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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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was Emmy Höglund passiert ist?«, fragte er.
    Emmy?
    »Sie hatte nicht so viel Glück wie du.«
    Wer?
    »Sie ist tot.«
    Wer? Wer ist tot?
    Sie glaubte, sie würde verrückt werden. Diese chaotischen Gedanken machten sie vollkommen fertig. Sie gähnte laut.
    »Bist du müde?«
    Sie nickte und stolperte zum Bett. Streckte sich darauf aus. Hörte, wie die Tür geschlossen wurde, gerade als sie die Augen zumachte.

Der Junge
    I ch koche innerlich. Ich trage dieses Sieden ständig mit mir rum. Es wird mich zerstören. Mein Gehirn und mein ganzes Inneres verbrennen. Ich weiß, dass es unausweichlich ist, wenn nichts passiert, das mich, wenn auch nur für einen Moment, abkühlt. Wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch lebe ich rund um die Uhr. Nachts weckt mich der kalte Schweiß. Ich erwache davon, dass die Laken vollkommen durchnässt sind. Ich komme nie zur Ruhe.
    Träume davon, ein ganz normaler Mensch zu werden. Ein Durchschnittsbürger, der zum Fußball geht und mit der Familie Hamburger vor dem Fernseher isst.
    Aber das geht nicht. Ich bin kein normaler Mensch. Ich weiß nicht, was ein normales Leben ausmacht, denn das habe ich nie gelernt.
    Aber ich würde gerne.
    Denn jetzt bin ich ganz allein. Sie sieht mich nicht mehr. Ich halte mich fern. Wenn sie mich nicht will, dann eben nicht! Aber ich kann es nicht lassen, auf großem Abstand zu folgen.
    Das wehende, weiche Haar, manchmal trägt sie es in einem weizenblonden Zopf auf dem Rücken, wie ein Tau, das man packen kann.
    Sie wird es sich überlegen. Ich weiß das. Sie wird es bereuen. Sie wird einsehen, was sie verloren hat.
    Ich habe Ideen. Ich werde mir etwas Schlaues ausdenken. Muss mich deswegen zusammennehmen, ruhig und gelassen bleiben und jedwede Schwierigkeiten mit ihr oder sonst wem vermeiden, solange ich nachdenke. Und das tue ich die ganze Zeit, denn die Gedanken lassen sich nicht abschalten. Sie quälen mich genau wie die Hitze und der Vulkan.
    Alles ist ein einziges Durcheinander. Ein frisierter Motor, den niemand abstellen kann.
    Deswegen halte ich mich weiter auf Abstand. Bleibe meist allein, denn dann kann niemand herausfinden, was passiert ist, und mich mit Ansichten belästigen. Niemand kann mir schaden, und ich kann auch niemandem schaden, und alles wird irgendwie leichter mit etwas Luft um mich herum.
    Wenn meine Konzentration jedoch nachlässt, weiß ich nicht, wohin mit mir selbst. Die Wut macht mich kaputt. Sie nagt innerlich an mir. Ich habe Angst vor ihr. Ich habe Angst vor mir selbst. Ich weiß nicht, was mein Jähzorn anrichten kann.
    Daher warte ich, dass der Vulkan erlischt, damit ich die Kontrolle zurückgewinne. Ich will mich beherrschen können. Cool sein.
    Und ich hatte geglaubt, schon alles über Wut und Erniedrigung zu wissen! Schon vor Jahren alle Grenzen überschritten zu haben, weil ich von klein auf trainiert wurde. Dass ich inzwischen alles ertragen würde. Dass ich vollkommen abgebrüht und nicht kleinzukriegen sei, obwohl ich rein körperlich nicht sonderlich stark bin. Nicht so ein Muskelidiot, der seine Tage im Fitnessstudio verbringt. Verschwitzte Nullen. Eklig.
    Sie können die Welt zerstören, wenn sie wollen. Aber sie können es auch bleiben lassen. Sie können es sich aussuchen. Ich werde es ihm zeigen! Aber auf meine Art.
    Ich werde sie zurückbekommen.
    Meine Stärke ist, dass ich Schweinereien besser aushalte als die meisten. Besser als er. Es gilt nur, die Gedanken zu zähmen und in die richtige Bahn zu lenken. Ich muss mich auf das Wichtige konzentrieren, den Rest auf sich beruhen lassen.
    Wenn ich vor dem Spiegel stehe, versichere ich mir selbst, dass mir meine Furchtlosigkeit Rückhalt bietet. Sie verleiht mir die Überlegenheit des Andersartigen, denke ich, und dann wiederhole ich dieses Mantra.
    Ich bin ihnen überlegen.
    Ich presse die Lippen zusammen. Runzle die Stirn. Sehe hart aus.
    Es ist wichtig, sich nicht unterbuttern zu lassen. Man muss sich Respekt verschaffen, sonst wird man ausgenutzt. Die Spielregeln des Lebens fordern, dass man sich von niemandem unterdrücken lässt. Wer mich angreift, soll meine Härte sofort zu spüren bekommen. Von mir beeindruckt werden, mich vorlassen, weil er weiß, dass ich ihm überlegen bin.
    Ich habe sogar gelernt, die Gewissensqualen von mir zu schieben, die mich trotz allem manchmal befallen. Das passiert aber eigentlich nur dann, wenn Filippa Prügel bekommen hat. Das Schwesterchen. Ich mag sie wahnsinnig! Meine einzige Schwäche ist, dass ich sie nicht in Ruhe

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