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Verflucht in Alle Ewigkeit

Verflucht in Alle Ewigkeit

Titel: Verflucht in Alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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    Verzweifelt schüttelte Torn den Kopf.
    Er konnte, wollte nichts mehr hören von all den Bluttaten und dem Hass, der Raserei der Menschen, die sich auf so schreckliche Weise entluden. Aber er konnte nicht anders, als immer wieder hinzuschauen, sah und hörte, wie der Nachrichtensprecher mit bebender Stimme und Tränen in den Augen die letzte Meldung vortrug.
    »Meine Damen und Herren – soeben erreicht uns die Nachricht, dass sich der Präsident der Vereinigten Staaten mit einer Ansprache an die Bevölkerung unseres Landes wenden will. Wir schalten um ins Weiße Haus …«
    Das Bild wechselte, begann in farbigen Streifen zu flimmern. Die Übertragung wurde schlechter – offenbar waren bereits einige Netzwerke zusammengebrochen.
    Dann war der Presseraum des Weißen Hauses zu sehen, der Präsident, der hinter dem Rednerpult mit dem Emblem der Vereinigten Staaten stand.
    Der Mann mit dem weißen Haar, der einst die Werte von Freiheit und Demokratie verkörpert hatte, stand gebückt, schien um Jahre gealtert.
    »Meine lieben Mitbürger«, sprach er leise ins Mikrofon. »Ich weiß nicht, wie viele von Ihnen diese Ansprache noch empfangen können. Wahrscheinlich ist es die Letzte, die ich jemals halten werde. Finsternis ist über uns gekommen, der Zorn Gottes, den wir alle herausgefordert haben. Nun, da unsere Welt in Chaos versinkt, wird uns klar, wie wenig wir in den vergangenen Jahrtausenden erreicht haben. Einsam und auf uns selbst zurückgeworfen, müssen wir uns eingestehen, dass wir versagt haben – wir alle, meine Freunde. Am Ende hat die Bosheit in uns gesiegt, der Hass und die Niedertracht. All unser Streben war vergeblich, die Opfer, die wir gebracht haben im Namen der Menschlichkeit, verblassen angesichts der Gräuel, die wir nun begehen.«
    Er unterbrach sich, schüttelte zweifelnd den Kopf. »Meine lieben Mitbürger, ich sehe keine andere Möglichkeit, als den letzten Schritt zu tun, diese Welt zu verlassen und darauf zu hoffen, dass die Nächste eine bessere werden wird.
    Verzeihen Sie mir …«
    »Nein, Mr. President!«, hörte man jemanden aus dem Off brüllen – doch es war zu spät.
    Der Präsident hatte sich die Kapsel in den Mund geschoben, die er bereits die ganze Zeit über in der Hand gehabt hatte, zerbiss sie, und sofort sprudelte Schaum auf seinen Lippen.
    Im nächsten Moment brach die Übertragung zusammen, wich unruhigem Flimmern. Es war vorbei …
    Gequält wandte sich Torn ab, sank am ganzen Körper zitternd in sich zusammen.
    Sie waren tot.
    Alle.
    Die Menschen, die er geliebt hatte.
    Die Träume, die er gehabt hatte.
    Die Ideale, für die er einst gekämpft hatte.
    Verschlungen von Hass und Bosheit. Das war das Ende.
    Torn hörte leise Schritte neben sich. Zögernd schaute er auf, erblickte zu seiner Überraschung einen kleinen Jungen.
    Das Kind sah krank und elend aus. Sein Gesicht war blass und von Schrammen überzogen, seine Kleider hingen in Fetzen. Hilfe suchend starrte es Torn an, streckte die Hände nach ihm aus.
    »Bitte, Sir«, sagte der Junge. »Helfen Sie mir …!«
    Torn wusste nicht, was er erwidern sollte. Selbst wenn er gewollt hätte – wie hätte er dem Jungen helfen können? Wohin hätte er ihn bringen sollen?
    Es gab keinen Ausweg, keine Möglichkeit zur Flucht …
    Mit stieren Blicken betrachtete er das Kind – und dann wurde ihm klar, wohin er den Jungen zu schicken hatte, wenn er ihn von allen Schrecken erlösen wollte. Die Armeepistole hielt er noch in Händen, hob sie an und richtete den Lauf auf den Kopf des Jungen.
    Er biss die Zähne zusammen, sein Finger krümmte sich am Abzug … doch er konnte es nicht tun.
    Verdammt, was mache ich da? meldete sich sein Verstand plötzlich wieder zu Wort. Ich will ein wehrloses Kind erschießen! Gott verdamme mich – ich bin ebenso wahnsinnig geworden wie alle anderen!
    Torn erschrak vor sich selbst. In einem jähen Entschluss drehte er die Waffe herum, richtete sie nun auf sich selbst.
    Er starrte in die Mündung der Pistole. Sein Inneres war leer und ausgebrannt.
    Dass der Junge neben ihm begann, seine Gestalt zu verändern, nahm Torn kaum wahr. Der Junge begann zu wachsen und gleichzeitig zu altern, seine zerschlissene Kleidung verwandelte sich in einen langen Rock, der Kutte eines Mönchs nicht unähnlich.
    Etwas zwang Torn dazu, seinen Blick von der drohenden Mündung der Waffe zu wenden und aufzublicken – und er schaute in die Züge eines alten Mannes, dessen langer, weißer Bart bis tief über seine Brust

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