Verbotene Früchte im Frühling
finden …“
„Nein, nicht das verflixte Pony. Ich rede von dem Ritt mit Lord Llandrindon. Nicht dass ich dich ermutigen will, dich für ihn zu entscheiden, aber auf der anderen Seite …“
„Er war es nicht, mit dem ich gern zurückgeritten wäre.“ Daisy betrachtete den verschmutzten Stoff ihres Rocks und konzentrierte sich darauf, ein Pferdehaar von dem feinen Musselin zu zupfen.
„Deswegen kann man dir keinen Vorwurf machen“, sagte Lillian. „Llandrindon ist nett, aber ziemlich unscheinbar.
Bestimmt wäre es dir lieber gewesen, mit Mr. Mardling zurückzureiten.“
„Nein“, sagte Daisy. „Sicher nicht. Der Einzige, mit dem ich gern zurückgeritten wäre …“
„Nein!“ Lillian hielt sich die Ohren zu. „Sag es nicht. Ich will es nicht hören!“
Daisy betrachtete sie aufmerksam. „Meinst du das ernst?“
Lillian verzog das Gesicht. „Verdammt“, murmelte sie.
„Verdammt, verdammt. Dieser Sohn einer …“
„Wenn das Baby erst geboren ist“, meinte Daisy mit leisem Lächeln, „musst du wirklich aufhören, solche Ausdrücke zu gebrauchen.“
„Dann werde ich mich frei entfalten, bis er da ist.“
„Bist du sicher, dass es ein Junge wird?“
„Das sollte es, denn Westcliff braucht einen Erben, und ich werde mir das hier nicht noch einmal antun.“ Lillian rieb sich die müden Augen. „Da nur noch Matthew Swift übrig bleibt“, bemerkte sie dann, „vermute ich, du wolltest mit ihm nach Hause reiten.“
„Ja, denn … ich fühle mich sehr zu ihm hingezogen.“ Es war eine Erleichterung, das einmal auszusprechen. Bisher war Daisys Kehle wie zugeschnürt gewesen, und jetzt endlich vermochte sie einmal tief Luft zu holen.
„Körperlich, meinst du?“
„Auch in anderer Beziehung.“
Lillian stützte das Kinn auf die Hand, die sie zur Faust geballt hatte. „Liegt es daran, dass Vater diese Verbindung will?“, fragte sie. „Hoffst du, irgendwie seine Billigung zu finden?“
„O nein. Falls überhaupt, so spricht Vaters Wunsch eher gegen diese Beziehung. Ich versuche nicht, ihm zu gefallen. Ich weiß, dass das unmöglich ist.“
„Dann verstehe ich nicht, warum du unbedingt einen Mann willst, der so offensichtlich nicht zu dir passt. Du bist doch nicht verrückt, Daisy. Impulsiv, das schon. Romantisch auch. Aber du bist auch klug genug und verfügst über ausreichend gesunden Menschenverstand, um zu erkennen, welche Konsequenzen eine Verbindung mit ihm hätte.
Ich denke, es liegt an deiner Verzweiflung. Du bist als Letzte von uns noch unverheiratet. Und nun Vaters Ultimatum …“
„Ich bin nicht verzweifelt!“
„Wenn du eine Heirat mit Matthew Swift erwägst, dann halte ich das für ein Zeichen von äußerster Verzweiflung.“
Bisher war Daisy noch nie vorgeworfen worden, leicht wütend zu werden. Das war immer Lillians Fehler gewesen.
Doch jetzt fühlte sie, wie Zorn in ihr aufstieg wie Dampf in einem Kessel, und sie musste sich sehr zurückhalten, um nicht zu explodieren.
Ein Blick auf den gewölbten Leib ihrer Schwester genügte, um sie zu beruhigen. Lillian plagte sich mit vielen neuen Unsicherheiten und Unbequemlichkeiten herum. Jetzt kam zu ihren anderen Problemen auch noch Daisy dazu.
„Ich habe nichts davon gesagt, dass ich ihn heiraten will“, erwiderte Daisy. „Ich will ihn nur besser kennenlernen.
Wissen, was für ein Mann er ist. Ich sehe nicht, was daran schlimm sein soll.“
„Aber das wirst du nicht erfahren“, widersprach Lillian. „Das ist der Punkt. Er wird dir nicht zeigen, wie er wirklich ist. Er wird dich täuschen. Seine Fähigkeit liegt darin herauszufinden, was die Menschen wollen, und es ihnen dann anzubieten, nur zu seinem eigenen Nutzen. Sieh doch, wie er der Sohn wurde, den Vater sich immer gewünscht hat. Jetzt tut er so, als wäre er der Mann, den du dir immer gewünscht hast …“
„Das kann er nicht wissen“, wollte Daisy sagen, aber Lillian unterbrach sie. „Er ist nicht an dir interessiert, weder an deinem Herzen noch an deinem Verstand. Er will Anteile an der Firma besitzen, und er sieht in dir eine Möglichkeit, das zu erreichen. Natürlich versucht er dafür zu sorgen, dass du ihn magst. Er wickelt dich mit seinem Charme ein, bis du am Tag nach der Hochzeit feststellst, dass das alles nur eine Illusion war. Er ist genau wie Vater, Daisy! Er wird dich zerstören, oder dich zu jemandem wie Mutter werden lassen. Willst du so ein Leben führen?“
„Natürlich nicht.“
Zum ersten Mal in ihrem Leben
Weitere Kostenlose Bücher