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Verborgene Lust

Verborgene Lust

Titel: Verborgene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evie Blake
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bin hetero, dennoch finde ich es sexy, mir den Körper einer Frau anzuschauen und zu beobachten, wie sie sich bewegt.«
    »Als würdest du dich selbst betrachten?«, meint Isabella.
    »Ja, aber heute Abend haben mich die nackten Körper kaltgelassen«, bemerkt Valentina.
    »Wirklich?«, fragt Isabella erstaunt und sieht sie genauso überrascht an wie Antonella.
    »Ich fand es wundervoll!«, ruft ihre Nichte.
    »Weißt du was, Valentina«, sagt Isabella und nippt an ihrem Drink, »du bist das Ebenbild deiner Mutter. Ich fühle mich in der Zeit zurückversetzt, als ob ich wieder mit Tina nachts auf der Pirsch wäre.«
    Mit finsterem Blick beugt sich Valentina über den Tisch und nimmt sich ebenfalls von den Nachos. »Tantchen, Valentina hasst es, mit ihrer Mutter verglichen zu werden«, erklärt Antonella.
    »Warum? Sie ist eine unglaubliche Frau. Obwohl ich sie seit Jahren nicht gesehen habe. Wo lebt sie jetzt?«
    »In Amerika«, antwortet Valentina mürrisch.
    »Das weiß ich, aber wo?«, beharrt Isabella.
    »New Mexiko war das Letzte, was ich hörte. Ich habe sie schon eine Weile nicht mehr gesehen.«
    »Acht Jahre«, bemerkt Antonella taktlos.
    Entsetzt wendet sich Isabella an Valentina: »Aber warum? Habt ihr euch gestritten?«
    »Nein.« Valentina spricht nicht weiter. Sie wünschte, Isabella würde das Thema fallen lassen. Die letzte Unterhaltung mit ihrer Mutter liegt so lange zurück, dass sie sich nur schemenhaft daran erinnert. Es war darum gegangen, dass ihre Mutter sich in Valentinas Liebesleben eingemischt hatte, und Valentina war der Geduldsfaden gerissen. Vermutlich hatte sie überreagiert. Aber verdiente sie es deshalb, alleingelassen zu werden? Sie war schließlich erst neunzehn Jahre alt gewesen. Doch genau das hatte ihre Mutter getan, sie war ohne ihre Tochter nach Amerika gegangen.
    Valentina winkt den Kellner heran, um weitere Getränke zu bestellen.
    »Sie kann nach Mailand kommen und mich besuchen, wenn sie will«, sagt sie abwehrend.
    Isabella legt ihr eine Hand auf den Arm.
    »Es ist nicht gut, einander in einer Familie so lange zu grollen. Ich muss es wissen. Geh und besuch deine Mutter.«
    Valentina schüttelt den Kopf. Isabella macht sie wütend. Zum Glück schaltet sich Antonella ein:
    »Tantchen, Valentina will nicht darüber sprechen. Lass uns das Thema wechseln.«
    »Gut, gut. Ich wünschte nur, Valentina hätte ihre Mutter so gekannt, wie ich sie kannte. Sie hatte so viel Feuer.«
    Valentina steht auf und nimmt ihre Tasche. Sie hat es satt zu hören, wie großartig ihre Mutter war. Kann sie ihr denn noch nicht einmal hier in London entkommen?
    »Ich gehe zur Toilette«, sagt sie, um Isabellas Drängen eine Weile zu entkommen. Antonellas Tante ist eine merkwürdige Frau. Obwohl sie fast dreißig Jahre älter als Antonella und sie selbst ist, kommt sie Valentina offener vor. Was würde sie ihr wegen Thomas und Anita raten? Wahrscheinlich würde sie ihr genau wie ihre Mutter, ohne mit der Wimper zu zucken, sagen, wenn sie ihn unbedingt zurückhaben wolle, solle sie ihn der anderen Frau ausspannen.
    Auf dem Rückweg von der Toilette bildet Valentina sich ein, eine Stimme zu hören. Jemand ruft ihren Namen. Die Stimme kommt ihr zugleich vertraut und fremd vor.
    »Valentina?«
    Beim zweiten Mal realisiert Valentina, dass sie sich die Stimme nicht eingebildet hat. Sie dreht sich um, und vor ihr steht ein grauhaariger Mann, der sie intensiv anstarrt. Die Haare haben sich verändert, aber sein Gesicht hat sie nicht vergessen.
    »Valentina? Bist du das?«
    Es ist, als würde die Zeit zurückgedreht. Valentina steht ihrer ersten großen Liebe gegenüber, all ihre Selbstsicherheit ist plötzlich verflogen, und sie fühlt sich wieder wie mit neunzehn.
    »Francesco?«, flüstert sie fassungslos.
    »Du bist es!«
    Ohne zu zögern, beugt sich der Mann vor und küsst Valentina auf beide Wangen. Sie betrachtet ihn kühl und ärgert sich, dass ihr Herz so heftig schlägt. Sie hat nicht damit gerechnet, ihn jemals wiederzutreffen.
    »Wie schön, dich zu sehen. Ich habe in all den Jahren so oft an dich gedacht.«
    »Ach was?«, sagt sie sarkastisch. Noch immer fühlt sie tief in ihrem Inneren einen Stich. Er hat ihr das Herz gebrochen. Seinetwegen kann sie kein Vertrauen zu Thomas fassen.
    Er legt eine Hand auf ihren Arm. »Valentina«, sagt er sanft. »Bist du noch immer wütend auf mich?«
    »Nein, natürlich nicht.« Sie lacht kurz auf. »Es ist doch Jahre her.« Sie hustet und versucht, cool zu wirken.

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