Vereist (German Edition)
meinst du das?«
»Sein Blutdruck erreicht gerade Rekordwerte, weil einer seiner Exmarshals mit meiner Crew unterwegs ist.« Patrick kaute an seiner Lippe und sah hinüber zu Whittenhall. Bedächtig sprach der Sheriff aus, was ihm dabei durch den Kopf ging. »Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger glaube ich, dass ihm der Häftling Sorgen bereitet. Ich glaube, es geht ihm um Kinton.«
Liam zog die Nase kraus. »Du hast mir gar nicht gesagt, dass jemand mit Brynns Team unterwegs ist. Wer ist dieser Kinton?«
»Alex Kinton ist ein ehemaliger Marshal. Ich weiß nicht, ob er gefeuert wurde, den Dienst quittiert oder sich zur Ruhe gesetzt hat. Aber als ich Whittenhall sagte, dass Kinton heute Morgen hier aufgetaucht und mit meinen Leuten losgezogen ist, sah er aus, als würde er gleich kollabieren.«
»Dort draußen läuft ein Typ rum, der sich als Marshal ausgibt? Und dir wurde gesagt, er müsste unbedingt mit?« Liams Gesichtsausdruck verdüsterte sich zusehends.
»Heute Morgen rief mich jemand an, den ich für Whittenhall hielt. Aber Whittenhall schwört Stein und Bein, dass das Telefonat nicht von seiner Dienststelle kam. Und das glaube ich ihm. Sein Schock war nicht gespielt. Ich nehme an, Kinton hat selbst angerufen und ist dann hier rausgefahren. Auf die Art hat er sich in mein Team geschwindelt und ist jetzt auf dem Weg zur Absturzstelle.«
Liam drehte sich zu dem älteren Marshal, der endlich das Handy in die Tasche steckte. »Hey!« Liam marschierte auf Whittenhall zu. Als Patrick nach seinem Arm griff, schüttelte Liam ihn ab. »Was ist mit dem Marshal los, der mit dem Vorauskommando unterwegs ist?«
Whittenhall wischte sich über die Stirn. Er musterte den jüngeren Mann, der, die Fäuste in die Seiten gestemmt, angriffslustig auf ihn zutrat. Whittenhall warf Patrick über Liams Schulter hinweg einen versengenden Blick zu. Patrick nahm es schulterzuckend zur Kenntnis. Vielleicht hatte Liam ja mehr Erfolg als er. Der Pilot konnte sehr direkt sein und ließ sich nicht so leicht abwimmeln. Liam sagte immer, was er dachte, glaubte selten, dass er sich irrte,und konnte Leute herumkommandieren, ohne dass sie es merkten. Wenn er ehrlich war, wusste Patrick nicht, wie Brynn es mit ihm aushielt. Er selbst ertrug Liam immer nur ein paar Minuten lang. Länger dauerte es selten, bis der junge Draufgänger etwas sagte, das ihn gehörig nervte.
»Alex Kinton ist kein Marshal mehr.«
»Und warum zum Teufel ist er dann dort draußen?«
»Ich habe ihn nicht geschickt.«
»Wer dann?«
Whittenhall rieb die Lippen aneinander. »Keine Ahnung. Ich weiß nicht, wie er von dem Absturz und dem Häftling an Bord erfahren hat.«
»Darrin Besand?«, fragte Liam.
Nach einem überraschten Blinzeln nickte Whittenhall. Ärger trat auf seine Züge.
Eins zu null für Liam
. Patrick hätte am liebsten einen anerkennenden Pfiff ausgestoßen.
»Warum interessiert Kinton sich für das Flugzeug?«, fragte Liam ohne Umschweife.
Whittenhall ignorierte die Frage und zog wortlos das Handy aus der Tasche. Liam rückte ein Stück näher an ihn heran. Patrick hielt den Atem an. Der Pilot bekam aus diesem Kotzbrocken weitaus mehr heraus als er. Sollte er ruhig noch ein bisschen weiterstochern.
Whittenhall blickte zu Liam auf. »Das braucht Sie nicht zu interessieren.« Er verzog das Gesicht. »Wer sind Sie überhaupt?« Er sah Patrick über Liams Schulter hinweg an. Doch Patrick verschränkte nur schweigend die Arme vor der Brust.
Liams Kinn schoss in die Höhe. »Major Liam Gentry, Pilot der 304. Luftrettungsstaffel der Air Force. Wenn das Wetter nicht so beschissen wäre, säße ich jetzt im Hubschrauber und würde bei der Suchaktion helfen. Meine Freundin ist Mitglied des Vorauskommandos, und wenn sie wegen Kinton in Gefahr ist, wüsste ich es gern.«
Patrick applaudierte stumm.
Ein seltsamer Ausdruck trat auf Whittenhalls Gesicht. Zweimal öffnete er den Mund, um Liam zu antworten. Zweimal machte er ihn wieder zu. Schließlich beugte sich der Marshal zu dem jüngeren Mann und sagte scharf: »Kinton hatte vor einem Jahr einen Nervenzusammenbruch und ging auf einen seiner Vorgesetzten los. Der Mann landete im Krankenhaus. Das war der Grund für Kintons Entlassung. Kinton ist besessen von der Mission, Darrin Besand durch die Giftspritze sterben zu sehen, und nichts wird ihn aufhalten. Wenn Kinton mit Ihrer Freundin dort draußen ist, ist sie für ihn nur Mittel zum Zweck, um an Besand heranzukommen. Er wird rücksichtslos
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