Verbotene Nähe
Alkoholikerin aus, und er hätte wetten können, dass sie mehr als ein Mal in einer Entzugsklinik gewesen war.
»I-ich wo-wollte Ihnen ni-nicht weh tun.« Sie zeigte mit der freien Hand auf Kate. »Ich ... ich wollte nur, dass er Sie nicht noch mal umbringt.«
Teague wechselte einen bedeutungsschweren Blick mit Kate. Die Lady war voller Tabletten und Alkohol.
»Also haben Sie versucht, sie mit dem Auto zu überfahren?«, sagte er.
»Ein paar Kratzer sind nicht so schlimm wie sterben!« Mrs. Oberlin schaffte es fast, das logisch klingen zu lassen.
»Lieber Gott«, sagte Kate fassungslos zu Teague. »Ich hätte nie gedacht, dass sie das tatsächlich getan hat.«
»Hast du das Messer gesehen?«, fragte Teague. »Das war kein Blumenstrauß, den sie da in der Hand hatte.«
»Sie verstehen nicht.« Mrs. Oberlins Tränen waren versiegt. Ihre Stimme klang schrill. Sie versuchte aufzustehen.
Teague ließ ihr Handgelenk nicht los.
»Was versteht Teague nicht?« Kate scherte sich nicht um ihr teures, aufreizendes Kleid und kniete sich neben Mrs. Oberlin. »Erklären Sie es mir.«
»Kate, das ist jetzt nicht die Zeit für ein gottverdammtes Interview« Teague war so wütend, dass er kaum sprechen konnte. Er hätte Mrs. Oberlin am liebsten Dreck fressen lassen, weil sie Kate solche Angst gemacht hatte. Wäre sie keine Frau gewesen und hätte sie nicht unter Drogen gestanden, dann hätte er es getan. So konnte er seine Wut kaum im Zaum halten. »Ruf die Polizei.«
»In einer Minute.« Kate blieb in der Hocke sitzen und sagte mit einer Stimme, die so sanftmütig war, dass Mrs. Oberlin ihren Widerstand aufgab: »Was versteht Teague nicht?«
»Er wollte Sie ein zweites Mal umbringen. Er hat es schon einmal gemacht.« Mrs. Oberlin artikulierte jedes Wort aufs Genaueste. »Ich wollte Sie verjagen, das ist alles. Sonst hätte er Sie noch einmal umgebracht.«
»Verdammt noch mal, Kate!« Teague wühlte in seiner Jackentasche nach dem Telefon.
»Und Sie sind nicht die Einzige, wissen Sie.« Mrs. Oberlin hielt den Blick starr auf Kate gerichtet, die weichherzige Kate, die ihr zuhörte, als werde sie aus dem Kauderwelsch schlau.
Teague wählte die 911 und forderte einen Streifenwagen an, und zwar sofort.
»Mrs. Blackthorn hat es als Erste begriffen. Sogar noch vor mir. Sie dachte ...« Mrs. Oberlin keuchte, als hyperven- tiliere sie. Dann nahm sie sich zusammen. »Die alte Frau hat sich für unbesiegbar gehalten, und als ich heimkam, war sie ... war sie ... unten ...«
»Atmen Sie erst einmal durch.« Kate strich Mrs. Oberlin das Haar zurück und wartete. Dann fragte Kate: »Wo war Mrs. Blackthorn?«
»Unten an der Treppe. Ihr Hals war gebrochen. Sie haben gesagt... der Sheriff hat gesagt... er hat gesagt, dass sie nach Whiskey gerochen hat, dass sie heimlich gesoffen hat. Aber das hat sie nicht. Als ich dem Sheriff das gesagt habe, hat er gesagt ...« Mrs. Oberlin stockte, als erinnere sie sich an irgendein großes Leid. »Er hat gesagt, vielleicht hätte ja ich sie gestoßen. Aber das habe ich nicht! Ich war gar nicht zu Hause!«
»Ich glaube Ihnen«, sagte Kate beruhigend.
Teague wusste nicht, ob Mrs. Oberlin etwas wusste oder einfach nur eine blühende Phantasie besaß. Dann entschied er, dass ihm das egal war. Diese verdammte verrückte Evelyn Oberlin hatte seine Nacht mit Kate verdorben.
»Dann hat er gesagt, dass er nicht da gewesen wäre, als sie gestorben ist.« Mrs. Oberlin schaute sich um, als fürchte sie sich vor jemandem, und flüsterte. »Aber das war er.«
»Senator Oberlin?«, fragte Kate.
Mrs. Oberlin fing so unvermittelt zu schreien an, dass Kate zurückzuckte. »Natürlich Senator Oberlin!«
Teague packte fester zu.
Mrs. Oberlin wehrte sich kurz, dann gab sie auf.
Sie fuhr fort: »Dann ... dann ... dann habe ich angefangen, mich zu fürchten ... und ich wusste, dass es meine Schuld war.«
»Was war Ihre Schuld?« Kate gab Teague ein Zeichen, die ältere Dame aufstehen zu lassen.
Er weigerte sich mit einem bedauernden Kopfschütteln. Er kannte Fälle wie diesen. Menschen, die wegen ihres Drogenkonsums zwar kaputt waren, aber trotz der körperlichen Zerbrechlichkeit enorme Kräfte entwickeln konnten. Diese ältere Dame hatte zugegeben, Kate verfolgt zu haben - zu Kates Bestem, natürlich. Jetzt machte sie ihren Ehemann für ihre Probleme verantwortlich - der, wie Teague wusste, zwar eine selbstgefällige Ratte war, aber nie in einen Skandal verwickelt gewesen war - und brabbelte, sie habe ihn
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