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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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Claesson.
    Immer diese Vorsicht, dachte er. Sie war ihm zur zweiten Natur geworden.
    »Das kann ich nicht glauben.«
    Ihre Stimme klang unnachgiebig.
    Er äußerte sich nicht dazu, vernahm, wie sein Magen laut knurrte, und hoffte, dass sie es nicht hörte. Er hatte kaum etwas gegessen, nur ein Butterbrot zu Mittag, und verspürte jetzt einen Bärenhunger.
    »Ich soll meinen Kindern also erzählen, ihr Vater sei ermordet worden?«
    »Wäre es Ihnen lieber, dass ich mit ihnen spreche?«
    »Nein, um Gottes willen!«, rief Nina Bodén und verstummte dann abrupt.
    Ein leiser Plumps war zu hören. Besitzt sie eine Katze?, überlegte Claesson.
    »Wer hätte Jan umbringen wollen?«, fuhr sie zweifelnd fort.
    Trotzdem klang sie nicht sonderlich überrascht, sondern eher neugierig.
    »Es muss sich um einen Irrtum handeln. Die müssen sich geirrt haben. Das kann gar nicht anders sein«, beharrte sie.
    Sie geht davon aus, dass es sich um mehrere Täter handelt, dachte Claesson. Vermutlich hat sie das aus der Zeitung. Bei Schlägereien gingen immer Banden aufeinander los, und bei Vergewaltigungen gab es neuerdings auch immer mehrere Täter.
    »Das lässt sich im Augenblick noch nicht beantworten. Wir müssen erst noch weitere Nachforschungen anstellen. Deswegen würde ich auch gerne wissen, ob Ihr Mann Feinde hatte oder in irgendwelche Auseinandersetzungen verwickelt war.«
    Mit leerem Blick starrte sie auf den Wollteppich unter dem Couchtisch. Er war in hellen Farben gehalten. Die Tischplatte war aus Glas, und er konnte ihre kleinen, knubbeligen Füße in dunkelblauen Socken sehen. Sie war ganz in Blau. Wie bei seinem letzten Besuch.
    Wieder vernahm er ein Geräusch aus einem der Nebenzimmer. Als würde sich jemand im Bett umdrehen. Waren sie nicht allein? Oder hatte sie ihre Katze irgendwo eingeschlossen?
    »Nein«, sagte sie nur und schüttelte den Kopf.
    Irgendwelche Feinde fielen ihr also nicht ein.
    »Jedenfalls hatte er keine Feinde, die in Lund wohnen. Auch keine Freunde. Wir kennen überhaupt niemanden in Lund.«
    Das machte die ganze Sache höchst merkwürdig, da musste er ihr zustimmen.
    »Wenn ich darüber nachdenke, dann kann es sich nur um einen Raubüberfall handeln«, fuhr sie fort. Ihre Stimme klang fest und energisch.
    Claesson sah sie erstaunt an.
    »Können Sie mir das eingehender erläutern?«
    »Die Tasche ist schließlich weg.«
    Er nickte und kam sich dumm vor. Von einer Tasche wusste er nichts. Der Bericht aus Lund war nicht so detailliert gewesen.
    »Wissen Sie, was in dieser Tasche lag?«
    »Unterwäsche zum Wechseln, ein sauberes Hemd, ein Toilettenbeutel, vielleicht ein Buch. Wenn sie am Montag verschwand, enthielt sie vermutlich hauptsächlich schmutzige Wäsche. Er ist an einem Sonntag nach Lund gefahren und hat in der Nacht auf Montag im Patientenhotel übernachtet. Das weiß ich sicher. Sonntagabend habe ich mit ihm telefoniert. Am Montag habe ich mit der Rezeption des Patientenhotels telefoniert, als er nicht nach Hause kam.«
    »Die Tasche enthielt sonst nichts?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe sie nicht gepackt.«
    »Und jetzt ist sie weg?«
    »Ja.«
    Falls es sich um einen Raubüberfall handelte, so ist die Beute mager ausgefallen, dachte Claesson. Nina Bodén hatte sofort, als ihr Mann nicht wie vorgesehen nach Hause gekommen war, alle Kreditkarten sperren lassen. Sie war eine gewissenhafte Person. Damit hätte sie die Polizei jedoch auch daran gehindert, Jan Bodén aufzuspüren. Jetzt spielte es keine Rolle mehr. Wenn er jedoch am Leben geblieben wäre, dann hätte er jedes Mal, wenn er an einer Tankstelle, in einem Restaurant im Hotel oder an einem Fahrkartenschalter mit der Karte gezahlt hätte, Spuren hinterlassen.
    »Die Polizei in Lund hat einen Zettel mit einer Nummer gefunden. Ich weiß, dass man Sie darum gebeten hat, darüber nachzudenken, ob Sie diese Nummer wiedererkennen.«
    »Ich kann diese Nummer nicht in unserem Adressbuch finden. Auch nicht in Jans. Ich habe wirklich keine Ahnung, wem sie gehört. Leider.«
    Sie versuchte, sich das Unbehagen, dass man in den Taschen ihres Mannes eine fremde Telefonnummer gefunden hatte, nicht anmerken zu lassen.
    »Sie finden doch wohl den Täter?«
    Nicht einmal das konnte er ihr versprechen.
    »Wir tun unser Bestes«, meinte er, erhob sich und ging in die Diele.
    Ehe sie die Haustür hinter ihm schloss, fiel ihm auf, dass die Schlafzimmertür auf der anderen Seite der Diele geschlossen war.
    War sie auch schon geschlossen gewesen, als er

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