Venusblut - Schreiner, J: Venusblut
Stimme schnitt durch die Luft und versetzte beide Parteien in eine überraschte Lähmung, in der sich die Aufmerksamkeit aller auf die Vampirkönigin richtete. Joel hatte immer noch seine Zähne gebleckt und hielt das Schwert in einer Position, in der er Hasdrubal mit Leichtigkeit würde töten können.
»Runter mit dem Ding!«
Maeves Augen blitzten zornig und langsam zeichnete sich Verwirrung auf Joels Miene ab. Aber er folgte ihrem Befehl und ließ die Klinge sinken – doch nur ein wenig.
»Er hat dich manipuliert«, behauptete er. Seine Wut galt nicht nur Maeve und Hasdrubal, sondern auch Magnus, Logan und Judith – die immer noch reglos und schockiert im Schatten verharrten – und Joline und seinem eigenen Leben im Großen und Ganzen.
»Hasdrubal ist ein Verräter und arbeitet für…«
»Ich weiß«, unterbrach Maeve ihn mit sanfter Stimme, »und er ist mein Gefährte.«
Joel sah Maeve schockiert an, bevor sein Blick zu dem Karthager wanderte. »Du stirbst mit ihr?«
»Das war der Plan.«
»Ja, aber …«, Joel rang nach Argumenten, »was ist mit dem Elixier?«
»Hast du es?« In Maeves Augen flammte Hoffnung auf.
»Nein, Magnus hat es getrunken; er ist tot.« Aus seiner Haltung war jedweder Argwohn gegen Hasdrubal gewichen und hatte einem tiefen Bedauern Platz gemacht. »Aber es muss eine andere Möglichkeit geben«, behauptete er, obwohl er es besser wusste. Er hatte versagt und keine andere Lösung für die neue Unsterblichkeit parat.
»Es ist mein Leben«, wandte Maeve ein, die sich wieder auf den Boden hockte. »Und ich habe meine Entscheidung getroffen.«
»Wie du meinst«, sagte Joel. »Ihr seid alt genug, um zu entscheiden, wofür ihr sterben wollt.«
Er trat zurück. Seinen Worten zum Trotz konnte Maeve die Konzentration fühlen, mit der er mental nach Xylos griff und ihn zur Eile antrieb.
Hasdrubal hob sein Schwert. Er musste sich beeilen, sonst würden die anderen kommen. Er konnte sie spüren, Freunde und Feinde, die dem Nachhall von Maeves Ruf folgten.
Sie waren …
Er fuhr herum und seine Klinge stoppte kurz vor Edwards Hals.
Hasdrubal ließ sein Schwert sinken.
»Kann man denn hier nicht einmal ungestört die Liebe seines Lebens töten?« Trotz seiner barschen Worte war er dankbar für die Störung.
»Nein.« Edward trat zur Seite und beinahe in seine Gefährtin Sofia hinein, so dass er an Hasdrubal vorbeiblicken und Maeve ansehen konnte. Plötzlich wurde sein Blick stutzig und blieb an Joel hängen. »Wo ist das Elixier?«
»Wie ich vorhin schon sagte, Magnus hat es getrunken und…«
Das plötzliche Stimmgewirr der Vampire riss Judith aus ihrer von Verblüffung geprägten Lethargie. Sie hatte bisher kein Wort der Unterhaltung verstehen oder die Situation überblicken können, war zu sehr damit beschäftigt gewesen, Logan, die Geisel, mit Hilfe ihrer neu entdeckten Fähigkeiten in Schach zu halten und zu staunen. Die Blondine mit dem großen, kriegerisch wirkenden Mann sah der vor Artabanos geflohenen Melanie zum Verwechseln ähnlich. Sie musste Sofia sein, die legendäre Sofia, von der Joel ihr erzählt hatte – und der Grund für den Tod der Hexe … Judiths … Tante. Sie warf einen ungläubigen Blick auf die rothaarige Schönheit … Ihre Tante … Zweitausend Jahre alt und…
Das Begreifen der Tatsachen setzte ebenso langsam ein wie das Begreifen, dass sich ihr Körper verselbständigt hatte und sie näher zu den Vampiren trug. Auch ihr Mund schien nicht mehr zu ihr zu gehören, und antwortete auf die aufgeregten Fragen und Diskussionen der fünf.
»Ich weiß, wo das Elixier …«
Maeve fuhr überrascht zu ihr herum, der Einzigen, die sie gehört hatte, während Hasdrubal sagte: »Die mentale Mauer wird uns nicht mehr lange verborgen halten.«
Und dann, noch während sie eine Stimme »Genau genommen, hält sie euch schon jetzt nicht mehr verborgen« sagen hörte, geschahen mehrere Dinge gleichzeitig, für Judith wie in Zeitlupe: Maeve öffnete den Mund, immer noch verblüfft; Hasdrubal, Joel und Edward schoben sich vor Sofia, Maeve und sie selbst; ein Umstand, den Nemesis – Großer Gott, er hatte überlebt! – mit einem herablassenden Grinsen quittierte; die übrig gebliebenen Rebellen erschienen vor der Felsenwohnung, ihre Anwesenheit schillerte selbst durch die Felswände und vergiftete Gedanken, noch während Nemesis und Artabanos die Überraschung ihrer Feinde auskosteten; einzig die Vampirin, die neben dem rothaarigen Rebellen stand, sah besorgt
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