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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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Schatzkanzlers Lloyd George am Abend zum Bankett der City of London für die Bankiers. Lloyd George, als radikaler Pazifist und deutschfreundlich bekannt, warnt in seiner Rede Deutschland vor kriegerischen Aktionen gegen Frankreich im Zusammenhang mit der Marokkokrise.
    Im Anschluß daran verkündet das Blatt, die deutsche Hochseeflotte, bestehend aus sechzehn Schlachtschiffen und vier Panzerkreuzern, sei in See gestochen und in der weiten Wasserwüste der Nordsee verschwunden. Sie könnte, schreibt die Times, wie ein Blitz aus heiterem Himmel einen Schlag gegen die Royal Navy unternehmen. Es folgen beängstigende Spekulationen: Was, wenn die Hochseeflotte, anstatt nach Norwegen zu gehen, direkt nach Portland vorstoßen würde und im Morgengrauen, nach einem nächtlichen Torpedoangriff, die Kriegsschiffe der Kanalflotte dort angreifen würde, Schiffe ohne Dampf, ohne Kohlen und mit reduzierten Besatzungen?
    Seiler läßt die Zeitung sinken und denkt, so ein haarsträubender Unsinn! Die Isle of Portland liegt an der englischen Südküste im Ärmelkanal, ungefähr gegenüber von Cherbourg. Nie im Leben würde sich die Flotte soweit in den Kanal wagen. Denn nach einem Überfall auf die dort liegenden Einheiten wäre sie auf dem Rückweg spätestens in der Enge von Dover erbitterten Angriffen der Royal Navy ausgesetzt. Erhebliche Verluste wären das mindeste, was wir dann zu erwarten hätten. Ebenso undenkbar ist die Weiterfahrt nach Westen mit anschließender Umrundung der Britischen Insel, dazu reicht der Kohlenvorrat der Schiffe keinesfalls, und sie wären noch sehr viel mehr Angriffen ausgesetzt. All das muß man in der Londoner Admiralität doch wissen!
    Offensichtlich will man der Öffentlichkeit Angst einjagen. Wenn die Hochseeflotte in See ist, dann ist sie unterwegs zur jährlichen Norwegenreise mit dem Kaiser an Bord. Und hieß es nicht vor ein paar Tagen, daß die britische Atlantikflotte unter Sir John Jellicoe in Rosyth ist und auslaufen wird, um mit der deutschen Hochseeflotte gemeinsame Manöver in norwegischen Gewässern abzuhalten?
    Er faltet die Zeitung zusammen und überlegt, was er mit dem Tag anfangen soll. Ich könnte die Charing Cross Road hinunterwandern und bei Petermans Buchladen vorbeischauen, ob Vivian da ist. Ob es ratsam ist, sie in Gegenwart ihres Vaters anzusprechen? Vermutlich soll Peterman nichts von unserer Affäre erfahren, auch wenn sie noch gar keine ist. Auf keinen Fall will ich sie in Verlegenheit bringen.
    Er marschiert trotzdem los, bis zum Oxford Circus, weiter in die Charing Cross, und denkt, vielleicht habe ich Glück, und sie ist allein im Laden oder steht sogar vor der Tür. Dann könnten wir zumindest ein wenig miteinander plaudern. Und falls nicht, könnte ich in der Strand etwas frühstücken und dann runter zur Themse gehen, eine Zeitlang dem Betrieb auf dem Fluß zuschauen oder mal mit dem Boot nach Greenwich fahren.
    Doch an der Ecke Cecil Court kommt er sich dumm vor. Morgen sind wir ja ohnehin verabredet. So lange werde ich wohl warten können. Er vergißt, daß er zur Themse wollte, und macht sich auf den Rückweg hinauf zur Goodge Street. Unterwegs wird er irgendwo eine Kleinigkeit essen. Dann sehen, ob ein Brief oder Anruf von Reimers auf ihn wartet, und nachmittags ins British Museum gehen. Den Abend wird er dann einsam in seinem Zimmer verbringen. Und Trübsal blasen, ergänzt er; ich habe nicht einmal etwas zu lesen dort.
    Kurz entschlossen betritt er eine der großen Buchhandlungen. Er fragt nach Spionageromanen, es solle aber nichts von Le Queux sein. Der Angestellte empfiehlt ihm Erskine Childers The Riddle of the Sands, aber das hat er schon gelesen. Der Mann weiß noch zwei, die in Frage kämen, nämlich The Secret Agent von Joseph Conrad und Rudyard Kiplings Kim. Seiler kauft beide, und weil er nicht genug Kleingeld hat, bezahlt er mit einer der beiden Zehn-Pfund-Noten, die Reimers ihm gegeben hat. Das macht ihm kein schlechtes Gewissen, der Geheimdienst soll ruhig auch für seinen Zeitvertreib aufkommen. Wegen denen muß ich ja hier rumlungern und Zeit totschlagen. Eigentlich sollte ich dankbar sein, denkt er, schließlich bin ich froh darüber, wenn ich hier und in der Nähe von Vivian sein kann, Karriere hin, Karriere her.
    London, Petermans Bookshop, 24. Juli 1911, Montag
    » Quetschen Sie aus ihm raus, was möglich ist, aber so, daß er keinen Verdacht schöpft«, sagt Melville in seiner knappen Art, bevor er ihn beim Salisbury absetzt. Drummond geht

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