Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
verhindern kann. Doch mir ist nichts eingefallen. Der Kerl war bewaffnet. Ich nicht. Held ist nicht so mein Ding. Soll ich mich für einen anderen abknallen lassen? Die Zeit verging. Irgendwann dachte ich, der ist doch weg. Habe ihn nur nicht gehört. Bin wieder nach vorne geschlichen. Doch der stand da noch immer wie eine Statue. Also habe ich mich wieder in mein Versteck verzogen. Keine fünf Minuten später tat sich unten was. Erst Geräusche, dann Stimmen und dann der Knall. Jetzt war’s passiert. Ich habe mir fast in die Hosen gemacht, bin aber trotzdem an die Treppe vor und habe geguckt. Denn ich musste ja zusehen, dass ich wegkam. Da war ein komisches Geräusch, und dann habe ich ihn hinten gehört. An dem Ausgang, wo mein Auto stand. Ich habe noch eine Minute gewartet oder zwei. Und dann nichts wie weg. Die Bullerei war bestimmt schon unterwegs, und wenn die mich da gefunden hätten, dann gute Nacht.« Mit diesen Worten endete Dettmanns Redefluss. Er wirkte erleichtert.
»Den Toten haben Sie nicht gesehen?«, fragte Kirsten.
»Doch, schon, flüchtig. Also, ich habe mir den nicht angeguckt. Er lag ein Stück vor der Säule platt auf dem Rücken, als wäre er einfach umgekippt.«
»Können Sie den Täter beschreiben?«, fragte Dühnfort.
Dettmanns Achseln wanderten nach oben. »Wie denn? Es war beinahe dunkel. Ich habe ihn nur von oben gesehen.«
»Versuchen Sie es.«
Bedächtig zupfte Dettmann sich am Ohrläppchen. »Schwarze Strickmütze. Grauer Arbeitsoverall. Schwarzer Rucksack. Handschuhe. Doch, der trug Handschuhe. Nicht so dicke Dinger, sondern was Feineres.«
Kirsten sah von ihren Notizen auf. »Vielleicht Latexhandschuhe?«
»Nein. Die waren schwarz.«
»Größe? Alter? Können Sie uns dazu etwas sagen?«, fragte Dühnfort. Dettmann konnte das nicht. Die Statur beschrieb er als nicht dick, nicht dünn, sondern normal , soweit er das aus seiner Perspektive hatte beurteilen können. Dühnfort ließ sich die Geräusche näher beschreiben. Aber auch dazu konnte Dettmann keine präzisen Angaben machen. Zuerst Schritte, dann Stimmen. Allerdings hatte er nichts verstanden. Das komische Geräusch präzisierte er als schleifend .
Der Sack mit dem Fugenmörtel. Der Täter hatte ihn also tatsächlich durch den Staub gezogen, um seine Spuren zu verwischen. Bei seiner Flucht hatte Dettmann niemanden gesehen. Nur hinten am Ausgang Petunienweg gehört. »Als ich rauskam, war er verschwunden. Wie von der Nacht verschluckt. Und das war mir recht.«
»Haben Sie gehört, wie ein Fahrzeug gestartet wurde?«
Dettmann dachte nach. »Kann sein. Doch, ich glaub, da war was.«
»Gesehen haben Sie das Fahrzeug aber nicht?«
»Ich habe mich vom Acker gemacht, so schnell ich konnte.«
»Ist Ihnen eine Radfahrerin mit Hund aufgefallen?«, fragte Kirsten.
»Eine Frau mit Hund?« Dettmann schüttelte den Kopf. »Nein. Da war niemand.«
Zu diesem Zeitpunkt musste Gerlinde Weylandt das Anwesen bereits passiert haben. Die Aussage passte zur Spurenlage und zu den Angaben, die Ricarda Nowotny gemacht hatte. Und sie passte zur Theorie, dass zwei Personen am Tatort gewesen waren.
Scharfenberg blickte in die Runde. »Mein Mandant hat eine umfassende Aussage gemacht. Der Mordverdacht ist ausgeräumt, und wegen Diebstahls werden Sie ihn wohl kaum weiter hierbehalten wollen. Sind wir uns einig, dass die vorläufige Festnahme aufgehoben werden kann?«
Man war sich einig. Scharfenberg verabschiedete sich mit Dettmann im Schlepptau.
Kirsten gähnte. Es war schon nach elf. Auch Dühnfort war müde. Er sehnte sich nach Gina. Nach einem Happen zu essen und einem Glas eiskalten Pinot Grigio.
»Und nun?«, fragte Kirsten. »Wie machen wir weiter? Jetzt haben wir nur noch unser Dreamteam Phillip und Christian. Ich drücke uns die Daumen, dass eines der Alibis platzt.«
Sie ordnete Dettmanns Aussage also genauso ein wie er, als glaubwürdig. »Das allein würde uns nicht weiterbringen. Wir brauchen die Waffe oder sonst etwas, das einen der beiden in Verbindung mit der Tat bringt. Und wenn wir das nicht innerhalb der nächsten Stunde schaffen, dann müssen wir die beiden um Mitternacht gehen lassen.«
67
Das Wummern der Beats aus den Discos und Clubs hallte über das in buntes Neonlicht getunkte Gelände der Kultfabrik, zog in rhythmischen Zuckungen durch die Coca-Cola-Road, vorbei an der Tonhalle und dem Heaven’s Gate bis zum Space Burger. Vor dieser Imbissbude stand Alois im Gedränge, aß einen Burger mit Käse und Bacon und
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