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Verborgen

Verborgen

Titel: Verborgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Hill
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Augen von den Viechern, die beobachten uns einfach bloß. Das macht uns natürlich verrückt, und außerdem haben wir Hunger, aber keiner weiß, wie das geht mit dem Jagen, und die Schweine sind wie Ninja-Schweine, Vietkong-Schweine, fiese, kleine Dreckskerle … So geht das einen Monat lang, und wir sehen zum Fürchten aus, wie die Schrumpfköpfe, und einer von uns, Boff, der steht total auf McDonald’s, redet über nichts anderes, die ganzen Happy Meals, die er verputzen wird, sobald er da raus ist – wir sagen McBoff zu ihm, und das findet er gut. Er macht jungsteinzeitliche Höhlenmalereien für uns. Mega-Macs, Chickenburger, McSundaes mit Smarties. Eines Morgens kommen wir runter, und da hat er einen Schrein für McNuggets gebaut, sitzt davor und betet. Wir sind voll im Nugget-Wahn da oben. Irgendwer erzählt uns was von Missionaren, die in ihrer Kirche Dosenfisch verkaufen, aber der Boss lässt uns nicht gehen, er sagt, wir müssen im Kontext bleiben . Okay, so weit, so schlecht, da kommt auf einmal so eine nette alte Dame aus dem Dorf hoch, mit ihren drei Jungs und zwei Riesenkisten Corned Beef. Sie erklären uns, dass wir lustige Spaßvögel sind, aber jetzt müssten wir mal damit aufhören, weil wir die Schweine in Aufruhr versetzen. An dem Abend haben wir jeder sechs Dosen gegessen. Das beste Essen, das ich je gekriegt habe. Corned Beef, ich sag’s euch. Corned Beef …«
    »Ben.«
    Es klang zögerlich, fremd; er brauchte einen Moment, um die Stimme zu erkennen. Er schaute hoch ins Licht, wischte sich Staub aus den Augen und sah die Silhouette von Eberhard.
    »Was ist?«, fragte er und wusste es doch, noch bevor Eberhard nickte und die Luft in der Grube plötzlich zum Schneiden dick war. Die anderen stellten die Arbeit ein; Jason stützte sich schwer atmend auf seinen Spaten und musterte ihn mit schräg gelegtem Kopf aus dem Augenwinkel. Natsuko lächelte mit glänzenden Augen zu ihm hinunter.
    »Wann?«, fragte er.
    Eberhard hockte sich an den Grubenrand, sah ihn fragend an, nickte dann erneut und sagte: »Heute Abend.«
     
Es waren nur sie beide. Zuerst gingen sie in Eberhards Wohnung. Draußen war es noch hell. Später sei es sicherer, sagte Eberhard, außerdem sollten sie vorher noch etwas essen.
    Sie speisten in bedächtigem Schweigen. Anfangs hatte er keinen Appetit verspürt, aber wenn es schon mal etwas Richtiges zu essen gab … Je zwei kalte Wachteln von einem Grillimbiss am Hauptplatz, so erlesen und schmackhaft, dass sie sie mitsamt den Knochen verputzten.
    Eberhard machte kurzen Prozess mit seinem Paar, warf dann die Serviette zusammengeknüllt auf den Tisch und stand erst auf, als Ben die letzten Reste zernagt hatte.
    »Fertig?«
    »Wie kommen wir hin?«
    »Ganz simpel, mit dem Auto und zu Fuß. Ich müsste allerdings noch ein bisschen was zusammenpacken, ist das okay? Ich brauche auch nicht lange. Du könntest derweil Kaffee machen, wenn du magst.«
    Er kramte in der Küche herum, fand ein Päckchen Papagalo und ein uraltes Mokkakännchen, das schon Grünspan angesetzt hatte, und kochte darin den angestaubten Kaffee auf. Beim Eingießen rann der Schaum über und verbrühte ihm die Finger; fluchend ließ er kaltes Wasser darüberlaufen. Die Erregung war verflogen, statt ihrer plagte ihn das unbehagliche Gefühl, jetzt schon zu spät zu einer Verabredung dran zu sein.
    Er hörte die Dusche rauschen und trug die Kaffeetassen nach nebenan, stellte die für Eberhard auf das Schreibpult und spazierte mit seiner eigenen an den Regalen entlang, auf der Suche nach Ablenkung: vergeblich. Ehe er sich versah, hatte er die Runde gemacht und stand wieder vor dem Schreibpult.
    Es war ein Neuzugang, das Pult, doch die abgewetzte grüne Ledereinlage verschwand bereits unter Bergen von Papier. Er blätterte sie mit seiner verbrühten Hand durch. Eine Monatsration Zeitungen. Ein Bündel Notizen in Eberhards kraftvoller, unleserlicher Schrift. Ein Verzeichnis der Jagd- und Schonzeiten vom griechischen Jägerverband. Eine vergilbte, weiß eingebundene Broschüre.
    Er nahm sie zur Hand. Auf dem Umschlag stand nichts, trotzdem kam sie ihm bekannt vor; er brauchte einen Moment, bis er wusste, woher: Eberhard hatte am Abend ihres Wiedersehens in Metamorphosis darin gelesen.
    Er stellte seine Tasse auf den Zeitungsstapel, neben die von Eberhard, schlug die Broschüre auf und blätterte bis zum Titelblatt. Dort standen drei kurze Zeilen auf Italienisch; er übersetzte sie beim Lesen.
     
    Die Vögel
Zehn Wege, von

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