Verborgen im Niemandsland

Kolonie abgesetzt hatten, wirklich nur das Beste - wenn auch nur, bis die Bande sie gefunden hatte und über sie herfiel.

Neunundzwanzigstes Kapitel
     
    »Nun sagen Sie schon, was Sie da drüben entdeckt haben!«, forderte Lieutenant Danesfield seinen Corporal barsch und ungeduldig auf und lenkte sein Pferd neben ihn zwischen die Bäume der Anhöhe, wo Jethro Haines auf ihn gewartet hatte. Der Corporal war als Vorhut vorausgeritten und hatte der nachfolgenden Abteilung das Zeichen gegeben, nicht weiter als bis zum Grashang der Hügelgruppe vorzurücken.
    »Ein Haus, Sir!«
    »Was? Eine Farm so weit hier draußen? Unmöglich!«, rief Danesfield. »Davon ist nichts in den Karten eingezeichnet!«
    Jethro Haines hütete sich, ihn darauf hinzuweisen, dass sogar die Macht des Rum-Corps Grenzen hatte und nicht jeder Siedler daran dachte, sich an die Bestimmungen zu halten. »Nach einer Farm sieht es mir auch nicht aus, Sir. Aber ein Haus steht da, und zwar nicht gerade ein kleines. Aber sehen Sie doch selber, Lieutenant!«, sagte Jethro Haines und reichte ihm das Fernrohr. »Dort drüben! Rechts von dem allein stehenden Baum da auf der Kuppe!«
    Danesfield setzte das Fernrohr ans Auge und schwenkte es in die Richtung, die der Corporal ihm angab. »Verdammt!«, stieß er dann grimmig hervor. »Sie haben Recht! Da hat es doch wirklich jemand gewagt, sich so weit von der Grenze der Kolonie ein Haus zu bauen!«
    Jethro Haines schwieg und wartete. Er bedauerte schon jetzt den Kerl, der dort lebte. Wer immer sich auch an diesem einsamen Ort niedergelassen hatte, er würde den ganzen Zorn und Missmut, der sich in den letzten Tagen wegen des erfolglosen Herumstreifens beim Lieutenant angestaut hatte, zu spüren bekommen.
    »Wir müssen auf alles vorbereitet sein, Haines!«, sagte Danesfield und schob das Fernrohr mit einer energischen Bewegung zusammen. »Das sieht mir nach einem Versteck irgendwelcher Leute aus, die einen guten Grund haben, sich ausgerechnet hier, weit weg von jeder Kontrolle, verborgen zu halten. Vielleicht sind wir auf ein Versteck von Buschbanditen gestoßen! Oder einige Siedler haben sich von dem Treck getrennt und sind zurückgeblieben! In jedem Fall haben wir es mit Gesetzlosen zu tun!«
    »Aha!«, sagte Jethro Haines, als hielte er diese Folgerung für einen beeindruckenden Geistesblitz. Dabei hätte er am liebsten die Augen verdreht. Natürlich hatte sich dort kein braver Siedler niedergelassen, zumal das karge Buschland für eine Farm nicht taugte. Von irgendwelcher Urbarmachung fand sich nirgends auch nur das geringste Anzeichen. Was ausschloss, dass sie auf Siedler gestoßen waren, die sich von dem Treck abgesetzt hatten. Aber als einfacher Corporal hielt man besser seinen Mund, wenn ein Offizier glaubte, besonders scharfsinnige Überlegungen anzustellen. Einem gereizten Stier stieß man nicht ungestraft einen Stock in die schon geblähten Nüstern. Und deshalb verbarg er seine Geringschätzung und fragte, ganz der pflichteifrige Soldat, der sich fatalistisch der Führung seines Offiziers anvertraute: »Und was sind Ihre Befehle, Sir?«
    »Wir teilen uns auf! Sie nehmen sich zwei der berittenen Männer, am besten Finley und Jackson, weil die gute Schützen sind, und noch zwei andere, schlagen einen nordwestlichen Bogen und nähern sich dem Versteck von hinten! Und sehen Sie bloß zu, dass Sie sich nicht frühzeitig entdecken lassen!«, trug Danesfield ihm auf und zog seine Taschenuhr aus der Uniformjacke. »Ich gebe Ihnen einen Vorsprung von fünfzehn Minuten. Das sollte reichen, damit Sie auf die andere Seite kommen und sich mit Ihren Leuten in Stellung begeben können. Gehen Sie bei halber Schussweite in Deckung, und warten Sie mit dem Sturm auf das Haus, bis ich mit meinen Männern nahe genug herangekommen bin - so etwa auf knappe zweihundertfünfzig Yards!«
    »Wird gemacht, Sir!«, sagte Jethro Haines und dachte im Stillen, dass diese Anweisung mal wieder ein bezeichnendes Licht auf die besondere Tapferkeit des Lieutenants warf. Mit ihren Gewehren und Pistolen konnte man auf eine Entfernung von zweihundertfünfzig Yards keinen sicheren Treffer anbringen und war dementsprechend auch selber vor feindlichen Kugeln recht sicher, sollte im Haus jemand das Feuer eröffnen. Wenn man sich dagegen bis auf halbe Schussweite heranpirschte, sah die Sache ganz anders aus. Da konnte jede Kugel tödlich sein. Aber so wurden die Dinge von den korrupten Offizieren des New South Wales Corps, die vor ihrer