Verbotene Liebe im Land der roten Sonne
Keefe durch eine Frage von Jemma abgelenkt war, trat Scott dicht an Skye heran, umfasste von hinten ihre Brüste und flüsterte: „Habt ihr beiden euch gut amüsiert? Mich wolltest du ja nicht, sondern nur ihn. Aber täusche dich nicht, Schätzchen. Er reagiert sich nur bei dir ab.“
Scott verspritzte sein Gift wie eine gereizte Schlange. Er war das Opfer blinder Eifersucht. Am liebsten hätte sie ihm ins Gesicht geschlagen, aber sie beherrschte sich. „Ich kann Jemma nur bedauern“, zischte sie und machte sich los. „Du bist ein Schwein!“
Das war eine Beleidigung, aber er nahm sie lächelnd hin. Es gab für ihn keinen Grund, Skye gegenüber fair zu sein. Er begehrte sie nach wie vor und konnte sie nicht ansehen, ohne seine Niederlage zu empfinden. Da er sie nicht lieben durfte, fühlte er sich berechtigt, sie zu hassen. Waren Liebe und Hass nicht zwei Seiten derselben Medaille?
Allein ihre Schönheit brachte ihn in Wut. Wie konnte man erwarten, dass er die langweilige Jemma heiratete? Sie war zugeknöpft wie eine Klosterschülerin. Sie erregte ihn nicht und brachte ihn nicht auf wilde Ideen. Mit ihr würde das Leben todlangweilig sein. Er hätte keinen Gedanken an sie verschwendet, aber sie lockte mit einer netten Mitgift. Was riskierte er schon? Sie würde ihn immer lieben – egal, was er tat. Und er würde tun, was ihm gefiel. Zu dumm von ihr, ihm zu vertrauen! Sie gehörte eben zu den Frauen, für die der Mann, den sie liebten, keine Fehler hatte.
Als er in seinen Gedanken so weit gekommen war, packte ihn kalte Wut. Warum bekam Keefe alles, was er sich wünschte? Warum sollte er auch noch Skye bekommen? Es gab in der Familiengeschichte der McCorys einige dunkle Punkte, die geklärt werden mussten. Dabei ging es besonders um Skyes Mutter. Scott hatte immer angenommen, sie sei von Jack schwanger geworden und hätte ihn daher heiraten müssen. Welchen anderen Grund hätte es für sie gegeben? Sie war immerhin eine Lady gewesen.
Und Jack McCory, dieser unbedeutende kleine Viehtreiber? Seltsam, dass meine standesbewusste Großmutter der Heirat zugestimmt hat, dachte Scott. Solange er denken konnte, war nie über Cathy McCory gesprochen worden, und doch lag sie auf dem Familienfriedhof der McGoverns.
Dafür musste es einen Grund geben. Scott nahm sich vor, ihn herauszufinden.
6. KAPITEL
Lady Margaret saß vor ihrem dreiteiligen Frisierspiegel und betrachtete sich selbst. Sie sah das bekümmerte Gesicht einer achtzigjährigen Frau, das noch deutliche Spuren einstiger Schönheit zeigte. Keefe wollte zu ihr kommen, und sie zitterte bei dem Gedanken, dass jemand ihre Unterhaltung belauschen könnte.
Rachelle war eigentlich nicht neugierig. Scott auch nicht, und außerdem saßen beide mit den Templetons zusammen und spielten Karten. Lady Margaret wusste, dass Jemma es auf Scott abgesehen hatte, und ihre Eltern unterstützten den Wunsch. Sie hatte versucht, mit Jemma zu sprechen und sie vor Scott zu warnen, aber es war nichts dabei herausgekommen. Jemma vergötterte Scott und war blind gegenüber seinen Schwächen. Vielleicht stellte sie sich ihr zukünftiges Eheleben nicht gerade rosig vor, aber sie wollte lieber mit Scott unglücklich als mit einem andern Mann glücklich werden.
Das Gespräch mit Keefe war absolut vertraulich und sollte daher in ihrem Schlafzimmer stattfinden. Lady Margaret hatte nicht vor, irgendetwas zu forcieren. Sie wollte seine Fragen abwarten und darauf antworten, so gut es ging. Über Catherines Herkunft machte sie sich keine Sorgen, dafür umso mehr über ihre Vergangenheit. Eigentlich seltsam, dass sie erst heute Rechenschaft über ihren Schützling ablegen musste. Endlich sollte die Last von ihr genommen werden. Sie war dankbar für die Erleichterung. Geheimnisse zu wahren, konnte ein Fluch sein.
Es klopfte, und auf ihre Aufforderung hin trat Keefe ein. Er lächelte, als er seine Großmuter sah. Sie trug noch das violette Seidenkleid vom Dinner und hatte nur die doppelte Perlenkette abgenommen. Die einzelnen Perlen waren so groß, dass man sie leicht für Imitationen halten konnte – ein lächerlicher Gedanke für jeden, der Lady Margaret kannte.
„Setz dich“, bat sie ihren Enkel und zeigte auf den vergoldeten Lehnstuhl ihr gegenüber, dem Gegenstück zu ihrem eigenen. Die wertvollen antiken Sitzmöbel waren vor langer Zeit von ihrem Mann auf einer Auktion bei Christie’s ersteigert worden.
„Ich setze mich lieber auf das Sofa“, erwiderte er. „Sonst bricht noch ein
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