Verborgen im Niemandsland
Henry Blake ist nicht tot!... Hier, seht selbst!« Andrew reichte das Fernrohr weiter, während es in blindem Zorn aus ihm heraussprudelte: »Das mit dem Sturz in die Schlucht ist ein verdammter Trick gewesen, um uns abzuschütteln! Und wir sind darauf reingefallen, wir Dummköpfe! Verdammt! Verdammt! Verdammt! Warum habe ich Idiot dich bloß davon abgehalten, ihm noch eine Kugel in den Leib zu jagen, Terence? Und wir hätten uns mit unseren eigenen Augen unten in der Schlucht davon überzeugen müssen, dass er wirklich zu Tode gestürzt ist! Jetzt haben wir den Schlamassel!... Der Schweinehund hat nichts Besseres zu tun gehabt, als uns an die Rotröcke zu verraten, dieser verfluchte Judas!«
»Es stimmt, er ist es wirklich!«, murmelte Terence verstört und ließ nun Douglas einen Blick durch das Fernrohr werfen.
Douglas wurde blass. »Ich fasse es nicht! Wir sind dem Mistkerl tatsächlich auf den Leim gegangen. Jetzt ist guter Rat teuer.«
»Noch ist nichts verloren«, sagte Andrew. »Wir wissen, dass sie unser Versteck im Frangipani-Tal kennen. Aber unser Vorteil ist, dass sie nicht ahnen, dass wir sie jetzt schon entdeckt haben. Sie brauchen mehrere Stunden, um auf diesen Bergkamm zu kommen. Und wenn wir uns beeilen, können wir einen noch größeren Vorsprung herausschinden. Das müsste ausreichen, um alle Siedler zu alarmieren und uns etwas auszudenken, wie wir den Spieß umkehren und sie in eine Falle laufen lassen!«
»Ja, das ist unsere einzige Chance«, stimmte Douglas ihm zu und gab Terence das Fernrohr zurück. »Wir müssen sofort zurück und im Tal Alarm schlagen! Jetzt zählt jede Minute.«
Andrew, Douglas und Abby wollten sich schon wieder zum Wagen und zu den Pferden zurückschleichen, um keine weitere Zeit mehr zu verlieren.
Doch da hielt Terence sie mit einem erschrockenen Ausruf zurück. »Wartet! ... Ich fürchte, wir haben es nicht allein mit Danesfield und seinen Soldaten zu tun!«
Andrew runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
»Mir war gerade, als hätte ich dort drüben auf dem gegenüberliegenden Berghang, wo der Weg durch den Wald in den Talkessel hinunterführt, eine Bewegung bemerkt, und da habe ich die Stelle, diesen Windbruch oben auf der Kuppe, mit dem Fernrohr abgesucht. Es klingt irrwitzig, aber da sind auf einmal noch andere Reiter aufgetaucht - und zwar eine verdammt große Gruppe. Aber keine Rotröcke!«, stieß Terence hastig und in einem ungläubigen Tonfall hervor, als könnte er seinen eigenen Augen nicht trauen.
Im nächsten Moment wurde seine Beobachtung auch für seine Gefährten zur erschreckenden Gewissheit. Zwar war die Entfernung zu groß, um über den Talkessel hinweg einzelne Gesichter erkennen zu können. Aber sie brauchten nicht lange, um sich zusammenzureimen, um wen es sich bei den Reitern nur handeln konnte, die den Rotröcken gefolgt waren und sichtlich auf Abstand hielten, um von den Soldaten nicht entdeckt zu werden.
Buschbanditen! Fast zwanzig an der Zahl! Und sie fühlten sich offenbar recht sicher. Aus gutem Grund. Denn vom Talkessel aus konnten sie so weit oben zwischen den Bäumen nicht bemerkt werden.
»Das sind Buschbanditen!«, sagte Terence und niemand widersprach ihm.
»Und was jetzt?« Douglas machte ein ratloses Gesicht.
»Wenn es sich wirklich um Buschbanditen handelt«, sagte Andrew, »und daran hege ich genauso wenig Zweifel wie Terence, dann müssen sie einen sehr triftigen Grund haben, warum sie sich so weit von ihrem Revier entfernt haben und den Soldaten folgen. Um Rache allein kann es sich nicht handeln. Denn auf dem Weg vom Muddy River bis hierher hätten sie zahlreiche Möglichkeiten gehabt, über sie herzufallen.«
»Ja, sie müssen einen anderen Grund haben«, pflichtete ihm Abby bei. »Sie müssen ahnen, vielleicht sogar wissen, dass Danesfield mit seinen Leuten auf dem Weg zu uns ist. Ja, anders kann ich es mir nicht erklären. Sie wollen, dass er sie zu uns führt, weil sie dann auf noch größere Beute hoffen können.«
»Wir müssen unsere Leute im Tal unbedingt warnen und auf einen Kampf vorbereiten«, sagte Terence. »Aber gleichzeitig müssen wir auch wissen, was die zweite Gruppe im Schilde führt und wann sie die Soldaten überfällt. Wir müssen sie also weiterhin im Auge behalten - die Rotröcke und diese Verfolgergruppe!«
Andrew nickte. »Was bedeutet, dass wir uns aufteilen müssen. Einer von uns begibt sich so schnell wie möglich zurück ins Tal, damit da alle Vorkehrungen getroffen werden können,
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