Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
Beschädigungsmuster sowohl am Fahrzeug als auch am Schild passen zusammen wie zwei Puzzleteile. Dass Ihr Alibi geplatzt ist, ist angesichts dieser erdrückenden Spurenlage nicht wirklich überraschend.«
Bei diesen Worten fuhr Dettmann zusammen, als hätte er wirklich geglaubt, ein getürktes Alibi könnte ihm helfen. Dühnfort lehnte sich entspannt zurück. Die Botschaft war angekommen.
»Können Sie das näher erläutern?«, fragte Scharfenberg, offenbar gewillt, vom Thema abzulenken und einen Nebenkriegsschauplatz aufzumachen.
»Herr Dettmann wurde gesehen, wie er Montagnacht gegen halb zehn zusammen mit seiner Frau und den drei Kindern in seinen BMW stieg. Die Grillparty war um halb zehn vorbei und nicht nachts um eins.«
»Diese Zeugenaussage würde ich gerne einsehen. Das war es schon? Mehr haben Sie nicht?«
Mit dem Kugelschreiber malte Kirsten Muster auf den Block, der vor ihr lag. Nun sah sie auf. »Die Spurenlage ist eindeutig. Der Staatsanwalt wird Anklage wegen Mordes erheben. Eine vorsätzliche und heimtückische Tat. Das gibt fünfzehn Jahre, mindestens.«
Scharfenberg rang sich ein schmallippiges Lächeln ab. »Ziemlich dürftig. Darauf wollen Sie wirklich eine Anklage stützen?«
Dühnfort bemerkte ein nervöses Zucken in Dettmanns Mundwinkeln. »Zurzeit durchsuchen wir Ihr Haus, Herr Dettmann.«
Die Pupillen zogen sich vor Schreck zusammen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie davon erfuhren. Da hatte seine Frau sich wohl verplappert. »Mein Haus? Wieso denn?«
»Ja, wieso wohl? Wir suchen nach der Tatwaffe und nach Diebesgut.«
»Ich habe keine Waffe. Da können Sie lange suchen, und ich klaue auch nicht mehr. Ich bin doch nicht doof.«
Die Hand des Anwalts landete auf Dettmanns Arm. »Sie müssen sich nicht äußern.«
»Doch, das sind Sie.« Dühnfort ließ Dettmann nicht aus den Augen. »Wir haben in Ihrem Haus jede Menge Diebesgut gefunden. Beispielsweise eine Tischkreissäge der Marke Scheppach. Sie wurde vor drei Monaten auf einer Baustelle in Kirchheim gestohlen. Ich habe heute mit der Eigentümerin telefoniert. Die Seriennummer passt. Im Übrigen zeugt es nicht von übermäßiger Intelligenz, diese Nummer nicht zu entfernen und sogar den Aufkleber des Eigentümers darauf kleben zu lassen. Doch, Herr Dettmann, Sie sind so dumm.«
Dettmanns Kiefer mahlten, seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Er wollte etwas sagen. Doch Scharfenberg bremste ihn.
»Richtig interessant sind allerdings acht Rollen Isoliermaterial, die wir in Ihrem Haus gefunden haben. Sie wurden in der Tatnacht am Tatort gestohlen.« Er machte eine kleine Pause, um dann zum Schlag auszuholen. »Endlich kennen wir Ihr Motiv. Daniel Ohlsberg hat Sie bei diesem Diebstahl überrascht, und Sie haben ihn kaltblütig abgeknallt. Wegen acht Rollen Isomaterial, die ein paar läppische Euro kosten …«
»Nun ist es aber gut. Ihre Phantasie geht mit Ihnen durch. Legen Sie die Tatwaffe vor, samt Fingerabdrücken und DNA meines Mandanten, dann reden wir weiter.« Scharfenberg schob den Stuhl zurück. Dühnfort ignorierte ihn, nagelte Dettmann mit seinem Blick fest. Das musste jetzt absolut überzeugend kommen. »Sie wollen nicht in den Knast. Kann ich sehr gut verstehen. Die Angst, dass die Frau mit einem anderen rummacht. Die Angst, die Firma zu verlieren und das Haus. Sie hatten mehr als einen guten Grund, bewaffnet auf Tour zu gehen …«
»Legen Sie Beweise vor«, fiel ihm Scharfenberg erneut ins Wort. Dettmann hielt Dühnforts Blick nicht länger stand, er wich aus, starrte auf die Tischplatte.
»Sicher ist sicher«, fuhr Dühnfort unbeirrt fort. Es lief in die richtige Richtung. »Das haben Sie doch gedacht. Doch Sie haben keine Sekunde damit gerechnet, die Waffe tatsächlich zu brauchen. Bis dann Daniel hereinspazierte. Daniel hat einfach Pech gehabt. Er war zur falschen Zeit am falschen Ort. Armer Kerl. Spucken Sie es aus. Sie werden sich danach besser fühlen. Sie haben den Jungen erschossen. Wir werden Ihnen den Mord nachweisen.«
Scharfenberg erhob sich seufzend. »Ende der Vorstellung.« Gleichzeitig schnellte Dettmanns Kopf in die Höhe. Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Ich war das nicht. Da war noch ein anderer.« Scharfenberg fuhr seinen Mandanten an: »Sie halten jetzt den Mund.«
Dühnfort verdrehte die Augen und seufzte. »Herr Dettmann. Bitte. Etwas Besseres fällt Ihnen nicht ein?«
»Es stimmt aber. Da war noch ein anderer. Ich gehe doch nicht wegen Mord in den Bau.«
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