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Verborgen

Verborgen

Titel: Verborgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Hill
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Schweigen zwischen ihnen geherrscht.
    »Ist dir das mit Giorgios eigentlich mal aufgefallen?«
    »Das was?«
    »Wie die anderen ihn behandeln. Die können ihn echt nicht ausstehen. Also nicht, dass sie irgendwen von uns geradezu mit Liebe überschütten, außer dich, aber bei Giorgios ist es was anderes. Hast du das noch nie mitgekriegt?«
    »Ich weiß nicht«, sagte er und widmete sich kurz weiter seiner zweiten Portion Moussaka. »Jason hat mal was gesagt.«
    »Ach ja?«
    »Es ging um den Krieg. Klang ziemlich wirr. So alt kann Giorgios doch noch nicht sein.«
    Er blickte hoch und sah ihre Miene. »Genau das habe ich befürchtet. Damit bin sozusagen ich daran schuld. O Mann! Was kümmert sie das eigentlich, es geht sie doch überhaupt nichts an.«
    »Was denn?«
    »Okay. Ganz zu Anfang waren wir nur zu viert. Max, Themeus, Elias und ich, aber wir brauchten dringend noch mehr Mitarbeiter. Also ruft Max bei ein paar Freunden an, und ich mache mich auf die Suche nach Leuten aus der Gegend mit Erfahrung auf dem Gebiet. Stella – die arbeitet im Denkmalamt – kommt mit den Brüdern Maxis an. Erst nur mit Chrystos. Dann nehmen wir uns die Akten vor und stoßen auf Giorgios. Praktische Erfahrungen vom Feinsten. Ich frage, ob er schon in Pension ist, und Stella sagt, nein, er hinge mehr so rum, aber es gäbe vielleicht böses Blut, wenn wir ihn nähmen. Wir würden uns dann schwertun, noch wen anzuheuern.«
    »Wegen irgendwas im Krieg?«
    »Nicht der Krieg. Ich schätze, Jason hat den Kalten Krieg gemeint. Der hat den Leuten hier schwer zugesetzt. Griechenland wäre 1944 kommunistisch geworden, bloß dass Amerika und die Briten das niemals zugelassen hätten. Also durfte Griechenland sich dreißig Jahre mit schaurigen Marionettenregierungen herumschlagen. Giorgios war in der Armee, aber erst in den Siebzigern, unter den Obristen. Da muss er noch blutjung gewesen sein, aber er war in Athen stationiert, und es heißt nach wie vor, er hätte in dem Panzer gesessen, der am siebzehnten November die Tore des Polytechnikums niedergewalzt hat.«
    Sie wartete auf ein Zeichen, dass er wusste, wovon sie sprach, und reagierte fassungslos, als er den Kopf schüttelte.
    »Jetzt komm schon, Ben! In welchem Erdloch hast du dein Leben verbracht? Siebzehnter November neunzehnhundertdreiundsiebzig? Der große Studentenaufstand gegen die Obristen damals, sprich, die Armee, und die ließ… na ja, die Armee aufmarschieren. Scharfschützen und Panzer und so. Dabei sind viele Studenten getötet worden. Ist hier immer noch ein Riesending. Hier vergisst nie wer irgendwas , und das war nicht bloß irgendwas. Das war so was wie das Massaker vom Tiananmen-Platz auf Griechisch. Es hat sich sogar eine Untergrundorganisation danach benannt. 17. November. Kommunistisch-anarchistische Nationalisten, stell dir das vor. So typisch griechisch. Sie hassten alle, die ihre Nasen hier reinsteckten, die NATO, die UN, die Türkei, und die Amerikaner natürlich, und die Briten auch, weil wir alle hinter den Obristen standen. Sie haben auch eine Menge Leute umgebracht. Die Terroristen, meine ich. Sie sind erst letztes Jahr erwischt worden. Waren echt ein seltsamer Haufen, meine Güte. Hielten sich sehr bedeckt. Ich weiß noch, dass sie mit der Presse immer auf Latein geredet haben. Einer von ihnen war Imker, und es gab auch einen Maler, der machte Ikonen … na egal, zurück zu Giorgios. Seitdem können ihn viele hier aus der Gegend nicht riechen. Er weckt böse Erinnerungen. Aber weißt du, mir tut er irgendwie leid. Das ist doch alles schon dreißig Jahre her. Er war noch ein halbes Kind und hat eben Befehle ausgeführt. Also stelle ich ihn ein, und Max fragt mich nach ihnen, nach den Maxis-Brüdern. Und ich erzähl’s ihm.«
    Sie schwieg erneut, drehte ihr Glas hin und her, nicht spielerisch, eher niedergeschlagen, und betrachtete stirnrunzelnd das Restchen darin.
    »Was hat er gesagt?«
    »Null. Nada. Niente. Kein Wort. Aber er war stinksauer. Du weißt ja, wie er dann wird. Manchmal kann man direkt Angst vor ihm kriegen. Und er hat es auch total mit Politik, wusstest du das? Er hat gesagt, ich soll die beiden wieder wegschicken. Hab ich aber nicht gemacht… Na ja, er ist nicht gegangen oder irgendwas, und dann hatten wir mordsviel zu tun, als die ganzen anderen anrückten, und ich dachte, es hätte sich wieder eingerenkt. Wir waren auch vorher nicht so besonders gut miteinander ausgekommen, das war also nichts Neues. Ich dachte, es wäre längst Schnee von

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