Verfehlung: Thriller (German Edition)
Transaktion abgeschlossen ist, verstehen Sie? Wir haben eine Menge Geld in das Geschäft investiert und werden nicht zulassen, dass Sie es uns ruinieren. Falls es wieder ein Problem geben sollte, ist Schluss. Und zwar für alle. Ist das klar?«
»Ja.«
»Ich werde das Mädchen nicht alleinlassen, während wir uns treffen. Falls ich die Leute, die auf Ihre Tochter aufpassen, nicht anrufe und bestätige, dass alles so ist, wie Sie es mir versprochen haben, sehen Sie sie nie wieder – ganz gleich, in was für eine prekäre Lage das mich bringt.«
»Ich sagte es doch schon. Ich tue alles.«
Das Gespräch war beendet.
7
04:00 Uhr
Logan ging in den Raum zurück, in dem Cahill, Judd, Hardy und Washington auf ihn warteten. Erschöpft ließ er sich auf den erstbesten Stuhl fallen. Cahill beugte sich mit gespannter Miene vor.
»Haben sie angebissen?«, fragte er.
Logan nickte. »Neun Uhr im Park bei der Brücke, wie du es wolltest.«
Sichtlich angetan von der Nachricht schlug Cahill mit der flachen Hand auf den Tisch. »Gut gemacht!«
Logan konnte seinen Enthusiasmus keineswegs teilen; außerdem betrachtete er das Telefonat mit Drake keineswegs als persönlichen Erfolg – dazu hallte Ellies unterdrücktes Schluchzen noch zu sehr in seinem Ohr nach. Cahill bemerkte seine gedrückte Stimmung.
»Es ist doch alles in Ordnung, oder?«, fragte er.
Logan fühlte das Gewicht der Ereignisse auf seinen Schultern lasten. Es wurde ihm alles zu viel. Er hatte nichts mit Religion oder Vorsehung oder Aberglauben im Sinn, hatte nie um Hilfe gebeten oder um Beistand bei irgendwelchen überirdischen Mächten ersucht, aber in diesem Augenblick hätte er nur zu gerne einer solchen Schicksalsmacht die Schuld an alldem gegeben, was passiert war, und in einem Gebet Trost gesucht. Vielleicht war das der Grund, warum sich viele Menschen zum Glauben hingezogen fühlten – an einem bestimmten Punkt seines Lebens brauchte wohl jeder etwas, woran er sich festhalten konnte.
»Ich habe mit Ellie gesprochen«, sagte er.
Cahill schwieg, und auch keiner der anderen Anwesenden erwiderte etwas.
»Wenigstens ist sie am Leben. Aber sie haben sie mit einer Pistole bedroht, quälen sie, indem sie sie in akute Todesangst versetzen. Wie kann jemand einem Kind nur so etwas antun?«
»Ich habe schon einige schreckliche Dinge in meinem Leben gesehen«, sagte Hardy. »Es ist nicht zu glauben, zu was für Gemeinheiten die Menschen fähig sind, um einander
wehzutun. Aber daran ist wohl leider nichts zu ändern.«
Logan sah ihn über den Tisch hinweg an. Jetzt erst fiel ihm auf, was der Krieg Hardy angetan haben musste. Er dürfte etwa im gleichen Alter wie Cahill sein, wirkte aber älter. Sein Gesicht war von tiefen Falten zerfurcht.
»Niemand hier hat so viel vom Krieg mitbekommen wie ich«, erklärte Hardy, als hätte er Logans Gedanken gelesen. »Und glaubt mir, ich habe zu viel gesehen. Du kannst dich damit trösten, Logan, dass sie mit dir gesprochen hat. Das bedeutet, dass wir noch eine Chance haben, sie lebend da rauszuholen, und das ist schon mehr als in den meisten ähnlichen Fällen.«
»Ob du’s glaubst oder nicht«, fügte Washington hinzu, »sie hat noch richtig Glück gehabt.«
Logan glaubte ihm aufs Wort, aber das machte es nicht leichter für ihn, mit der Situation fertigzuwerden.
»Die beiden haben recht«, bestätigte Cahill. »Solange sie am Leben ist, sind wir noch im Rennen, und das ist das Einzige ...« Er machte eine Pause, bis Logan ihn ansah. »Und das ist das Einzige, was zählt. Sobald wir sie unversehrt gerettet haben, können wir uns um ihr Trauma kümmern. Um unser aller Trauma. Aber vorerst müssen wir uns darauf konzentrieren, sie da rauszuholen, und alle anderen Gedanken aus unseren Köpfen verbannen.«
»Für euch Jungs ist das einfacher«, sagte Logan. »Ich meine, das ist schließlich euer Job. Ihr kennt euch aus damit. Aber ich? Ich bin doch bloß ein Zivilist.«
Cahill sah Hardy an, damit der Kriegsveteran etwas erwiderte. Logan entging nicht die Bedeutung dieser Geste: Aufgrund seiner Erfahrung war Hardy derjenige unter ihnen, dessen Wort am meisten zählte.
»Es ist nie leicht«, sagte Hardy. »Aber es ist ein Job, und als nichts anderes sehen wir es.«
»Toller Job«, bemerkte Logan.
»Hör mal, ich weiß, dass das für dich ganz schön harter Tobak ist«, sagte Hardy mit Nachdruck. »Aber du musst einfach verdrängen, was das für Unannehmlichkeiten für dich mit sich bringt, und anfangen, dich
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