Verbotene Begierde (German Edition)
zwischen ihnen geworden und sie hatte diese Geschichte bis heute niemandem gegenüber erwähnt.
»Du hast deine Oma angeschwindelt. Du hast dir selbst eine Verstauchung am Fuß zugefügt, damit du nicht mehr zum Ballettunterricht gehen musstest.« Dylan grinste und Alec lachte auf.
»Hexe.«
Sie bekam den Mund nicht zu. »Woher wisst ihr das?«
»Traumfrau, wir können deine Gedanken lesen.«
»Ach, ihr spinnt ja.« Laurens Wut steigerte sich und sie wollte aus dem Bett aufstehen, aber Alec hielt sie zurück. »Bist du stark, Liebling?«
»Ja, verdammt.«
»Okay, dann schau zu.«
Vor ihren Augen mutierte Alec. Sein Körper verschwand einfach und ein grüner Laubfrosch hüpfte auf das Fußende zu. Hätte Dylan sie nicht festgehalten, wäre sie schreiend aufgesprungen, doch so hörte sie nur das Blut durch ihre Adern rauschen, während sie in ihrem Kopf die Worte ›O mein Gott, o mein Gott‹ wie ein Mantra pausenlos wiederholte.
Keine Ohnmacht erlöste sie. Die Stimme ihrer Großmutter kam ihr in den Sinn.
Es wird gut, glaube mir, mein Täubchen. Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die kann man nicht in Worte fassen.
Alec verwandelte sich zurück und gleich darauf schnurrte ein pechschwarzer Kater auf der anderen Seite ihrer Bettdecke, brachte Karlo, der in der Zimmerecke auf einem Stuhl zusammengerollt lag, dazu, sich aufzurichten, einen mächtigen Buckel zu machen und ein heftiges Fauchen von sich zu geben. In der nächsten Sekunde lag Dylan wieder neben ihr.
»Wie macht ihr das? Vermittelt ihr mir eine Halluzination? Habt ihr mir was in den Drink getan?«
»Nein, Liebes. Wir können uns in jede beliebige Tiergestalt verwandeln oder die Form eines anderen Menschen annehmen, sei es die einer realen Person oder die einer erfundenen.«
Lauren schluckte. Sie brauchte einen Moment, um ihren Geist zu zwingen, die Erkenntnisse aufzunehmen und immer wieder erklang die Stimme ihrer Oma im Wirrwarr ihrer Gedanken. Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde …
Ihre Neugierde siegte. »Was habt ihr noch für Fähigkeiten?«
Dylan öffnete den Mund, aber Alec kam ihm zuvor. »Erinnerst du dich daran, als du Lukas kennengelernt hast?«
Laurens Augen weiteten sich, sie ahnte, was kam, denn ihre Gefühle fuhren Achterbahn. Als Sophie Marc heiratete, war der Kleine sechs Jahre alt gewesen und litt seit seiner Geburt unter Autismus. Er zeigte alle typischen Merkmale, das Spektrum seiner Symptome und Beschwerden drückte sich in Mimik und Körpersprache aus, in seinem Wesen und in auffälligen Verhaltensmustern.
Mittlerweile war er vollkommen gesund und Lauren erinnerte sich gut, wie sehr Sophie und Marc aus dem Häuschen waren, je weiter sich der Zustand ihres Kindes in den vergangenen Jahren verbessert hatte. Seine Ärzte sprachen von einer medizinischen Sensation, denn Lukas war zu einem altersmäßig gut entwickelten Jungen herangewachsen und von seiner Erkrankung war nicht das Geringste übrig geblieben.
»Was habt ihr …?« Ihr versiegten die Worte.
»Weißt du noch, wie wir uns auf der Hochzeitsfeier begegnet sind?«
»Natürlich.«
»Ich habe Lukas damals mehrfach berührt. Seine Krankheit war so schwer, dass die Heilung lange gedauert hat, aber ich konnte seinen Organismus in Bewegung setzen.«
»Das heißt, ihr heilt Menschen durch Handauflegen oder was?«
»Nicht ganz. Wir haben eine Energie, die die menschlichen Selbstheilungskräfte aktiviert … doch wir sind auch völlig normale Mediziner und haben studiert.«
»Sonst noch etwas?«
Alec hob seine Hand und strich Lauren über die Stirn. Wie ein warmer Sommerregen prasselten die Erinnerungen auf sie ein. Bilder ihres Mallorcaurlaubs überfluteten sie. Alec, Dylan, Vanessa und sie auf der Schafwiese mit Rob …
»Rob …«, hauchte sie. »Ist er auch einer von euch?«
»Ja«, sagte Dylan. »Aber er heißt nicht Rob, sondern Jack. Er hat damals nicht seine wahre Gestalt und seinen echten Namen benutzt.«
Lauren fuhr hoch. Sie drehte sich um und trommelte Alec mit beiden Fäusten auf die Brust. »Du Mistkerl«, rief sie und ein Schauder überlief ihren Körper bei der Rückblende ihrer Begegnung an der Bushaltestelle, an das Kopfschütteln des Fahrers, die neugierigen Blicke der Fahrgäste, an das Hupen eines vorbeifahrenden Autos … Sie musste unfreiwillig lachen. »War das der Grund, warum ihr euch damals geprügelt habt?«
»Ja, auch.«
Laurens Miene verfinsterte sich, als sie an den Abend dachte, an dem die beiden bei ihr vor der
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