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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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beibringen. Heute früh, als du noch schliefst, haben John und ich über eure Reise nach Devon gesprochen. John meint, daß ihr Pferd und Wagen dafür werdet stehlen müssen!«
    »Was?«
    »Ja was stellst du dir denn vor?« fragte John ungeduldig. »Ich habe kein Geld, du hast keines und Sally auch nicht, und du wirst nicht glauben, daß wir den weiten Weg zu Fuß zurücklegen können! «

    »Aber ich möchte das nicht! Nicht schon wieder eine Tat, die uns vor den Richter bringen kann! Nicht schon wieder Tag und Nacht Angst haben. Ich halte das nicht mehr aus. Du glaubst nicht, wie schrecklich die letzten zwei Monate für mich waren. Ich fühle mich völlig am Ende und...«
    »O bitte, jetzt stimme nicht eine deiner endlosen Klagen an. Ich verstehe dich, aber es gibt keinen Ausweg. Es ist für mich zu gefährlich, in London zu bleiben, daher müssen wir fort. Siehst du«, John lächelte nun etwas, »das meinte ich, als ich sagte, du gehörtest noch nicht ganz hierher. Du hast es noch nicht gelernt, harte Notwendigkeiten zu akzeptieren.«
    Elizabeth schlug die Augen nieder.
    »Auf diese Weise«, sagte sie, »wirst du nie aus dem Strudel hinausfinden, in den du geraten bist.«
    »Zum Teufel, nein«, entgegnete John mit einem harten Lachen, »aber, mein Schatz, das wollen die anderen doch auch gar nicht. Indem sie uns zu Verbrechern machen, können sie uns am besten unter der Knute halten. Armut, Ausbeutung und Gefängnis, das gehört untrennbar zusammen. Es gibt keine Möglichkeit zu entkommen!«
    Elizabeth strich sich mit einer müden Bewegung die Haare aus der Stirn.
    »Doch«, meinte sie kalt, »schieb nicht alle Schuld ab, John! Du jedenfalls hättest andere Möglichkeiten gehabt. Verarmt, aber wenigstens adelig—du mußtest nicht scheitern. Du wolltest nicht zu den Reichen gehören, die von einem Spiel zum anderen taumeln. Du hast sie bekämpft, und du warst gut dabei. Du warst stark, trotz allem. Obwohl du kein Geld hattest und nie genug zu essen, schienst du so selbstsicher und mutig, daß du sie immer alle beschämt hast. Ach, ich erinnere mich, als sei es kaum einen Tag her, daß ich dich bei Cynthias Hochzeit in Heron Hall erblickte. Du lehntest in einer Tür, abgerissen und elend, doch mit einem Ausdruck von Spott auf dem Gesicht, der jeden im Saal sich betreten abwenden ließ!«
    »Sei vorsichtig, Elizabeth. Ich habe dir das wohl noch nicht gesagt, aber ich habe schon immer nach einer bestimmten Regel
gelebt: Die Beziehung zwischen zwei Menschen ist dann am Ende, wenn sie beginnen einander klarzumachen, wie großartig sie früher einmal waren und wie sehr sich das geändert hat!«
    Elizabeths Augen wurden ganz dunkel.
    »Wie meinst du das?«
    Ehe John antworten konnte, mischte sich Sally ein.
    »Hört auf damit! Dazu ist keine Zeit. Wenn ihr in Devon in eurem Schloß sitzt, könnt ihr euch immer noch beschimpfen!«
    »Wir werden nie nach Devon kommen, da Elizabeth es ja ablehnt, mit einem gestohlenen Pferd dorthin zu reisen«, erklärte John bissig und hustete. Elizabeth funkelte ihn wütend an.
    »So redest du nicht mit mir!« fauchte sie. »Meinetwegen schrei mich an, nenne mich eine dumme, feige Gans, aber laß diesen ironischen Ton!«
    »Verzeih bitte, wenn meine Umgangsformen etwas mangelhaft sind. Du mußt wissen, meine Erziehung war nicht so vornehm wie deine. Wir konnten uns das gewissermaßen nicht leisten und...«
    Elizabeth drehte sich einfach um, verließ die Wohnung und schlug die Tür hinter sich zu. Sie war außer sich vor Zorn. Wie konnte John es nur wagen, seine ganze schlechte Laune an ihr auszulassen? Nur weil sie ihm widersprochen hatte und er das einfach nicht vertrug. Sie lief durch die Gassen, unbekümmert darum, daß der Saum ihres Kleides in den Pfützen schleifte und kalter Regen ihr ins Gesicht schlug. Sie dachte nach. In einem Punkt hatte John recht: Wenn er nicht darauf warten wollte, hier in London erneut aufgegriffen und ins Gefängnis geworfen zu werden, mußte er so schnell wie möglich mit einem gestohlenen Pferd und einem gestohlenen Wagen nach Devon.
    Sie kehrte in die Wohnung zurück, wo Sally über dem Waschfaß lehnte, als sei nichts geschehen.
    »Ist alles in Ordnung?« fragte sie ruhig.
    »Ja. Ich sehe jetzt ein, daß wir nur tun können, was ihr geplant habt. Wir müssen Pferd und Wagen stehlen!«
    »Oh«, machte John verwundert. Elizabeth blickte ihn überlegen an und lächelte.

    »Da du im Augenblick kaum in der Lage sein dürftest, irgendwas zu tun«, meinte

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