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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
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nach Stunden vergeblichen Wartens begab sie sich zum Flusshafen hinunter, um dort Ausschau nach einem Boot zu halten, das sich auf den Weg nach Parramatta machte, obwohl das einen großen Umweg bedeutete.
    Dort hatte sie mehr Glück. Der Bootsführer eines trägen Flussbootes der Regierung, das Vorräte für die weiblichen Sträflinge in das als The Tactory bekannte Frauengefängnis nach Parramatta bringen sollte, ließ sich von ihr erweichen und winkte sie an Bord, als ihr Betteln einfach kein Ende nehmen wollte. Quälend langsam mühte sich der schwer beladene Kahn flussaufwärts und erreichte Parramatta, die zweitgrößte Siedlung von New South Wales, erst am Nachmittag des nächsten Tages. Viel zu spät, um jetzt noch auf einen Farmer zu stoßen, der in Richtung Camden fuhr. Das Geld für ein wanzenverseuchtes Zimmer in einer billigen Absteige sparte sie sich. Sie gab das Geld lieber für ein paar Becher Rum aus und schlich sich weit nach Einbruch der Nacht in den Schuppen eines benachbarten Stalls.
    Am folgenden Morgen trieb sie sich schon bei Sonnenaufgang vor dem größten Handelsladen der Siedlung herum und fragte jeden Siedler, der vorfuhr, um Vorräte, Eisenwaren oder anderes auf seinen Wagen zu laden, ob er aus der Gegend um Camden komme und sie bei seiner Rückfahrt dorthin mitnehmen könne.
    Mehrfach erhielt sie eine barsche Abfuhr, doch dann geriet sie an einen älteren einstigen Soldaten, der sich nach Ende seiner Dienstzeit entschlossen hatte, sich in der Kolonie als Farmer niederzulassen. Er ließ sich erweichen und nahm sie mit. Zu Cleos Bedauern lag seine Farm jedoch nicht in unmittelbarer Nähe von Camden, sondern ein gutes Stück weiter im Osten. Er war auch nicht dazu zu bringen, wegen ihr einen Umweg zu machen, sodass sie sich gezwungen sah, die letzten sechs, acht Meilen in sengender Hitze zurückzulegen.
    Als sie endlich in Camden eintraf, war sie völlig erschöpft und durchgeschwitzt. Sie wusste, dass sie in ihrem Zustand nicht eben vertrauenswürdig aussah. Damit hatte sie gerechnet und bei ihrem Aufbruch in Sydney wohlweislich ein recht sauberes und hübsch geblümtes Kleid zum Wechseln eingesteckt. Das Kleidungsstück hatte sie erst wenige Tage zuvor einer Gefangenen abgenommen, die so dumm gewesen war, dieses Kleid sowie noch einige andere Kleinigkeiten in einem Beutel mit ins Gefängnis zu nehmen. Wie gut, dass sie dieses Kleid noch nicht zum Pfandleiher gebracht hatte! Es würde ihr jetzt gute Dienste erweisen.
    An einer Pferdetränke, auf die sie hinter einem der ersten Häuser stieß und wo sie vor neugierigen Blicken gut geschützt war, wusch sie sich ihr Gesicht und den Kopf, was sie schon seit Wochen nicht mehr getan hatte. Dann kämmte sie das verfilzte Haar unter beträchtlichen Schmerzen streng nach hinten und band es mit einem Stück schwarzer Samtborte im Nacken zusammen, die wie der neue Strohhut ebenfalls aus der Beute der letzten Tage stammte. Anschließend verschwand sie hinter dem nächsten Gebüsch und zog das geblümte Kleid über. Zusammen mit dem Strohhut sah sie, wie sie fand, mehr als annehmbar aus. Auch ein wenig Puder hatte sie mitgebracht, mit dem sie ihre hässliche Gesichtsflechte so gut abdeckte, wie es eben ging. Und so begab sie sich zu Nicholas Barrymore.
    Das Geschäft hatte sie in der kleinen Siedlung schnell gefunden. Der solide Bretterbau, an den sich auf der Rückseite ein Stall und eine eingezäunte Weide anschlössen, lag genau in der Mitte des Ortes und gegenüber einem primitiven Schuppen, dessen Dach aus roher Baumrinde bestand und bei dem es sich, dem Kreuz an der Giebelfront nach zu urteilen, um eine Kirche handelte.
    »Jetzt gilt es, die Karten geschickt auszuspielen und schlau wie ein Fuchs zu sein, Cleo!«, sagte sie leise zu sich selber und trat Augenblicke später in den Laden. Schnell blickte sie sich um und stellte zu ihrer Freude fest, dass sie offensichtlich einen günstigen Moment für ihren Besuch bei Nicholas Barrymore angetroffen hatte. Denn bis auf einen kräftigen Mann von gedrungener Statur, der um die fünfzig sein musste, sich hinter der Ladentheke zu schaffen machte und aller Wahrscheinlichkeit nach Nicholas Barrymore war, hielt sich niemand sonst in dem Geschäft auf.
    Der Mann ließ von seiner Arbeit ab, als er sie eintreten hörte. »Womit kann ich zu Diensten sein?«, erkundigte er sich freundlich und bedachte sie mit dem erwartungsvollen Lächeln eines Kaufmanns, der sich auf ein Geschäft freut.
    »Habe ich das

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