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Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Titel: Venusblut - Schreiner, J: Venusblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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konnte.
    »Ich kann mich nicht selbst töten, Hasdrubal!« Maeve streckte hilfesuchend ihre Hand nach ihm aus und ließ sie nahezu im selben Augenblick wieder sinken. »Ich kann es einfach nicht alleine!«
    »Du musst dich nicht für die anderen opfern.« Hasdrubal legte all seine Sanftmut, jede erdenkliche Geduld und Güte in seine Worte.
    »Aber ich will.« Maeve blickte auf und sah ihn an. In ihrem Blick las er eine Willensstärke, die ihm Angst machte, bevor sie wieder zu Boden sah. »Es sind meine Freunde – und es ist meine Schuld, dass Morna tot ist. Ohne mich wären sie alle immer noch unsterblich.« Sie sprach leise und deutlich, als müsse sie sich vor ihm für ihre Entscheidung und die daraus resultierende Tat rechtfertigen.
    Wut flammte in Hasdrubal auf. Auf Maeve, Julius und Morna, auf jeden anderen Vampir und vor allem auf sich selbst. Noch vor wenigen Tagen hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht als den Tod der Vampirkönigin, hatte gehofft, dass er derjenige sein würde, der sie umbrachte und der Gerechtigkeit des Jenseits zuführte.
    Jetzt wusste er es besser. Maeve war unschuldig.
    Ihr ganzes Leben war sie verraten und ausgenutzt worden, und nun wollte sie das Wenige, was ihr blieb – ihr Leben – für andere opfern. Und dass sie es tun würde – mit ihm oder ohne ihn – konnte er an ihrem trotzig erhobenen Kinn erkennen, an der Art und Weise, wie sie ihren Kopf hielt. Betrübt, aber nicht geschlagen. Sie würde sich tatsächlich opfern. Aber für wen?
    »Wer?« Hasdrubal musste sich zusammenreißen, um Maeve nicht zu schütteln. Niemand, nicht ein einziger der Vampire war es wert, dass sie sich umbringenließ. »Wer von ihnen ist ein Freund? Wer von ihnen ist es wert, dass du dich opferst?«
    »Sofia, Edward, Xylos, Joel …« Sie strich mit der Hand durch die Luft, als prüfe sie deren Konsistenz. »… Melanie und die Tochter meines Bruders.« Sie lächelte ein erschreckend trauriges Lächeln. »Sie alle verlassen sich darauf, dass ich das Richtige tue.«
    »Und was ist mit dir?« Hasdrubal zwang sich wieder zur Sanftmut. Er musste ihr klar machen, was noch alles vor ihr lag. Dass es mehr Gründe gab zu leben als zu sterben.
    »Was soll mit mir sein?«
    »Willst du denn gar nicht mehr leben?« Hasdrubal strich ihr mit dem Handrücken über die Wange. Eine sehr behutsame Geste, als berührte er ein unmündiges Kind, das kein Recht auf eigene Entscheidungen hatte.
    »Für mich ist es zu spät.«
    »Es ist nie zu spät.« Hasdrubal lächelte, doch seine zitternden Finger an ihrer Haut verrieten ihn. Maeve hob ihre Rechte und legte ihre Finger über seine.
    »Ich habe Jahrhunderte gelebt, Hasdrubal. Jahrhunderte, die mich nicht glücklich gemacht haben.«
    Hasdrubal entzog ihr seine Hand, hilflos angesichts seiner ohnmächtigen Wut. »Du hast nicht gelebt! Du bist hast dahinvegetiert und hast gelitten.« Er schlug knapp an Maeve vorbei gegen die weiß getünchte Wand. Felsen, die jahrhundertelang Grundlage für stabile Wohnungen gewesen waren, bebten unter der Wucht des Schlages, absorbierten aber einen großen Teil seiner Wut. »Es ist nicht fair!«
    Er schloss die Augen. Sie hatte so viel durchgemacht und war immer wieder enttäuscht worden. Von den Menschen und Vampiren, die sie liebte. Sie hatte viel riskiert und immerzu verloren.
    »Es ist niemals fair.« Ihre Stimme war sanft und einfühlsam, schmeichelte seinem Herzen und seinem Verstand.
    Und was ist mit mir? Was ist mit uns?
Sein Herz wollte schreien vor Verzweiflung. Aber er wusste, dass es nicht mehr möglich war. Auch er hatte sie verraten, war bereit gewesen zu urteilen, bevor er alle Fakten kannte und hatte sich mit ihren Feinden verbündet und sie töten wollen. Nun war es zu spät für ihn, zu spät für die Liebe, die er für sie empfand. Er war mindestens so schuldig wie sein Bruder. Die Ironie schrie zum Himmel. Er konnte fühlen, wie etwas seine Wangen hinab lief und griff danach.
    Tränen.
    Verwundert betrachtete er die Feuchtigkeit und drehte seine Finger, als könnte er sich dadurch von seinen Gefühlen und ihrer Manifestation befreien. Maevefing Hasdrubals Hand ein und als er sie nicht sofort aus ihrem Griff befreite, führte sie sie an ihren Mund und leckte die Träne von seinem Finger. In ihren Augen lag Bedauern.
    »Es hätte alles anders sein können.« Hasdrubal wunderte sich, dass seine eigene Stimme so fremd klang. Wenn sie ihn doch nur vor seinem Bruder geliebt hätte!
    »Wir machen uns unsere Prophezeiungen

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