Venus 02 - Auf der Venus verschollen
nahmen die Stufen ein Ende und wir kamen wieder in ei nen Korridor. Ich wartete, bis Duare und Nalte neben mir standen.
»Wissen Sie, wohin dieser Korridor führt?« fragte ich Duare.
»Nein«, erwiderte sie. »Skor hat mir nur gesagt, daß er auf diesem Weg das Schloß verlassen könnte, ohne gesehen zu werden. Er ist immer auf diese Weise gekommen und gegangen. In allem, was er tat, war er sehr geheimnisvoll.«
»Soweit ich es beurteilen kann, müßten wir etwa im Kellergeschoß des Schlosses sein. Ich wünschte, wir wüßten mehr über den Korridor – aber es gibt nur eine Möglichkeit, um festzu stellen, wo er endet. Kommen Sie!«
Je weiter wir in den Gang vordrangen, desto dunkler wurde es. Wir legten eine beträchtliche Entfernung zurück und kamen schließlich zu einer Holztreppe. Vorsichtig tastete ich mich einige Stufen hoch und stieß schließlich gegen ein Hindernis. Ich befühlte es und stellte fest, daß es sich um eine Falltür handeln müßte, die sich allerdings nicht öffnen ließ. Nach einigem Su chen fand ich den Riegel, schob ihn zurück, lauschte einen Au genblick, öffnete die Tür und steckte den Kopf durch die Öff nung.
Es war nicht viel zu sehen – nur das dunkle Innere eines Raumes mit einem einzelnen Fenster, durch das der Schimmer des nächtlichen Himmels sichtbar war. Ich packte Skors Schwert fester und stieg in den Raum hinauf. Kein Geräusch war zu hö ren.
Die Mädchen standen dicht hinter mir; sie atmeten erregt. Wir warteten und lauschten. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich glaubte neben dem Fenster die Umrisse einer Tür zu erkennen. Ich schlich mich hinüber; ich hatte mich nicht getäuscht.
Vorsichtig öffnete ich sie und sah mich um; vor mir lag eine der düsteren Straßen Kormors. Sie führte direkt vom Schloß fort, das als dunkler Schatten zu meiner Rechten sichtbar war.
»Kommen Sie!« flüsterte ich und wir traten auf die Straße hinaus und wandten uns nach links. »Wenn uns jemand entgegenkommt«, sagte ich leise, »müssen wir den Kopf gesenkt halten und dahinschlurfen wie alle anderen. An unseren Augen kann man uns erkennen.«
»Wohin gehen wir?« fragte Duare flüsternd.
»Ich will versuchen, das Haus wiederzufinden, durch das ich in die Stadt gekommen bin«, erwiderte ich. »Aber ich weiß nicht, ob mir das gelingt.«
»Und wenn es nicht klappt?«
»Dann werden wir versuchen müssen, über die Stadtmauer zu klettern. Ich werde schon eine Möglichkeit finden, Duare.«
»Was macht es schon aus?« murmelte sie halb zu sich selbst. »Wenn wir fliehen können, werden wir nur bald in neuen Ge fahren stecken. Ich wünschte, ich wäre tot.«
Ich war entsetzt; bisher war es nicht Duares Art gewesen, gleichgültig und hoffnungslos zu sein. »Das dürfen Sie nicht sagen, Duare!« sagte ich heftig. »Wenn wir Havatoo erreichen, sind Sie in Sicherheit und ich habe dort eine Überraschung für Sie, die Ihnen neue Hoffnung geben wird.« Ich dachte an das Flugzeug, mit dem wir vielleicht Vepaja finden konnten.
Sie schüttelte den Kopf. »Es ist alles sinnlos. Ich werde nie mals wieder glücklich sein.«
Einige dunkle Gestalten, die uns entgegenkamen, machten unserem Gespräch ein Ende. Mit gesenktem Blick und schlur fendem Schritt bewegten wir uns dahin. Sie gingen an uns vor über und ich atmete erleichtert auf.
Es wäre sinnlos, an dieser Stelle näher auf unsere Suche nach dem Haus einzugehen. Ich fand es jedenfalls nicht. Wir waren die ganze Nacht unterwegs, und als die Dämmerung heraufzog, begann ich nach einem Ort zu suchen, an dem wir uns bis zum folgenden Abend verstecken konnten.
Ich sah ein Haus mit zerbrochener Tür – ein Anblick, der in Kormor nicht selten war – und stellte fest, daß es unbewohnt und für unsere Zwecke geeignet war. Wir stiegen in das Ober geschoß und machten es uns in einem rückwärtigen Zimmer be quem.
Da wir sehr müde waren, legten wir uns sofort zur Ruhe. Es wurde nicht mehr gesprochen; jeder schien mit seinen eige nen, düsteren Gedanken beschäftigt.
*
Wie lange ich geschlafen hatte, weiß ich nicht; jedenfalls weck ten mich Schritte im Nachbarzimmer. Irgend jemand bewegte sich und ich hörte, wie der Unbekannte leise vor sich hin mur melte.
Langsam erhob ich mich, Skors Schwert in der Hand. Es kam mir nicht in den Sinn, daß es gegen einen Toten ja nichts aus richten konnte; aber ich fühlte mich mit der Waffe doch siche rer.
Die Schritte näherten sich der Tür zu unserem Raum und im
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