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Verborgene Muster

Titel: Verborgene Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Spiel
schon zu oft gespielt, um sich von ein bisschen peinlichem Gefummele beirren zu lassen. Rebus war
beeindruckt von ihrer Gelenkigkeit und ihrem Erfindungsreichtum und hoffte, dass sie von ihm
genauso beeindruckt wäre. Sie hob ihr Becken an, um ihm entgegenzukommen, auf der Suche nach der
endgültigen, aber unerreichbaren Vereinigung.
»John.« Sie schob ihn weg.
»Was ist?«
»Nichts. Ich drehe mich jetzt um, okay?«
Er richtete sich auf. Sie drehte ihm den Rücken zu, rutschte auf den Knien über das Bett, bis sie
sich mit den Fingerspitzen an der glatten Wand abstützen konnte, und wartete. Während der kurzen
Unterbrechung sah Rebus sich im Zimmer um, wo das fahle bläuliche Licht seine Bücher und die
Enden der Matratze noch dunkler erscheinen ließ.
»Oh, ein Futon«, hatte sie gesagt, als sie sich rasch auszog. Er hatte still vor sich hin
gelächelt.
Er schlaffte ab.
»Komm, John. Komm.«
Er beugte sich zu ihr hinab, legte sein Gesicht auf ihren Rücken. Er hatte mit Gordon Reeve über
Bücher geredet, als man sie eingesperrt hatte. Es kam ihm so vor, als hätten sie endlos geredet,
und er hatte ihm aus dem Kopf rezitiert. In einer engen Zelle, während direkt hinter der
verschlossenen Tür die Folter wartete. Aber sie hatten durchgehalten. Ein Erfolg des harten
Trainings.
»John, o John.«
Gill richtete sich auf und wandte ihm den Kopf zu. Sie suchte seinen Mund. Gill, Gordon Reeve,
die etwas von ihm wollten, das er nicht geben konnte. Trotz des Trainings, der jahrelangen
Praxis, der Jahre beharrlicher Arbeit.
»John?«
Aber er war jetzt woanders, war wieder in dem Trainingslager, stapfte wieder durch ein matschiges
Feld, der Ausbilder brüllte ihn an, schneller zu laufen, war wieder in jener Zelle und
beobachtete, wie ein Kakerlak über den versifften Fußboden krabbelte, wieder in dem Hubschrauber,
einen Sack über dem Kopf, Spritzer von salzigem Meerwasser in seinen Ohren...
»John?«
Sie drehte sich um, peinlich berührt und besorgt zugleich. Sie sah, wie ihm Tränen in die Augen
stiegen. Sie drückte seinen Kopf an sich.
»Ach, John. Das macht doch nichts. Wirklich nicht.« Und kurze Zeit später: »Magst du es so
nicht?«
Anschließend lagen sie einfach beieinander. Rebus fühlte sich schuldig und fluchte innerlich über
seine vorübergehende Verwirrung sowie über die Tatsache, dass er keine Zigaretten mehr hatte.
Inzwischen erzählte sie ihm mit leiser, schläfriger Stimme, aber immer noch besorgt, einige
Episoden aus ihrem Leben.
Nach einer Weile vergaß Rebus seine Schuldgefühle, schließlich hatte er keinen Grund, sich
schuldig zu fühlen. Er spürte nur noch den deutlichen Nikotinmangel. Und ihm fiel ein, dass er in
sechs Stunden Sammy sehen würde und dass ihre Mutter instinktiv wissen wurde, was er, John Rebus,
in diesen letzten Stunden getrieben hatte. Wie eine Hexe besaß sie die Gabe, in seine Seele zu
schauen, und natürlich hatte sie seine gelegentlichen Weinkrämpfe hautnah miterlebt. Das war, wie
er vermutete, zum Teil der Grund für ihre Trennung gewesen.
»Wie spät ist es, John?«
»Vier. Vielleicht auch ein bisschen später.«
Er zog seinen Arm unter ihr weg und stand auf, um hinauszugehen.
»Möchtest du was trinken?«, fragte er.
»Woran hast du gedacht?«
»Kaffee vielleicht. Es lohnt sich kaum noch zu schlafen, aber wenn du schlafen möchtest, lass
dich nicht von mir stören.«
»Nein, ich nehm' den Kaffee.«
Rebus erkannte an ihrer Stimme, an ihrem undeutlichen Gebrabbel, dass sie fest schlafen würde,
sobald er in der Küche war.
»Okay«, sagte er.
Er machte für sich eine Tasse starken, süßen Kaffee und ließ sich damit in einem Sessel nieder.
Er stellte den kleinen Gasofen im Wohnzimmer an und begann, in einem der herumliegenden Bücher zu
lesen. Heute würde er Sammy sehen. Seine Gedanken schweiften von dem Buch ab, einer Geschichte
voller Intrigen, an deren Anfang er sich überhaupt nicht mehr erinnern konnte. Sammy war fast
zwölf. Sie hatte bereits viele gefahrvolle Jahre überlebt, und jetzt standen ihr andere Gefahren
bevor. Zu den Perversen, die auf der Lauer lagen, den alten Männern, die hinter kleinen Mädchen
her starrten, und den jugendlichen Sexprotzen würden nun die erwachenden Bedürfnisse der Jungen
in ihrem Alter kommen, Jungen, die sie bereits kannte und die sich aus Freunden ganz plötzlich zu
wilden Jägern entwickelten. Wie würde sie damit fertig werden? Wenn ihre Mutter dabei irgendwie
die Finger im Spiel

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