Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
Britischer Landhauschic in Cremetönen. Offenbar hatte er sie bei der Zubereitung des Mittagessens gestört. »Daniel hat mich doch hoffentlich nicht angezeigt?« Auf einem Brett lag eine halbierte Paprika, die sie in Würfel zu schneiden begann.
»Weshalb hätte er das tun sollen?«
»Na, weil ich ihn beleidigt habe.« Ein überraschter Blick. »Er hat also keine Anzeige erstattet?« Die Brauen schoben sich ein wenig zusammen. »Weshalb sind Sie dann hier?«
»Von dem Mord im Anemonenweg haben Sie nichts gehört?« Das erschien ihm unwahrscheinlich.
»Doch. Es stand in der Zeitung. Ein Drogendealer wurde …« In diesem Moment stellte sie die Verbindung her und ließ das Messer sinken. »Sie meinen, das war Daniel.«
Dühnfort nickte. Sie legte das Messer beiseite und wischte sich die Hände am Geschirrtuch ab. »Das ist … Ich kann mir das nicht vorstellen. Er hat nicht gedealt. Das ist Jahre her.« Sie legte das Tuch weg, zog einen Stuhl heran und setzte sich an den Tisch.
»Sie kennen Daniel also näher. Nicht nur als Kundin im Autohaus?«
»Ja. Natürlich. Daniel war Mikas Freund. Und Mika war die beste Freundin meiner Tochter.«
»Sie sagen war . Gab es Streit zwischen den dreien?«
Wortlos sah sie ihn an. Unvermittelt legte sich ein harter Zug um ihren Mund. »Isa ist tot. Deshalb war .«
»Was ist passiert?« Er setzte sich ihr gegenüber.
»Isa … also eigentlich hieß sie Isabelle, wir haben sie Isa genannt … alle haben sie so genannt.« Marlis Schäfer gab sich einen Ruck. »Sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten. Am 24. Februar. Mein Mann und ich … Wir waren im Kino. Und danach in einer Bar.« Sie presste die Hände an die Schläfen, rang um Selbstbeherrschung. »Wenn wir eine halbe Stunde früher zu Hause gewesen wären … Nur eine halbe Stunde.«
Sie tat ihm leid. Er verstand die Selbstvorwürfe, mit denen sie sich quälte, und eine diffuse Unruhe breitete sich in ihm aus. Was war da los? Zwei Todesfälle innerhalb kurzer Zeit in einer Gruppe von Jugendlichen. War das Zufall? »Weshalb hat Isa sich das Leben genommen?«
»Weshalb? Wegen dieses Kerls hat sie sich umgebracht.« Die Stimme wurde schrill. »Dieser verdammte Sascha ist schuld. Wie konnte sie nur ihr Leben wegwerfen! Wegen eines Jungen, der es nicht wert war, auch nur dieselbe Luft zu atmen wie sie. Dieses intrigante Schwein. Er hat sie benutzt, um vor seinen Freunden cool dazustehen. Erst hat er Isa dazu gebracht, sich in ihn zu verlieben, und dann hat er sie in den Dreck getreten und gedemütigt. Vor allen. Dabei hat sie ihn nicht einmal gekannt. Sie haben sich nur Mails geschrieben. Bis dann … Das Date hat er platzen lassen. Das heißt, er war schon da …« Ein verzweifelter Blick traf ihn. »Isa war hübsch. Sie hat meine Augen und meinen Teint geerbt. Aber sie war dick. Das war einfach so. Wir haben alles versucht, alle möglichen Diäten und Sport. Sogar zum Psychologen habe ich Isa geschleppt. Nichts hat geholfen. Sie hat einfach gerne gegessen, und obwohl sie unter ihrer Figur gelitten hat, konnte sie nicht die Disziplin aufbringen, eine Diät durchzuhalten.« Marlis Schäfer atmete durch, sammelte sich. »Sascha hat sie am Treffpunkt heimlich fotografiert und das Bild auf Facebook veröffentlicht. Natürlich mit einem höhnischen Kommentar versehen. Seine Freunde haben sich nicht mehr eingekriegt. Fette Sau war noch das Harmloseste. Die kriegt im Kino Gruppenrabatt. Wenn sie ins Schwimmbecken hüpft, ist es gleich leer. Als Isa das gesehen hat … Sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten. Und wir waren im Kino.«
Ein Selbstmord aus Liebeskummer. Seine Ursache machte ihn zornig, doch es gab keine Verbindung zum Mord an Daniel. Und diesen zu klären, war seine Aufgabe.
»Entschuldigen Sie. Es ist erst fünf Monate her.« Sie knüllte das Taschentuch zusammen. »Eigentlich wollten Sie mit mir ja über Daniel sprechen. Worüber genau?«
»Es geht um den Streit, den Sie letzten Donnerstag mit ihm hatten. Wie ist es dazu gekommen?«
Ein Schulterzucken folgte. »Es war eigentlich nichts. Ich hatte mein Auto zur Inspektion und habe darum gebeten, die Bremsbeläge zu erneuern. Daniel hat das nicht gemacht, weil sie seiner Meinung nach noch gut waren.« Eine Strähne war ihr ins Gesicht gefallen. Sie strich sie zurück. »Er wusste nicht, dass ich als Studentin einen schweren Unfall hatte, weil die Bremsbeläge an meinem alten Käfer total abgenutzt waren. Seither habe ich einen Spleen und lasse sie
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