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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
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in meinen Jahren auf See jedenfalls nicht!«
    »Ich bin bereit, es zu versuchen«, meldete sich nun Andrew.
    »Und wer wagt es mit ihm?«, fragte Silas in die Runde.
    Abby zögerte kurz, ob sie sich melden sollte. Andrew hatte ihr am Hawkesbury River das Schwimmen beigebracht, und sie traute es sich zu, über den Fluss zu schwimmen. Aber für den zweiten Teil der Aufgabe, nämlich das Herüberziehen des schweren Seils, fehlten ihr die nötigen Körperkräfte. Dafür brauchte Andrew einen kräftigen Mann an seiner Seite. Und deshalb hielt sie sich zurück.
    Terence Rigby hob nach kurzem Zögern die Hand. »Ist zwar schon eine ganze Weile her, dass ich um mein Leben geschwommen bin, aber verlernt haben dürfte ich es ja wohl nicht«, sagte er achselzuckend. »Und außerdem habe ich schon lange kein Bad mehr gehabt!«
    »Wenn es danach ginge, müssten wir uns wohl alle in diese schlammigen Fluten stürzen«, meinte Megan spöttisch und sorgte damit für einen Moment der Heiterkeit.
    »Gut, das wäre also geklärt«, sagte dann Silas Mortlock. »Aber es wäre unsinnig, wenn Chandler und Rigby schon jetzt das Seil über den Fluss bringen. Lasst uns zuerst die Bäume fällen und das Floß bauen.«
    Nachdem Stuart Fitzroy die ungefähre Länge und Breite für ihr Floß festgelegt hatte, teilten sich die Männer in vier Arbeitsgruppen auf, holten aus ihren Werkzeugkisten Äxte und Sägen und begaben sich zum nächstgelegenen Waldstück, um dort die Bäume mit dem nötigen Umfang auszuwählen und zu fällen.
    Stuart Fitzroy übernahm dabei die Oberaufsicht. Als Zimmermann mit langjähriger Erfahrung wusste er, dass sich nicht jeder Baum für den Bau einer schwimmenden Plattform eignete. Manche Eukalyptusbäume hatten im Wasser keinen Auftrieb, sondern gingen sofort wie mit Blei gefüllt unter.
    Für das Floß benötigten sie neun bis zehn Stämme mit einem Durchmesser von mindestens vier Fuß und einer Länge von gut fünfundzwanzig Fuß, damit ein schweres Fuhrwerk in seiner Mitte Platz fand und die Plattform nicht ins Schwanken brachte. Zudem mussten noch dutzende von kleineren, etwa armdicken Ästen abgesägt und zugeschnitten werden. Sie wurden für eine provisorische Reling gebraucht, damit ein sicheres Übersetzen der Pferde und des Viehs gewährleistet war.
    All das zu bewerkstelligen bedeutete äußerst harte, geradezu knochenbrechende Arbeit. Denn Eukalyptusbäume ließen sich nur unter großer Anstrengung fällen. Nicht von ungefähr hießen sie in der Kolonie auch gum trees, Gummibäume. So manche Axt und so manches Sägeblatt wurden stumpf und mussten neu geschärft werden, noch bevor ein Drittel des Stammes ihren Schlägen und scharfen Sägezähnen nachgegeben hatte. Und stürzte ein Eukalyptusbaum dann endlich gefällt zu Boden, mussten der Stamm auf die richtige Länge gebracht sowie alle Äste und Zweige abgeschlagen oder abgesägt werden, was nicht weniger mühsam war und viel Kraft erforderte. Erst dann kamen die Ochsen zum Einsatz, die die Baumstämme zum Fluss hinunterzogen, wo sie im flachen Uferwasser miteinander verbunden wurden. Um eine einigermaßen ebene Fläche zu bekommen, auf der auch die Tiere sicheren Tritt finden würden, nagelten die Männer gerade gewachsene Äste von der Stärke zweier Finger quer auf die Stämme. Dann brachten sie die hüfthohe Umfassung aus dickeren Ästen an den beiden Längsseiten an. Allergrößte Sorgfalt verwendeten sie auf die Anbringung der beiden selbst gebauten Rollen, die auf der Längsseite des Fährfloßes, die bei der Überquerung flussaufwärts zeigte, angebracht wurden. Über diese Rollen musste das Führungsseil laufen.
    Das Fällen der Bäume, ihr Abtransport mit den Ochsen, das Zusammenbinden der Stämme und all die anderen Arbeiten, an denen sich am Fluss auch die Frauen tatkräftig beteiligten, zogen sich bis in den späten Nachmittag hin. Und nicht für eine einzige Stunde ließ der Regen nach. Unaufhörlich nieselte er herab und verwandelte den Weg vom Waldstück hinunter zum Fluss in eine schlammige und gefährlich rutschige Bahn, auf der man höllisch aufpassen musste, um nicht in die Nähe eines plötzlich weggleitenden Stammes zu kommen, wenn man sich nicht böse Quetschungen oder gar Knochenbrüche zuziehen wollte. Aber ohne Schrammen und blaue Flecken kamen die Männer und Frauen bei ihrer Arbeit trotz aller Vorsicht nicht davon.
    Während Glenn Osborne, Vernon Spencer und Stuart Fitzroy noch letzte Hand an die Fertigstellung des Floßes legten,

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