Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
gut. Schlurfend kam er an den Tisch, setzte sich und zog den Verschluss der Dose auf. »Daniels Adressbuch und Kontakte habe ich euch schon rausgezogen. Bekommt ihr bis Mittag als Excel-Datei. Das sind seine SMS der letzten Wochen.« Meo reichte Dühnfort einen Stapel Ausdrucke. Er sah sie durch. Nichts, was er nicht schon gestern gefunden hatte, als er sich in Daniels Handy durch die Kurznachrichten geklickt hatte. Die meisten waren an Mika gegangen.
»Soll ich anhand der Anmeldedaten des Handys ein Bewegungsprofil erstellen?«, fragte Meo.
Dühnfort nickte. »Das wäre prima.«
Auf die Minute pünktlich betrat Kirsten den Raum, griff nach einer der Wasserflaschen auf dem Tisch und schenkte sich ein Glas voll. Nur Alois fehlte noch. Dühnfort zog das Handy hervor und entdeckte eine SMS von ihm, die bereits eine Stunde alt war. Komme heute später. Wir bringen Simon ins Krankenhaus. Weshalb ins Krankenhaus? Doch nicht wegen einer Sommergrippe? »Alois kommt später. Wir fangen schon mal an.« Er sah zu Kirsten. »Beginnst du?«
Sie schob den Stuhl zurück und trat an die Magnetwand. Dort heftete sie einen Übersichtsplan der Tatortumgebung neben die Fotos der Spurenlage. Anemonenweg, Petunienweg. Dazwischen ein bebautes Tortenstück Land. Linker Hand der Kreisverkehr. Wiesen und Felder nördlich der Bebauung. Farbige Aufkleber markierten den Tatort, die Wohnung der Zeugin und den Lieferwagen. Sie war tüchtig und arbeitete strukturiert. Das musste Dühnfort ihr lassen.
»Die Nachbarschaftsbefragung ist abgeschlossen. Es gibt einen weiteren Zeugen. Ernst Meyer, verwitwet, wohnhaft im Anemonenweg 22. Etwa zweihundert Meter vom Tatort entfernt. Auch er hat einen Knall gehört und ihn nicht als Schuss erkannt. Zur selben Zeit fuhr unten auf der Straße eine Frau auf einem Rad vorbei. Gerlinde Weylandt, Inhaberin des Bioladens am Bahnhof. Sie und ihr Mann sind gestern früh mit dem Wohnmobil in den Urlaub aufgebrochen. Ziel Bretagne oder Normandie. Leider haben die beiden keine Handys dabei. Die Zeugin ist für uns also im Moment nicht erreichbar. Wie gehen wir vor? Fahndung nach dem Fahrzeug? Reiseruf über den Rundfunk? Oder soll ich die Kollegen an der französischen Grenze um Hilfe bitten?«
»Gibt es noch weitere Zeugen?«, fragte Dühnfort.
Kirsten schüttelte den Kopf. »In Bezug auf die Radfahrerin nicht und auch nicht, was den Lieferwagen angeht. Den hat nur Ricarda Nowotny gesehen. Was auch nicht weiter verwunderlich ist. Er kam aus dem Petunienweg, der ja nur auf der südlichen Seite bebaut ist. Nördlich erstrecken sich Wiesen und Äcker. Im Büro- und Geschäftshaus linker Hand war nachts niemand. Und im Vierparteienhaus rechter Hand sind zurzeit, bis auf einen Mieter, alle in Urlaub. Und der, der da war, hat von dem Trubel nichts mitbekommen. Wie soll ich bei der Suche nach Frau Weylandt vorgehen?«
Die Frau war eine wichtige Zeugin. Er wollte keine Zeit verlieren. »Ich denke, eine Fahndung wird am schnellsten zum Erfolg führen. Veranlasst du das?«
»Sicher doch.« Kirsten wandte sich wieder der Tafel zu. »Der Lieferwagen bog im Kreisverkehr Richtung München ab. Auf der Strecke gibt es zwei fest installierte Überwachungsanlagen. Ich habe die Bilder aus der Tatnacht angefordert. Wenn wir Glück haben, ist der Wagen drauf. Wenn nicht, brauchen wir jemanden, der aus allen Zulassungen blaue und schwarze Lieferwagen herausfiltert.«
Buchholz reckte sich. »Ganz so kompliziert wird es nicht.« Sein Doppelkinn lag in Falten. In das Grau der Stoppeln auf seinem mächtigen Schädel mischte sich mehr und mehr Weiß. Bedächtig blätterte er in seinen Unterlagen. »Am Vorfahrt-gewähren-Schild, gegen das der Wagen gedengelt ist, befinden sich Anhaftungen von dunkelblauem Lack. Wir analysieren das gerade. Kirsten kann mit der Fieselarbeit also warten, bis wir Hersteller, Modell und Baujahr haben. Und dann wird es keine Fieselarbeit mehr sein.«
»Gut. Warten wir das Ergebnis ab. Wie sieht es mit der Waffe aus? Gibt es da Neuigkeiten?«
»Gefunden wurde sie nicht. Die Patrone ist gesichert. Und das ist interessant. Es handelt sich um eine .44er Magnum. Das Kaliber ist für Revolver ausgelegt, weshalb wir uns wegen der fehlenden Geschosshülse den Kopf nicht zerbrechen müssen.«
»Eine .44er Magnum?« Das überraschte Dühnfort. »Da schießt jemand grundsätzlich nicht auf Spatzen.« Bei diesen Worten zuckte Kirsten kaum merklich zusammen.
»Typischerweise wird das Kaliber für Kurzwaffen
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