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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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schon, was ist los?«, versucht er es erneut.
    »Ich habe nichts zum Anziehen«, entgegne ich. Und weil das so banal klingt, füge ich hinzu: »Außerdem liebst du mich nicht mehr.«
    Was genauso banal klingt, jetzt, wo es heraus ist, aber zum Glück lässt Richard seinen Arm um meine Schulter. »Du redest Unsinn«, sagt er leise.
    »Warum? Weil ich nichts zum Anziehen habe, oder weil du mich nicht mehr liebst?«
    »Beides ist Unsinn.« Er beugt sich nach unten und hebt eine Tüte vom Boden auf. »Hier, das ist für dich ... Alles Gute zum Geburtstag.«
    Auf der Tüte steht »Gucci«. Ich nehme sie und löse das Band, das um die beiden Halteschlaufen gewickelt ist. Ich ziehe ein paar Knäuel zerknittertes schwarzes Seidenpapier hervor und greife nochmals in die Tüte. Vorsichtig hole ich das erlesenste Top heraus, das ich je gesehen habe. Top ist vielleicht untertrieben; es handelt sich um ein wundervolles Designerstück aus weißer Seide.
    »Gefällt es dir nicht?«, sagt Richard scherzend, als mir erneut die Tränen kommen.
    »Doch, es ist wunderschön ... wirklich. Es ist nur so, dass ...« Aber ich kann den Satz nicht beenden. Ich habe gerade auf dem Etikett gesehen, dass es Größe 34 ist. Ich kann Richard nicht sagen, dass ich mittlerweile zwei Größen zugelegt habe, ohne dass er es bemerkt hat. Also presse ich lediglich schluchzend ein »Danke« hervor.
    Richard sieht erneut nervös auf die Uhr, dann verstärkt er den Griff um meine Schulter. »Hör zu, du tust jetzt Folgendes. Als Erstes gehst du ins Bad und wäschst dein Gesicht. Dann ziehst du dich an. Wenn du das hier –«, er lässt das Gucci-Top fallen, »– nicht anziehen möchtest, kein Problem. Es ist nicht wichtig. Versuch einfach, dich ein wenig zusammenzureißen, und wenn du so weit bist, gehen wir zu der Party. Wir werden uns prächtig amüsieren. Verstanden?«
    Er klingt sanft, aber bestimmt. So wie er vielleicht mit einer nervösen Arbeitskollegin sprechen würde, die eine Präsentation vor dem größten Kunden der Firma halten muss. Kein Wunder, dass er beruflich so viel Erfolg hat. Sehr professionell.
    »Ich will nicht zu der doofen Party. Ich will nur ...« Was will ich? » Dich .«
    »Fran, sei nicht albern. Die Party findet nur wegen dir statt. Also?«
    Richards Atem geht schneller, er ist beunruhigt. »Willst du etwa wieder kneifen wie bei dem Aufnahmetermin? Du kannst doch nicht Angst vor deiner eigenen Geburtstagsparty haben? Oh Mann.« Er fährt sich mit der Hand durch die Haare und holt tief Luft. »Okay, sag mir jetzt, was los ist.«
    Ich sehe die Qual in seinen Augen. Der Gedanke, dass ich ihm noch etwas bedeute, gibt mir Hoffnung.
    »Ich weiß es nicht«, antworte ich schließlich, obwohl ich genau weiß, was in mich gefahren ist. Die Hotelrechnung liegt keine zwei Meter von mir entfernt in meiner Unterwäscheschublade. Ich muss es ihm sagen. Gut, mein Timing könnte besser sein, aber Sureya hat recht. Ich muss es endlich loswerden.
    Und zwar jetzt.
    Stattdessen frage ich: »Liebst du mich noch?«
    »Du bist betrunken. Geh jetzt ins Bad und wasch dir das Gesicht.«
    »Ein einfaches Ja oder Nein genügt mir.«
    »Fran, wir haben jetzt keine Zeit, hier weiter herumzusitzen und Beziehungsgespräche –«
    »Du liebst mich nicht mehr, stimmt’s?«
    »Himmel, ich habe noch gar nichts gesagt, und schon glaubst du wieder –«
    »Herrgott, Richard, wenn du mich nicht mehr liebst, warum gibst du es dann nicht einfach zu?«
    In diesem Moment ertönt ein schriller Entsetzensschrei, und wir blicken beide zur Tür. Ich sehe gerade noch Mollys pinkfarbene Söckchen in Richtung Treppe verschwinden. Wie lange stand sie schon vor der Tür? Wie viel hat sie mitbekommen?
    »Zieh dich jetzt an, Fran«, befiehlt Richard mir. »Ich sehe nach Molly.«

11
 
    I ch muss zwar den oberen Knopf auflassen, aber in dem Rock sehe ich noch ganz passabel aus. Von Kopf bis Fuß in Schwarz. Schwarz macht schlank. Oh, wie sich die Zeiten doch geändert haben. Beziehungsweise mein Taillenumfang. Das herrliche weiße Gucci-Top von Richard liegt traurig auf dem Schlafzimmerboden, wo er es fallen ließ.
    »Du siehst sehr hübsch aus, Francesca«, sagt Sureya und umarmt mich zur Begrüßung.
    Ich muss ihr recht geben. Ein bisschen jedenfalls. Es ist ein Wunder, dass ich überhaupt hier bin. Und es ist ein doppeltes Wunder, dass ich halbwegs anständig gekleidet bin.
    Michael nimmt mich ebenfalls kurz in den Arm, und Sureya streckt mir ein wunderschön verpacktes

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