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Verborgene Lust

Verborgene Lust

Titel: Verborgene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evie Blake
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Sie ihn kennen würden.«
    »Ja.« Garelli nickt. »Ich kannte ihn.« Er scheint verwirrt.
    »Woher kannten Sie ihn?«
    »Durch die Arbeit natürlich.« Garelli trinkt einen Schluck von seinem Wein. »Hat er das Ihnen gegenüber nie erwähnt?«
    Valentina blickt hinunter auf den Holztisch und umklammert mit einer Hand die Tischkante. »Ich kenne ihn nicht«, flüstert sie und leidet unter ihrer Scham.
    »Tatsächlich?«
    Sie sieht zu ihm hoch. Garelli starrt sie erstaunt an.
    »Er hat uns verlassen, als ich sechs Jahre alt war. Seither habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
    Garelli runzelt die Stirn.
    »Das passt nicht zu dem Mann, den ich kannte«, sagt Garelli.
    »Bitte erzählen Sie mir, was er für ein Mann ist«, fordert Valentina, plötzlich gereizt von Garellis scheinheiliger Art. »Ich habe nämlich absolut keine Ahnung.«
    Sie nimmt einen zu großen Schluck von ihrem Cocktail und verschluckt sich fast.
    »Philip Rembrandt ist einer von den Guten«, erklärt Garelli schlicht und kratzt sich am Kopf. »Ich kannte ihn, als Ihr Bruder Mattia noch klein war. Er war sehr liebevoll mit ihm.«
    »Aber woher kennen Sie ihn?«
    »Kannte«, korrigiert Garelli. »Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen. Nicht, seit er Mailand verlassen hat.« Er seufzt. »Ich wollte den Kontakt nicht verlieren, aber Sie wissen ja, wie das ist.« Er wirkt nachdenklich, dann sammelt er sich. »Wir haben miteinander gearbeitet, Valentina.«
    Jetzt ist Valentina erstaunt.
    »Mein Vater war Polizist?«
    »Nein«, erwidert Garelli. »Phil war ein hervorragender Enthüllungsjournalist. Er hat mir bei einigen großen Mafiafällen geholfen.«
    Sie lehnt sich auf der Holzbank zurück. Das ist ihr neu. Ihre Mutter hatte ihr erzählt, dass ihr Vater Professor an der Universität gewesen sei. Sie hatte nie erwähnt, dass er Journalist war. Das Bild des Pfeife rauchenden, ziemlich chaotischen Schriftstellers, das sie immer von ihm hatte, wird auf den Kopf gestellt. Ihr Vater war ein Enthüllungsjournalist. Sie denkt an Dustin Hoffmann und Robert Redford als Bob Woodward und Carl Bernstein in dem Film Die Unbestechlichen , wie sie die Watergate-Affäre aufgedeckt haben. Sie waren eifrige, mutige, kluge und kühne Männer. Es ist schwer zu glauben, dass ihr eigener Vater so gewesen sein soll. Ihre Mutter hätte doch bestimmt mit ihm angegeben?
    »Sind Sie sicher? Ich frage nur, weil man mir etwas anderes erzählt hat.«
    »Natürlich bin ich sicher«, sagt Garelli. »Wir haben zusammen einen Kerl zur Strecke gebracht, der Caruthers hieß. Das war damals ein ziemlich bekannter Fall. Er gehörte zu den führenden Mafiaköpfen, lebte in New York, operierte aber auch hier in Italien.« Garelli sieht sie zögernd an. »Was soll ich sagen, Valentina, Ihr Vater hat mir das Leben gerettet.«
    Valentina ist sprachlos. Fassungslos starrt sie den Inspektor an.
    »Letztes Jahr habe ich Ihrem Vater zuliebe ein bisschen auf Sie aufgepasst. Ich wusste nicht recht, was ich von Signor Steen halten soll.«
    »Sie haben mich beschützt?«
    Garelli lacht. »Sieht so aus. Obwohl Sie meine Hilfe ganz offensichtlich nicht brauchten.«
    Nervös wegen ihrer nächsten Frage nestelt Valentina an einem ihrer Ringe.
    »Warum haben Sie gesagt, mein Vater wäre stolz auf mich?«
    »Wegen Ihres Charakters, Valentina. Sie sind genau wie Ihre Mutter.«
    Bei dem Vergleich mit ihrer Mutter verfinstert sich Valentinas Miene.
    »Wieso hat er sie verlassen, wenn er ihren Charakter so sehr mochte?«
    »Ich glaube, dass es etwas komplizierter war«, antwortet Garelli rätselhaft. »Obwohl ich damals nicht mehr mit Ihrem Vater zusammengearbeitet habe. Ich lebte zu jener Zeit in Spanien und habe ihn das letzte Mal vor Ihrer Geburt gesehen.«
    »Sie hat ihn vertrieben«, knurrt Valentina. »So wie sie jeden vertreibt.«
    Garelli zögert, dann sagt er mit sanfter Stimme:
    »Ich glaube nicht, dass das stimmt.«
    Valentina mustert Garelli prüfend. Sie hat das Gefühl, dass er ihr etwas verschweigt, aber die Miene des Polizisten verrät nichts. Er trinkt seinen Wein aus. Valentina hat das Gefühl, diesem Mann zu viel von sich offenbart zu haben, einem Menschen, den sie nicht mag. Sie fühlt sich unwohl, bloßgestellt. Auf einmal wünscht sie, sie hätte ihn nie angerufen. Sie sollte die ganze Sache mit ihrem Vater einfach vergessen. Ihr Verstand stimmt ihr lautstark zu. Schließlich wäre es für ihren Vater ein Leichtes gewesen, Kontakt zu ihr aufzunehmen, wenn er sie hätte kennenlernen wollen,

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