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Venus 02 - Auf der Venus verschollen

Venus 02 - Auf der Venus verschollen

Titel: Venus 02 - Auf der Venus verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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trösten mögen – o ja, wie gern hätte ich das getan! Aber ich legte ihr nur meine Hand auf die Schulter. »Ich weiß, wie Sie sich fühlen«, sagte ich. »Mir ist ebenso zumute – seit Tagen schon. Ich habe versucht, dar über hinwegzukommen, indem ich leise vor mich hinfluchte. Aber der Wald kann ja nicht unendlich sein, Duare, wir muß ten bald mal ins Freie kommen. Außerdem dürfen Sie nicht vergessen, daß uns der Wald ernährt und geschützt hat.«
    »Wie ein Gefängniswärter den Mann in der Todeszelle er nährt und schützt«, erwiderte sie müde. »Kommen Sie! Ich möch te nicht mehr darüber sprechen.«
    Wieder mußten wir uns durch dichtes Unterholz drängen und stießen bald auf einen Wildpfad, der im Zickzack weiterführte. Ich nehme an, daß es vor allem das Dickicht war, das Duare be drückte und auch ich konnte mich seiner Wirkung nicht entziehen. Der Pfad war breit und wir kamen gut voran, als der Wald plötzlich zurückzuweichen schien. Vor uns erstreckte sich eine gewaltige Leere und dahinter waren in weiter Entfernung die Umrisse einer Bergkette zu erkennen.
     
    7
    Verwundert blickten wir uns um und schritten langsam weiter, bis wir an den Rand eines Steilhangs kamen. Ein gewaltiges Tal breitete sich vor uns aus, das mindestens anderthalb Kilometer tief war. Auf der anderen Seite wurde es von den Bergen be grenzt, die aufgrund der großen Entfernung kaum zu erkennen waren; zur Linken und zur Rechten verlor es sich im Dunst.
    Bei unserem Marsch durch den Wald mußten wir so allmäh lich bergauf gestiegen sein, daß wir nichts davon gemerkt hatten. Diese Schlucht kam daher doppelt unerwartet. Es war, als blickte man in einen Abgrund, der bis tief unter den Meeresspiegel reichte. Daß dieser Eindruck eine optische Täuschung war, ließ sich an dem gewaltigen Fluß erkennen, der sich in einiger Entfernung durch das Tal wand und der in irgendein Meer münden mußte.
    »Eine neue Welt!« flüsterte Duare. »Wieviel schöner als der entsetzliche Wald!«
    »Wollen wir hoffen, daß sie uns ebenso freundlich behandelt, wie es der Wald getan hat.«
    »Wie könnte es anders sein? Sie ist so schön!« erwiderte sie. »Dort unten müssen Menschen leben, großzügige und freund liche Menschen, so lieblich wie ihr liebliches Tal. Wo es so viel Schönheit gibt, kann nichts Böses gedeihen. Vielleicht wird man uns helfen, nach Vepaja zurückzukehren. Ich bin sicher, daß man uns hilft.«
    »Ich hoffe es, Duare«, sagte ich.
    »Sehen Sie!« rief sie aus. »Da münden kleine Flüsse in den großen Strom und es gibt Ebenen, die hier und da mit Bäumen bestanden sind, außerdem Wälder, die aber nicht so groß sind wie der entsetzliche Wald, den wir eben verlassen haben. Kön nen Sie irgendwelche menschlichen Siedlungen entdecken, Car son?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das läßt sich von hier aus nicht ge nau feststellen. Immerhin sind wir sehr hoch über dem Tal und der Fluß, an dem die größeren Städte wahrscheinlich liegen, ist sehr weit entfernt. Von hier ließe sich vielleicht nur eine sehr große Stadt mit hohen Gebäuden erkennen, wenn der Dunst nicht so stark wäre. Wir müssen schon hinabsteigen, um Nähe res festzustellen.«
    »Ich kann es kaum erwarten«, rief Duare.
    Der Pfad, der uns an den Abgrund geführt hatte, machte eine scharfe Linkswendung und führte am Hang entlang, wäh rend nur eine kleine Spur direkt in die Tiefe wies. Es war kaum mehr als ein Fußpfad, der im Zickzack an dem fast senkrechten Hang abwärts führte. Allein der Blick nach unten ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen.
    »Nur wenige Lebewesen scheinen über den Hang zu klettern«, bemerkte Duare, während sie den kaum erkennbaren Pfad be trachtete.
    »Wir sollten hier oben noch etwas weiterziehen. Vielleicht gibt es einen leichteren Abstieg«, schlug ich vor – in der Annahme, daß Duare sich fürchtete.
    »Nein«, widersprach sie. »Ich wollte aus dem Wald heraus und das ist meine Chance. Es hat Wesen gegeben, die hier hinauf- und hinabgeklettert sind und wenn sie es geschafft haben, bringen wir das auch fertig.«
    »Dann nehmen Sie meine Hand. Es ist sehr steil.«
    Sie gehorchte und ich reichte ihr noch meinen Speer, damit sie sich abstützen konnte. Ich erinnere mich ungern an den Ab stieg, der nicht nur außerordentlich gefährlich, sondern auch noch sehr anstrengend war. Mindestens ein dutzendmal hielt ich uns für verloren, glaubte ich, daß es keine Möglichkeit des Weiterkommens gab…
    Duare

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