Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
war Kfz-Mechaniker. Ein paar Grundkenntnisse in Pharmazie wird man schon brauchen, um das hinzukriegen. Aber schauen wir uns um. Deshalb sind wir ja da. Oben war ich noch nicht. Und auch nicht im Keller. Den nehme ich mir vor.« Alois verließ die Küche, während Kirsten ins Obergeschoss ging und Dühnfort das Wohnzimmer betrat.
Ein Polstersofa mit zerschlissenem Bezug, eine geleerte Wodkaflasche, ein paar Bierdosen. Nach Party sah das nicht aus. Eher nach einem einsamen Besäufnis. Dühnfort blickte in den Garten. Die Pflaumenbäume würden gefällt werden, bevor ihre Früchte reif waren. Kein Strauch und keine Staude, nicht ein Grashalm würden überleben. Alles wurde plattgemacht, damit dann, wie Phönix aus der Asche, Luxusdoppelhaushälften entstehen konnten und sich ein paar Leute eine goldene Nase verdienten. Alles drehte sich nur noch ums Geld. Auch Daniels Dealertätigkeit. Warum? Für eine echte Louis-Vuitton-Tasche?
Einen Augenblick brauchte Dühnfort, bis er darauf kam, was ihn störte, seit Alois Daniels Vorrat auf den Tisch gelegt hatte. Keine Weißen Mitsubishi. Was bedeutete es, dass sie fehlten? Sie enthielten mehr psychoaktive Substanzen als die bunten Pillen, waren daher teurer und die Gewinnmarge größer.
Etwas passte nicht zusammen. Doch die Fakten sprachen eine andere Sprache. Daniel hatte gedealt und sich offenbar mit den falschen Leuten eingelassen. Vielleicht hatte er Geld oder Stoff für sich abgezweigt und so einen tödlichen Fehler begangen.
Alois kam mit einer zerknüllten Mülltüte zurück. »Private banking. Keine Kontoführungsgebühren, aber auch völlig zinslos.« Mit diesen Worten zog er eine verbeulte Blechdose hervor, die eine Tupperdose enthielt, und nahm den Deckel ab. Ein Bündel Geldscheine kam zum Vorschein. »Knapp zweitausend Euro.«
»Prima. Dann sind wir wohl endlich auf dem richtigen Weg.« Daniels Depot an bunten Pillen und sein Lohn dafür waren nun offiziell entdeckt. So würde es im Bericht stehen.
Doch etliche neue Fragen stellten sich. Wer war Daniels Lieferant, wer seine Kunden, wie hatte er sie gefunden und wo den Verkauf abgewickelt?
Es war an der Zeit, mit einem Kollegen der Rauschgiftabteilung zu sprechen und sich schlauzumachen, wie das Zeug heutzutage an den Mann gebracht wurde. Ganz offensichtlich geschah das nicht auf der Straße.
37
»Dass in München verbotene Substanzen so teuer sind, das hat einen Grund. Und der Grund sind wir.« Armin Wallner hakte die Daumen in die Hosenträger. »Besser gesagt, unsere erfolgreiche Arbeit. Verstehst?«
Dühnfort verstand nicht sofort.
»Weil es so schwer ist, ranzukommen an das Zeug.« Wallner war ein rotgesichtiger Mann von Anfang vierzig und Kriminalhauptkommissar im Fachdezernat 8, Rauschgift. »In München gibt es keinen Platz mehr, an dem Rauschgift offen gehandelt oder konsumiert wird. Früher hast du nur zur U-Bahn-Station Giselastraße gehen müssen oder in den Englischen Garten. Da haben wir aufgeräumt, und wir versuchen, keine neuen Szenen entstehen zu lassen. Der einzige Brennpunkt, den wir derzeit haben, ist der Sendlinger-Tor-Platz.«
»München hat also kein Drogenproblem?«
»Das habe ich nicht gesagt. Die Szene organisiert sich nur anders. In konspirativen Zirkeln. Man trifft sich in Privatwohnungen, Cafés oder Gaststätten.«
»Von wem kann Daniel das hier bezogen haben?« Dühnfort breitete Daniels Vorräte vor Wallner aus. Der musterte die bunte Vielfalt. »Sieht nach einem kleineren Produzenten aus. Die spezialisieren sich nicht und rühren mal mehr, mal weniger MDA hinein, färben nach Lust und Laune und prägen nach demselben Prinzip die Symbole ein. Das meiste kommt aus den Niederlanden, seltener aus der Ukraine. Was aber nicht heißt, dass es keine deutschen Hersteller gibt.«
»Welche Kenntnisse braucht man, um Ecstasy herzustellen?«
»Das kann jeder Student nach dem ersten Semester Chemie. Außerdem kann man es in Fachbüchern nachlesen, und im Web kursiert sogar ein Film mit einer Anleitung, wie beim Kuchenbacken. Mit ein wenig Übung kriegt das jeder hin.« Wallner griff wieder nach den Beuteln. »Wenn du einen Tipp willst: Ich denke, ein kleiner Hersteller, relativ neu auf dem Markt. Ein buntes Sammelsurium. Da übt jemand noch. Erinnert mich an die Produktion eines Medizinstudenten, den wir vor vier Jahren aus dem Verkehr gezogen haben. Was hat euer Daniel denn studiert?«
»Er war Kfz-Mechaniker.«
»Autsch. Das passt nicht so ganz. Seht euch in seinem
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