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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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Dickschiff übern Haufen karjolt.«
    » Ja, das wär ’n Heidenspaß.«
    Der Vorhang zum Deckoffiziersraum verschluckt ihre Stimmen.
    Offiziell und soweit die Besatzung weiß, sind sie unterwegs zu den Flottenmanövern. Die haben vor ein paar Tagen mit Verbandsübungen der Aufklärungsschiffe im Kattegat und in der Nordsee begonnen.
    Der Kommandant hat jedoch einen Geheimauftrag. Er soll in den Firth of Forth eindringen, um die Kriegstauglichkeit der jungen U-Boot-Waffe zu beweisen. Die Aufgabe lautet: Unbemerkt einlaufen, erkunden und wieder auslaufen. Seiler, der Rosyth bereits zweimal von Land her ausgespäht hat, ist als Ortskundiger an Bord kommandiert und soll am Zielort aussteigen. Die Unternehmung ist streng geheim, nur er, der Kommandant, und N wissen davon. Er hat sein Zeug in einem großen Rucksack, der wiederum in einem Seesack versteckt ist, und soll in Schottland zuerst als Wanderer getarnt auftreten. Das ist sein Auftrag, Rosyth auskundschaften und dabei versuchen, so viel wie möglich über britische U-Boote herauszufinden, besonders über die neuen Boote der D- und E-Klasse.
    Nach Rosyth. Der Gedanke legt sich wie ein Gewicht auf sein Gemüt. Die glücklichen Tage, die er mit Vivian dort verbracht hat! Das kleine Hotel, wie hieß es noch? Barston? Nein, Barnton. Wie soll er dort nur mit diesen Erinnerungen fertigwerden?
    Ich werde meinen Auftrag erledigen, denkt er schläfrig, und dann nach Oxford fahren, wie Steinhauer mir aufgetragen hat. Danach gleich nach London und Vivian aufsuchen. Ich muß wissen, was mit ihr los ist. Warum hat sie auf meine Briefe nicht geantwortet? Was, wenn sie einen anderen hat? Dabei war sie doch so leidenschaftlich gewesen. Er will gar nicht daran denken.
    Er wacht auf, als das Schott zum Mannschaftsraum mit lautem Knall zuschlägt. Er fühlt sich wie betäubt, ein dumpfer Druck im Kopf, das muß vom Petroleumdunst kommen. Mund und Nase sind vollkommen ausgetrocknet. Er schwingt die Beine aus der Koje und bleibt einen Moment sitzen. Ein Blick auf die Uhr zeigt ihm, daß es kurz nach sechs Uhr morgens ist. Draußen wird’s noch dunkel sein, die Sonne geht hier erst um Viertel nach sieben auf.
    Das Boot stampft ein wenig auf und ab, läuft also gegen die Seen an. Wenigstens schlingert es nicht. Frische Luft täte jetzt gut, die Nebel aus dem Kopf zu verjagen. Er steigt in die klobigen Seestiefel, zieht die schwere Lederjacke an und geht zur Zentrale. Im Mannschaftsraum spielen die Freiwächter Skat und begrüßen ihn mit einem munteren » Moin, Herr Oberleutnant!«
    Der Kommandant steht mit Obersteuermann Traebert über die Karte gebeugt. Seiler schaut ihnen über die Schulter. Traebert hantiert mit Zirkel und Parallellineal, er zeichnet den Kurs ein. Ein dünner Bleistiftstrich, der sich der Doggerbank nähert. Ihr wirkliches Ziel kennt er noch nicht.
    » Na, ausgeschlafen?«, fragt Weddigen, ohne aufzusehen. » Frische Luft gefällig?«
    » Jawohl, Herr Kapt’änleutnant«, erwidert Seiler. Er entert die Leiter durch den Turm auf, gegen den heftigen Luftstrom, den die Maschinen ansaugen, und ruft durchs offene Luk: » Ein Mann an Deck?«
    » Jawohl«, antwortet Spieß, der Wache hat.
    Drei Leute sind oben, der I. WO , ein Bootsmannsmaat und der Rudergänger. Kaum Platz für einen vierten Mann, also klettert er aufs Achterdeck hinunter und hält sich an einer der Trittmulden fest, denn die Reling ist bereits abgetakelt. Selbst durch die dicken Lederhandschuhe spürt er die Vibrationen der Maschinen. Die See ist ziemlich unruhig, ab und zu kommt Wasser über und schwappt ihm um die Seestiefel, aber die kalte Luft ist köstlich. Er atmet tief durch, füllt die Lungen und spürt, wie der Druck im Kopf allmählich weicht.
    Im Osten zeigt sich bereits ein graugelber Schimmer, von Helgoland ist längst nichts mehr zu sehen. Die Heckflagge, ein heller Fleck im Dunkel, knattert im scharfen Wind. Es wird heller. Graue Wolkenfelder ziehen über den Himmel, der Wind bläst aus Nordwest und treibt weiße Schaumstreifen übers Wasser, salzige Gischt sprüht ihm ins Gesicht.
    Von oben ruft Spieß: » Achtung an Deck! Tauchbereitschaft!«
    Drei Mann kommen aus dem Turm und hangeln sich außen hinunter. Sie müssen die Lüftungsmasten und das hohe Auspuffrohr niederlegen, die Poller versenken, den Flaggenstock einholen.
    Der Bootsmannsmaat baut schon die Brücke ab, die eingeschraubten Relingstützen mit dem grauen Gummistoffbezug, und Seiler beeilt sich, auf den Turm zu kommen und

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