Venus 02 - Auf der Venus verschollen
– ich kenne Sie zu gut.«
»Kein Risiko ist mir zu groß, wenn ich nur Ihr Wohlwollen finde.«
Sie schwieg einen Augenblick und blickte auf den Basto hinab, der unten hin und her stapfte und gelegentlich zu uns auf schaute.
»Wir können uns durch die Bäume davonmachen«, schlug Duare vor. »Sie stehen hier sehr dicht.«
»Und lassen meine neuen Waffen zurück?« fragte ich.
»Der Basto wird wahrscheinlich in einigen Minuten weiter ziehen, wenn er merkt, daß wir nicht herunterkommen.«
Aber das Ungeheuer blieb. Es wühlte eine halbe Stunde lang den Boden auf und legte sich schließlich unter dem Baum hin.
»Der Bursche ist Optimist«, bemerkte ich. »Er glaubt, daß wir freiwillig zu ihm hinunterkommen, wenn er nur lange genug wartet.«
Duare lachte. »Vielleicht hofft er, daß wir an Altersschwäche leiden und ihm vor die Schnauze fallen.«
»Da könnte er lange warten, denn er weiß nicht, daß wir mit dem Unsterblichkeitsserum geimpft sind.«
»Aber wie lange wollen wir warten? Ich werde langsam hungrig.«
»Schauen Sie, Duare!« flüsterte ich und deutete auf das Un terholz, in dem sich etwas bewegt hatte.
»Was ist das?« fragte sie.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte ich, »aber es muß ein großes Tier sein.«
»Es schleicht langsam durch das Dickicht, Carson. Glauben Sie, daß es uns gewittert hat?«
»Wir sind hier oben ziemlich sicher«, beruhigte ich sie.
»Aber viele Tiere können auf Bäume klettern. Ich wünschte, Sie hätten jetzt Ihre Waffen.«
»Wenn der Basto mal einen Augenblick in die andere Richtung schauen würde, könnte ich ja hinabsteigen und sie holen.«
»Nein, das dürfen Sie nicht – einer der beiden würde Sie bestimmt erwischen.«
»Jetzt kommt er, Duare! Sehen Sie doch!«
»Ein Tharban!« flüsterte sie.
6
Der Kopf des Raubtiers war zwischen den Blättern des Dickichts ein Stück hinter dem Basto sichtbar geworden, der den neuen Gegner weder sah noch witterte.
»Er kümmert sich nicht um uns«, sagte ich, »sondern beob achtet den Basto!«
»Glauben Sie…?« begann Duare, wurde jedoch von einem markerschütternden Röhren des Tharban unterbrochen, der im gleichen Augenblick zum Angriff überging.
Der überrascht auffahrende Basto war sofort im Nachteil. Der Tharban sprang ihm auf den Rücken und vergrub Krallen und Zähne tief in dem festen Fleisch.
Das Brüllen des Basto vermischte sich jetzt mit dem Röhren und Fauchen des katzengleichen Raubtiers. Schmerzgepeinigt wirbelte der riesige Bulle herum und versuchte an den Angrei fer auf seinem Rücken heranzukommen. Mit gewaltigen Pran kenhieben fuhr ihm dieser über den Kopf, wobei Fell und Fleisch bis auf die Knochen abgerissen und der Basto auf ei nem Auge geblendet wurde. Er ließ sich überraschend ge schickt auf den Rücken fallen, um den tödlichen Gegner abzu streifen, aber der Tharban sprang rechtzeitig zur Seite und ging sofort wieder zum Angriff über.
Diesmal nahm der Basto seine Chance wahr. Mit unglaubli cher Geschwindigkeit ließ er seinen gesenkten Kopf herumwir beln, erwischte den Tharban voll mit seinen spitzen Hörnern und schleuderte ihn steil in die Höhe.
Ein fauchendes, strampelndes Bündel primitiven Hasses, so fuhr der Tharban nur wenige Meter von Duare und mir ent fernt durch das Blattwerk. Mit steil aufgerichtetem Schwanz erwartete der Basto seinen Gegner, bereit, ihn wieder in die Höhe zu schleudern. Der Tharban wurde von den Hörnern auf gespießt, klammerte sich jedoch diesmal fest, so daß es dem Bullen nicht gelang, ihn abzuschütteln. Mit gewaltigen Pran kenhieben fügte er dem Basto weitere entsetzliche Wunden zu.
Völlig blind torkelte der angeschlagene Bulle jetzt in einer grotesken Pirouette des Todes herum, doch der kreischende Tharban hieb in wahnsinniger Wut weiter auf sein Opfer ein.
Plötzlich hielt der Basto schwankend inne. Aus einer Wunde am Hals strömte das Blut so heftig, daß die Schlagader aufge rissen sein mußte. Der Kampf war jetzt bald zu Ende, aber mit verblüffender Zähigkeit hielt der Bulle am Leben fest.
Die Lage des Tharban war kaum besser. Aufgespießt von den mächtigen Hörnern, vermischte sich sein Blut mit dem sei nes Opfers und seine Überlebenschancen waren gering.
Der Bulle erstarrte; er senkte den Kopf und raste urplötzlich los, mit scheinbar ungebrochener Kraft.
Aber der Ausbruch wurde sehr schnell von dem Stamm des Baumes gebremst, auf dem wir saßen. Mit unvorstellbarer Ge walt prallte der Basto auf, der Ast, an den wir uns
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