Venus 02 - Auf der Venus verschollen
Sitzung. Bringen Sie unsere Besucher hin über. Ich werde den Vorsitzenden verständigen, daß ich die Un tersuchung genehmigt habe.«
»Was ist das für eine Untersuchung und welchen Zweck hat sie?« fragte ich. »Vielleicht liegt uns gar nicht daran, sie über uns ergehen zu lassen.«
Korgan Kantum Mohär lächelte. »Das hängt nicht von Ihnen ab«, sagte er.
»Soll das heißen, daß wir Gefangene sind?«
»Sagen wir lieber – Gäste auf Befehl.«
»Hätten Sie etwas dagegen, mir den Zweck der Untersuchung zu verraten?«
»O nein. Sie soll ergeben, ob wir Sie am Leben lassen kön nen.«
12
Man behandelte uns sehr zuvorkommend und zielstrebig. Man badete uns, entnahm Blutproben, überprüfte unsere Reflexe, untersuchte das Herz und maß unseren Blutdruck. Schließlich wurden wir in einen großen Raum geführt, in dem fünf Männer hinter einem langen Tisch saßen.
Während der Untersuchung wich Ero Shan nicht von unserer Seite. Auch er blieb stets freundlich und zuvorkommend. Er schürte in uns die Hoffnung, daß die Untersuchung positiv aus fallen würde, deren Sinn ich noch immer nicht recht begriff.
»Ihre Begleiterin hat eine Bemerkung über die Schönheit Havatoos und seine Bewohner gemacht«, erklärte er mir. »In die ser Untersuchung liegt die Erklärung für diese Schönheit – und für viele andere Dinge in dieser Stadt, von denen Sie noch nichts wissen können.«
Die fünf Männer hinter dem Tisch behandelten uns mit der gleichen Freundlichkeit wie alle anderen. Eine volle Stunde lang fragten sie uns aus, und ihren Fragen entnahm ich, daß die Gruppe aus einem Biologen, einem Psychologen, einem Chemi ker, einem Physiker und einem Soldaten bestand.
»Korgan Sentar Ero Shan«, sagte der Mann, der offensicht lich den Vorsitz führte. »Sie werden sich dieses Mannes anneh men, bis das Ergebnis der Untersuchung verkündet wird. Hara Es wird sich um das Mädchen kümmern.« Und er deutete auf eine Frau, die mit uns in den Raum gekommen war und neben Nalte gestanden hatte.
Das Mädchen drückte sich an mich. »O Carson! Man will uns trennen«, flüsterte sie.
Ich wandte mich an Ero Shan, um Einspruch zu erheben, aber er hob die Hand. »Sie müssen gehorchen«, sagte er. »Aber ich glaube nicht, daß Sie sich Sorgen zu machen brauchen.«
Dann wurde Nalte von Hara Es hinausgeführt und Ero Shan brachte mich in seinem Wagen in einen Wohndistrikt. Vor ei nem der herrlichen Häuser hielten wir an.
»Das ist mein Heim«, sagte er. »Sie werden hier mein Gast sein, bis das Ergebnis der Untersuchung bekanntgegeben wird. Ich möchte, daß Sie sich hier wohlfühlen. Machen Sie sich keine Sorgen; es hat sowieso keinen Sinn. Nalte ist in Sicherheit. Man wird gut für sie sorgen.«
»Wenigstens hat man mir ein wunderschönes Gefängnis zur Verfügung gestellt«, sagte ich.
»Bitte halten Sie sich nicht für einen Gefangenen«, bat Ero Shan. »Diese Haltung würde uns beide bedrücken und Nieder geschlagenheit ist etwas, das wir in Havatoo nicht dulden kön nen.«
»Oh, ich bin ganz und gar nicht unglücklich«, beruhigte ich ihn. »Im Gegenteil. Das Abenteuer macht mir großen Spaß, wenn ich auch nicht begreife, welches Verbrechen Nalte und mir zur Last gelegt wird, daß über unser Leben zu Gericht gesessen werden mußte.«
»Nicht Sie haben vor Gericht gestanden, sondern Ihre Ab kunft«, erklärte er.
»Das ist eine Antwort«, erwiderte ich, »die mir nicht viel sagt.«
Inzwischen hatten wir das Haus betreten und ich mußte feststellen, daß es außerordentlich geschmackvoll eingerichtet war. Schon vom Eingang aus fiel der Blick auf einige Büsche und Bäume in einem hübschen Garten am Ende eines breiten Kor ridors.
Ero Shan führte mich durch diesen Garten in einen Raum, der sich zur Grünfläche hin öffnete.
»Sie werden feststellen, daß es Ihnen hier an nichts fehlen wird«, sagte er. »Ich werde einen Mann beauftragen, sich um Sie zu kümmern. Er wird stets zu Ihrer Verfügung stehen; er ist aber auch dafür verantwortlich, daß Sie zur Stelle sind, wenn Sie wieder vor den Ausschuß gerufen werden. Und jetzt«, sagte er und setzte sich in einen Sessel am Fenster, »will ich versuchen, Ihre letzte Frage ein wenig ausführlicher zu beantworten.
Havatoo und seine Bewohner sind das Ergebnis einer von der Wissenschaft bestimmten Kultur. Ganz im Anfang waren wir ein Volk, das von erbberechtigten Jongs beherrscht wurde. Natürlich versuchten verschiedene Interessengruppen das Kö nigshaus
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