Verbotene Begierde (German Edition)
seinen Magen krampfen. »Cholera«.
»Ja«, sagte Alec und Jack war klar, dass sein Kollege ebenfalls wusste, dass sie dieser Gefahr nichts entgegenzusetzen hatten. Das Trinkwasser war hoffnungslos verunreinigt, neue Bohrungen bisher fehlgeschlagen, die Antriebswelle der einzigen sauberen Quelle war defekt und Rebellen hatten die letzten Tankwagen entführt. »Gib ihr eine Salz-Glucoselösung in Wasser und …«
Eine der schweren Zeltwände klappte um und Dylan stürmte herein. »Der Hilfskonvoi steckt in Schwierigkeiten.«
Es bedurfte keinerlei weiterer Erklärungen – seit Jahren waren Alec, Dylan und er ein eingespieltes Team. Sie widmeten sich gemeinsam mit Leib und Seele und ihren speziellen Fähigkeiten ihrer Bestimmung, Leben auf jede erdenkliche Weise zu retten.
Keine Minute später rannten sie durch vertrocknetes Gebüsch und verwandelten sich im Sprung.
Jack preschte als Gepard mit anmutiger Kraft voraus, Alec mutierte zum Wanderfalken und schwang sich hoch in die Luft, um nach Gefahren und der Hilfslieferung Ausschau zu halten. Dylan wählte das schnellste Landtier auf Langstrecken, den Gabelbock.
Schon nach Kurzem hörte Jack den Falken in seinem Kopf, der meldete, wo sich der von den Rebellen belagerte Konvoi befand. Er verlangsamte seinen Spurt, pirschte sich die verbleibenden Meter an eine Sanddüne heran und legte sich auf die Lauer. Heißer Wind peitschte die feinen Körner umher und die Sonne brannte ihm erbarmungslos auf das Fell.
Alec kreiste über den vier Lastwagen, die Medikamente, Lebensmittel und eine gebrauchte, aber funktionierende Antriebswelle transportierten. Die Hilfsgüter durften den Partisanen nicht in die Hände fallen, obwohl diese nichts weiter taten, als um ihr Überleben zu kämpfen.
»Alec sagt, es sind zwölf schwer bewaffnete Männer. Hinter dem Hang stehen zwei Jeeps. Er meint, sie erwarten, dass Leute aus dem Lager sie angreifen werden. Er hat recht, sie riechen nach ängstlicher Kampflust.«
Jack spähte zur Seite und musterte Dylan, der zum Jagdhund mutiert war. Dann entschied er, alles auf eine Karte zu setzen. Sie mussten es tun, um den zahlreichen Bedürftigen zu helfen. Er nahm mentalen Kontakt zu seinen Partnern auf und in der nächsten Sekunde sprang er als gewaltiger Tiger, begleitet von einem Löwen, aus dem Versteck. Der Wanderfalke stürzte sich aus dem Himmel und verwandelte sich in einen Jaguar, als er die Aufständischen angriff. Er riss gleich zwei Kerle zu Boden.
Jack erspürte den Anführer der Rebellen anhand des Geruches, streckte ihn im Sprung nieder und presste ihm die Tatze mit eingezogenen Krallen auf Mund und Nase. Die Augen des Einheimischen weiteten sich vor Schreck und Angst und verdunkelten sich, nachdem kein Sauerstoff mehr in seine Lungen drang. Jack hörte in Gedanken Alec und Dylan die Anzahl der Männer rückwärts zählen, damit jeder wusste, mit wie vielen Gegnern sie noch zu rechnen hatten.
Plötzlich fielen Schüsse und Jack rollte seine 250 Kilo beiseite, zog zuckend das Haupt ein beim Geräusch der Patronen, die an ihm vorbeizischten. Im Augenblick des Nachladens setzte er zum Sprung an und erwischte den Schützen mit dem Kopf an der Brust. Rippen brachen. Er kickte das Gewehr weg. Innerhalb der nächsten Minuten würde der Kerl nicht wieder aufstehen.
Das gewaltige Brüllen des Löwen verriet Jack, dass Dylan verletzt war und seine Angreifer ihm zusetzten. Er eilte ihm zu Hilfe.
»Das wird schon wieder,« sagte Dylan herunterspielend, als Jack den Streifschuss an seiner Schulter untersuchte. Leider konnte er ihm mit seinen Heilkräften nicht helfen, weil sie nur bei Menschen ihre Wirkung entfalteten, aber ein kräftiger Klaps auf den Rücken tat es auch. Sie zerrten die zwölf angeschlagenen Rebellen in den spärlichen Schatten eines zerklüfteten Felsens und brüllten sie in Gestalt der majestätischen Raubkatzen nochmals furchterregend an. Anschließend befreiten sie die überrumpelten Lkw-Fahrer und die Begleitmannschaft, die der Falke bereits vor dem Angriff hinter einem Steinwall erspäht hatte.
*
Vanessa jubelte, als sie den Brief öffnete und mit fliegenden Fingern das Papier auseinanderfaltete. Sie hatte den Arbeitsvertrag für ihre Assistenzzeit erhalten und würde in dem Krankenhaus weiterarbeiten, in dem sie schon einige Praxiszeiten ihres Studiums verbracht hatte. Im Herbst begann ihr Vertrag – vorausgesetzt, sie legte ihr letztes Examen erfolgreich ab. Endlich würden die finanziellen
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