Verbrechen im Rampenlicht
verantwortlich sind. Aber
natürlich setzen wir unsere Ideen hier auch um. Dafür haben wir einen Pool aus
festen und freien Kameraleuten, ein eigenes Studio und einen Haufen von Assistenten...
und natürlich jede Menge Praktikanten.« Bei den letzten Worten verschwand ihr
Lächeln. »Früher wurden die meisten Arbeiten von festen Mitarbeitern gemacht,
aber schon vor der Wirtschaftskrise setzte der Trend ein, nur noch Zeitverträge
herauszugeben und feste Stellen durch Praktikanten zu ersetzen. Na, aber das
interessiert euch bestimmt nicht«, unterbrach sie sich selbst. Anscheinend fand
sie, dass sie zu viel verraten hatte. Einen Augenblick später war das Lächeln
jedoch schon wieder da. »Die Shows laufen so erfolgreich, dass Herr Sternkamp
das Angebot der Agentur erweitern konnte. Wir haben eine Tochterfirma in
Berlin, die ausschließlich Soaps produziert. Von dort kommt unter anderem die
beliebte Vorabendserie Verbotene Bisse .«
»Das ist doch die, mit dem
süßen Vampir!«, sagte Gaby entzückt.
»Ich sehe, du bist im Bilde!
Wenn du magst, gebe ich dir ein Autogramm von dem Schauspieler mit.« Natalie
öffnete eine Schublade und holte einen kleinen Stapel Karten heraus, auf denen
ein blasser junger Mann abgebildet war. »Wir haben immer ein paar davon im
Haus.«
»Der ist aber blutleer«, sagte
Karl mit einem Blick auf das Foto.
»Das kommt davon, wenn man zu
wenig isst«, warf Klößchen ein.
»Oder das Falsche«, gab Karl
zurück.
»Jungs! Kommt bitte zurück zum
Thema.« Gaby verdrehte ihre veilchenblauen Augen. »Wir würden gern mehr über
die Produktionen erfahren, Natalie.«
»Also abgesehen von der Firma
in Berlin haben wir hier im Haus auch noch eine Abteilung für Infotainment. Da
geht es um spannende Dokus wie Vogelfrei — Alltag mit den Super-Knasties .«
»Das macht ihr hier auch?«,
fragte Karl überrascht.
»Ja, leider.« Natalie machte
die Schublade wieder zu. »Die Sendung ist sehr heikel. Wir müssen Kontakt zu
Leuten aufnehmen, die eigentlich im Gefängnis sitzen müssten, sich aber bisher
erfolgreich davor drücken konnten. Es gab schon oft Ärger bei den Drehs.«
»Das kann ich mir vorstellen.
Erst kürzlich lief die Sendung mit den Krawallski-Brüdern.«
»Oh je, damit sprichst du ein
besonders unangenehmes Thema an. Die drei haben uns das Leben ganz schön
schwergemacht. Ihnen hat die Reportage überhaupt nicht gefallen. Sie wollten
ganz anders dargestellt werden.«
»Da habt ihr es mit den Urzeit-Beautys wahrscheinlich einfacher«, hakte Gaby nach.
»Ja, aber es ist trotzdem viel
Arbeit.« Natalie ging zur Tür. »Ich zeige euch jetzt mal, wo hier die ganzen
Kreativen sitzen.« Sie führte die drei auf den Flur. Klößchen warf einen
sehnsüchtigen Blick auf den Automaten mit den Snacks und Kaltgetränken, der in
einer Ecke stand. Daneben war ein großer Bildschirm angebracht, über den
Ausschnitte aus Stardust-Sendungen flimmerten — allerdings ohne Ton.
Gerade sah man einen der Krawallski-Brüder, der mit einer schweren Lederjacke
und auffälligen Goldketten um den Hals eine Fußgängerpassage entlang,
stiefelte. Der Untertitel »Uwe Krawallski, Feuerteufel und brutaler Schläger?«
wurde eingeblendet. Danach folgten dramatische Bilder aus der Urzeit-Show. Ein
Model, das überzeugte Veganerin war, musste ein Wildschwein zerlegen und bekam
dabei vor lauter Stress einen Heulkrampf. Schon wurde automatisch auf eine
andere Sendung umgeschaltet und man sah eine Talkrunde zum Thema »Außerirdische
landeten in meinem Schrebergarten!« — mit zwei Ehrengästen aus Bad Finkenstein.
Karl seufzte und schüttelte den
Kopf. »Ehrlich gesagt kann ich mit diesen Sendungen nicht gerade viel anfangen.
Da ziehe ich mir doch lieber eine gut recherchierte Doku rein oder miete mir
online einen guten Film.«
» Stardust wagt so einiges, wenn es um
Einschaltquoten geht. Aber manche Konzepte werden selbst hier abgelehnt.«
Natalie setzte ihren Weg fort. »Dort drüben sitzen übrigens die wenigen festen
Mitarbeiter, die Stardust behalten hat. Die beiden im großen Büro sind
Tina Magerburg und Gerd von Mumpitz, die Erfinder der Urzeit-Beautys .«
Sofort wurden Gaby, Karl und
Klößchen hellhörig. Diese Namen kannten sie von Tim. Es waren die beiden Leute,
die das Casting betreut hatten. Neugierig spähten sie durch die Glastür
hindurch. Die Frau trug kinnlange blonde Haare und rauchte wie ein Schlot, der
Mann war untersetzt und braunhaarig. Das Auffälligste an ihm war die
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