Venus 01 - Piraten der Venus
derart, daß sie Sklavinnen oder Dienerinnen waren; auch konnte ein Mann seine Frau nicht kaufen oder im Kampf gewinnen. Jede Frau ging die Verbindung freiwillig ein, in dem sie dem Werben eines Mannes nachgab, und es stand ihr frei, den Partner jederzeit wieder zu verlassen. Wie ich später erfuhr, kam das jedoch kaum vor.
Jeden Tag machte ich Gymnastikübungen auf der breiten Ve randa, die den Baum auf der Höhe meines Raumes umspannte. Ich wußte allerdings nicht, ob sie tatsächlich ganz um den Stamm herumlief, da das Teilstück, das mir zur Verfügung stand, nur etwa dreißig Meter breit war und auf beiden Seiten von einem kleinen Zaun begrenzt wurde. Der sich zu meiner Rechten anschließende Abschnitt der Veranda schien ein Garten zu sein, denn dort ge diehen Blumen und Büsche in fettem, dunklem Mutterboden, den man offenbar von der entfernten Oberfläche der Venus heraufge holt hatte – von der Oberfläche, die ich bisher noch nicht gesehen, geschweige denn betreten hatte. Die Veranda zu meiner Linken erstreckte sich vor den Quartieren mehrerer junger Offiziere, die zum Haushalt des Königs gehörten. Ich bezeichnete sie als jung, weil Danus sie mir so beschrieben hatte; im Grunde sahen sie nicht jünger aus als alle anderen Amtorier, die ich bisher kennen gelernt hatte. Sie waren sehr nett, und als ich die Sprache einiger maßen beherrschte, plauderten wir oft miteinander.
In dem Gartenstück auf der anderen Seite bekam ich dagegen in der ersten Zeit niemand zu Gesicht. Doch als ich dann eines Tages allein auf der Veranda beschäftigt war, erblickte ich ein Mädchen, das zwischen den Blumen spazierenging. Sie sah mich nicht und war meinem Blick auch sofort wieder entzogen – aber sie hatte etwas an sich, das in mir den Wunsch weckte, sie möglichst bald wiederzusehen; und in der nächsten Zeit schenkte ich den Offizie ren zu meiner Linken nur wenig Aufmerksamkeit.
Mehrere Tage lang lauerte ich in der Nähe des Zaunes, der meinen Teil der Veranda von dem Garten trennte, doch ich bekam das Mädchen nicht wieder zu Gesicht. Eines Tages bemerkte ich jedoch die Gestalt eines Mannes zwischen den Pflanzen. Er bewegte sich äußerst vorsichtig, als ob er nicht entdeckt werden wollte, und hin ter ihm schlichen vier weitere Männer.
In ihrem Aussehen unterschieden sie sich sehr von den Vepajern , die ich kannte – ihre Gesichtszüge waren grober, brutaler, und in ihrem verstohlenen Benehmen lag etwas Unheimliches und Drohendes.
Ich fragte mich nach den Absichten dieser Männer und mußte plötzlich an das Mädchen denken, das mir aus einem unbestimmten Gefühl heraus in Gefahr zu sein schien. Natürlich war ich nur auf meine Vermutungen angewiesen, da ich zu wenig von der Welt wußte, auf die mich das Schicksal verschlagen hatte; aber der Gedanke ließ sich nicht vertreiben und versetzte mich in nicht gelinde Erregung, so daß ich vielleicht ein wenig unüberlegt han delte.
Jedenfalls dachte ich nicht an die möglichen Folgen meines Vor gehens, als ich über den niedrigen Zaun hechtete und den Ein dringlingen lautlos folgte, die mich auf meiner Seite des Zauns nicht gesehen hatten.
Vorsichtig tastete ich mich zwischen den grünen Pflanzen hin durch und hatte den letzten der Fremden bald überholt. Wir be wegten uns auf eine offene Tür zu, hinter der ich in einem kost bar möblierten Raum das Mädchen erblickte, das vor einigen Ta gen meine Neugier geweckt und mich in dieses Abenteuer getrie ben hatte. Im gleichen Augenblick entdeckte das Mädchen den ersten Mann und schrie laut auf – und ich wußte, daß ich nicht umsonst gekommen war.
Ich griff sofort den vor mir kauernden Mann an und stieß gleichzeitig einen lauten Schrei aus – in der Hoffnung, die Auf merksamkeit der anderen vier auf mich zu lenken. Meine Rech nung ging auf, denn sämtliche Eindringlinge wandten sich um. Der Angriff kam für mein Opfer so überraschend, daß ich dem Mann das Schwert entreißen konnte, ehe er sich aus seiner Er starrung löste, und als er dann mit dem Dolch auf mich losgehen wollte, rannte ich ihm seine Klinge ins Herz. Im nächsten Augenblick fielen auch schon die anderen mit wutverzerrten Gesichtern über mich her. Ich wußte, daß ich keine Gnade zu erwarten hatte.
Normalerweise wären mir die vier Angreifer hoffnungslos überlegen gewesen; aber die dichtstehenden Gewächse behinderten sie doch sehr, so daß sie nur einzeln gegen mich vorgehen konnten. Aber ich wußte, daß ich trotzdem verloren war, wenn nicht
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