, dass sie an dem Mädchen einfach klasse aussieht. Genau wie Beyoncé, allerdings im chinesischen Billigdesign.
    Das reicht. Ich nehme die Hose. Sie kostet nur 18,99 Pfund. Ein Schnäppchen! (Ich wette, Beyoncé hat für ihre eine ganze Stange mehr bezahlt. Wie blöd von ihr.) Mein kurzes schwarzes Top wird super zu der Hose passen. Noch ein schicker Gürtel dazu, und mein Outfit ist perfekt. Job erledigt.
 
    Das dachte ich in dem Laden.
    Aber während der Fahrt nach Hause beschleicht mich der Verdacht, dass ich mich zu einem Panikkauf habe verleiten lassen.
    Eine gelbe Hose. So eine würde Natasha niemals anziehen.
    Was habe ich mir nur dabei gedacht?
 
    Ich liege im Bett. Die Digitalanzeige des Weckers leuchtet mir entgegen – zwei Uhr neun in der Nacht. Ich höre, wie die Haustür ganz leise geschlossen wird. Richard ist da. Gut. Ich klettere aus dem Bett und ziehe meinen Bademantel über. Auf diese Gelegenheit habe ich den ganzen Abend gewartet – ich muss endlich mit ihm reden . Sureya hat recht. Ich muss ihm wenigstens die Chance geben, alles zu erklären.
    Aber vor der Schlafzimmertür halte ich inne. Eine blöde Idee. Schließlich hat Richard den ganzen Tag hart gearbeitet – die ganze Woche. Wir können diese Unterhaltung nicht um zwei Uhr morgens führen.
    Ich schlage mir die Idee wieder aus dem Kopf.
    Denn wenn ich mich wieder ins Bett lege und so tue, als würde ich schlafen, kann nichts passieren. Vielleicht falle ich ja sogar irgendwann in einen traumlosen Schlaf, in dem keiner etwas im Schilde führt und in dem keine geheimnisvollen Hotelrechnungen existieren. Gut, sie existieren schon, aber sie sind nicht zu erklären. Wie Ufos. Wie oft sind Ufos schon gesichtet und fotografiert worden, aber weiß einer, wozu die gut sind? Richtig, das weiß keiner.
    Es ist gar nicht nötig, dass ich mich schlafend stelle. Ich höre, wie Richard leise die Treppe hochkommt ... und ins Gästezimmer geht. Ich rede mir ein, dass er das nur tut, um mich nicht aufzuwecken. Was hätte er sonst für einen Grund haben

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