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Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Titel: Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Und das mit den Drogen, das können Sie vergessen. Damit hatte er nichts mehr am Hut.«
    »Sieht ganz so aus. Wir haben bisher nichts gefunden.«
    Ein erleichterter Seufzer entstieg Obermüller. »Gut. Sonst hätte ich mich in dem Jungen echt getäuscht.«
    »Hatte Daniel Streit oder Ärger mit jemandem? Hatte er Feinde?«
    »Darüber habe ich mir den Kopf zerbrochen. Aber mir fällt dazu nichts ein. Daniel war ein Pfundskerl. Den mochten alle. Niemand hatte mit ihm Zoff. Und er hatte auch keine Weibergeschichten. Mit der Monika Eckel war er ein paar Monate zusammen, bis sie mit ihm Schluss gemacht hat. Das war schwer für ihn. Er hat es nicht verstanden. Da gab es aber keinen anderen Mann, der eifersüchtig auf ihn gewesen wäre. Und selbst wenn, sie hat das ja beendet.« Obermüller inhalierte tief und legte den Kopf in den Nacken.
    »Jemand hatte es aber auf Daniel abgesehen. Er war kein zufälliges Opfer. Kein Streit? Mit niemandem? Wirklich? Denken Sie nach.«
    Durch die Nase blies Obermüller den Rauch aus und schüttelte bedächtig den Kopf. »Nur mit einer Kundin gab es letzte Woche ein wenig Stress. Sie hat ihr Auto aus der Inspektion geholt und gemeckert. Keine Ahnung weshalb. Ich habe nur einen kurzen Wortwechsel mitbekommen. Anscheinend hat Daniel sie dumm angemacht, obwohl das eigentlich nicht seine Art war. Jedenfalls hat sie ihn angefahren. Wie haben Sie mich genannt? Er hatte sich wohl in der Wortwahl vergriffen. Sie hat die Rechnung bezahlt und ist vom Hof gefahren. Wird also nicht so wild gewesen sein, was sie zu bemängeln hatte.«
    Okay. Das war es dann wohl. Kein Anhaltspunkt. Alois erhob sich. Es konnte allerdings nicht schaden, bei der Kundin nachzufragen, weshalb sie mit Daniel aneinandergeraten war. Vermutlich über die Höhe der Rechnung, falls er Arbeiten ausgeführt hatte, die nicht vereinbart und ihrer Meinung nach nicht nötig gewesen waren. Das Übliche halt, wenn man den Wagen in der Werkstatt hatte.
    Er ließ sich den Namen und die Adresse geben und kehrte zu seinem Mini zurück. Als er die Tür öffnete, schlug ihm Gluthitze entgegen. Auf der Motorhaube konnte man vermutlich in Sekundenbruchteilen ein Steak braten. Hemd und Hose aus einem Leinen-Baumwollgemisch waren bei dieser Hitze die richtige Wahl gewesen. Kühl lag der Stoff auf seiner Haut. Einen Moment spielte er mit dem Gedanken, Charlotte Bergmann einen kurzen Besuch abzustatten. Mit etwas Glück konnte er sie vielleicht überreden, die Mittagspause mit ihm zu verbringen – doch plötzlich wurde ihm klar, was er in der letzten Viertelstunde erfolgreich verdrängt hatte.
    Wie Quecksilber in einem Thermometer stieg die Angst um Simon wieder in ihm auf. Was war los? Warum rief Evi nicht an? Keine SMS. Keine Nachricht auf der Mailbox. Er wählte ihre Nummer. Der von Ihnen gewünschte Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar. Er drückte die Nummer weg, wählte Tinos und sagte, dass er sich jetzt für eine oder zwei Stunden ausklinken und ins Krankenhaus fahren würde. Ob das in Ordnung sei?
    »Natürlich. Warst du im Autohaus?«
    »Klar. Daniel hatte keine Feinde. Es gab keinen Stress, bis auf einen kleinen Disput mit einer Kundin letzte Woche. Marlis Schäfer. Sie wohnt hier in Unterhaching. Mit der rede ich später.«
    »Das kann ich übernehmen. Grüß Evi und Simon von mir.«

19
    Ein modernes Einfamilienhaus mit weißer Fassade und großen Fensterflächen. Der Vorgarten war gepflegt, der Rasen geschnitten und jedes welke Blättchen aus den Blumentöpfen gezupft. Auf dem Stellplatz neben der Doppelgarage stand ein Container voller Erde und Kies. Niemand war zu sehen.
    Dühnfort klingelte. Kurz darauf erklang im Rauschen der Gegensprechanlage die Stimme einer Frau. »Ja, bitte?«
    »Dühnfort. Kripo München. Ich würde gerne mit Frau Schäfer sprechen.«
    Einen Augenblick war es still. Nur das Rauschen blieb. »Worum geht es?«
    »Um Daniel Ohlsberg.«
    »Einen Moment.«
    Einen Augenblick später wurde die Tür geöffnet und Dühnfort gemustert. »Kann ich Ihren Ausweis sehen?«
    Er reichte ihn der Frau, die ihn studierte. Marlis Schäfer war etwa fünfzig, hatte jedoch die feingliedrige Figur eines Teenagers. Sie wirkte zerbrechlich. Porzellanteint, weißblonder Pagenkopf, große blaue Kinderaugen. Doch in dieses Gesicht hatte sich ein feines Netz eingegraben. Linien der Verbitterung. Ein irritierender und faszinierender Kontrast.
    Sie reichte ihm den Ausweis zurück und bat ihn herein. Er folgte ihr in die Küche.

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